Dirk Westerkamp Bücher






Dirk Westerkamp fragt nach der ästhetischen Erfahrung des Verweilens an Kunstwerken. Verweilen, Kontemplation und Muße stiften einen besonderen Umgang mit Gegenständen und einen besonderen Zugang zur Zeit. Wer sich in die Betrachtung von Kunstwerken versenkt, entrückt gewohnten Zeitbezügen. Im ästhetischen Verweilen geben wir uns Zeit für Erfahrungen mit natürlich und künstlich Hervorgebrachtem. Verweilen entfaltet sich in der Freiheit von Zeit. Als Kontemplation zielt eine solche Erfahrung allerdings nicht nur auf die Freiheit von der Herrschaft der Zeit. Gewonnen wird sie auch in der Erfahrung von Zeitlichkeit selbst. In den Bildkünsten wird diese Kontemplationserfahrung durch unterschiedliche Techniken des Zeitigens bewirkt. Zu diesem Zweck gestalten ihre werkspezifischen Formen des räumlich-flächigen Zeigens ikonisch prägnante Momente. Eröffnet möglicherweise die Versenkung in die Zeitbezüge von Kunstwerken eine eigene Erfahrung ästhetischen Verweilens? Nach allgemeinen Überlegungen zu den Formen der Zeitlichkeit des Verweilens entwirft Dirk Westerkamp im ersten Teil seiner Untersuchung eine allgemeine Theorie künstlerischer Abstraktion und stellt ein relationales Bildmodell zur Diskussion. Anschließend rückt er die theoretischen Überlegungen in die umfassendere zeitgeschichtliche Perspektive ästhetischer Modernität und deutet das ästhetische Verweilen als Form einer modern verwandelten symbolischen Einbildungskraft.
Ikonische Prägnanz gründet in der Ökonomie des Entzugs. Ihre Kunst offenbart sich in dem, was sie nicht zeigt. Ikonische Prägnanz bezeichnet die Verdichtung von Zeit- und Handlungsmomenten im Bild. Der Begriff verbindet gestaltphilosophische Überlegungen zur »symbolischen Prägnanz« (Cassirer) mit ikonologischen Untersuchungen des »prägnantesten Augenblicks« (Lessing). In sechs pointierten Essays, deren Analysekriterien die programmatische Einleitung entwickelt, wird dieses nicht unumstrittene Konzept in der Deutung vormoderner Bildwerke erprobt. Ihre Sujets reflektieren unterschiedliche Zeitverhältnisse: die Entzeitlichung von Präsenz, die Darstellung zeitlicher Allgegenwart, das Verschwinden des Augenblicks in der Zeit, den Zusammenfall von historischer Zeit, Betrachtungszeit und Bildzeit.
Sachen und Sätze
- 416 Seiten
- 15 Lesestunden
Was sind systematische Metaphern? Wie intelligent ist die Buchstabenschrift? Müssen Wahrheitstheorien wahr sein? Dirk Westerkamps Untersuchung widmet sich dem Verhältnis von Sprach- und Kulturphilosophie, das bislang wenig systematisch behandelt wurde. Kulturphilosophie reflektiert kulturelle Tatsachen, wobei Sprache nicht nur als Medium des kulturellen Gedächtnisses, sondern auch als kulturelle Tatsache selbst betrachtet wird. Sie ist eine Voraussetzung für kulturelle Faktizität. Um das dynamische Ensemble kultureller Tatsachen zu erfassen, muss sich die Kulturphilosophie der Sprachanalyse bedienen. Westerkamp analysiert das Verhältnis von Sachen und Sätzen als systematisches Problem und diskutiert die symbolische Reflexivität der Sprache in sprachphilosophischer und wahrheitstheoretischer Hinsicht. Sprache und Schrift werden als symbolische Ordnung kultureller Tatsachen und als Medien unseres Wahrheitsverständnisses thematisiert. Der erste Teil behandelt symbolische Reflexion, Verstehen und Nichtverstehen, Metaphern und Schrifttheorie, während der zweite Teil eine sprachpragmatische Wahrheitstheorie kultureller Tatsachen untersucht. Die gewählte Perspektive vereint historische, systematische und methodische Ansätze, wobei Sprachanalyse, Hermeneutik und Kulturphilosophie in einer spannungsreichen und produktiven Verbindung stehen.
Die philonische Unterscheidung
Aufklärung, Orientalismus und Konstruktion der Philosophie
- 236 Seiten
- 9 Lesestunden
Seit der frühen Aufklärung sind der Philosophie ihre außereuropäischen Traditionen zum Faszinosum geworden – aber auch zu einem historiographischen Problem. Denn sie mussten aus der Fülle der überlieferten Kenntnisse und Dokumente erst konstruiert werden. In diese Zeit fällt die Erfindung der Unterscheidungen von 'orientalischer', 'jüdischer' und 'abendländischer' Philosophie. 'Orientalismus' ist daher kein Streitbegriff postkolonialer Kulturwissenschaften, sondern stammt bereits aus den Kontroversen der Aufklärung, deren Philosophiegeschichtsschreibung das jüdische Denken als Schnittfläche orientalischer und europäischer Denkweisen begreift. Dabei rückt zunehmend eine Unterscheidung in den Blick, die auf den jüdischen Platoniker Philo von Alexandrien zurückgeführt wird: die Differenz zwischen Gott und Logos, zwischen Substanz und Subjekt, zwischen Prinzip und Person im Absoluten selbst.
Metaphysik und Moderne
- 352 Seiten
- 13 Lesestunden
Die Moderne verschließt die anfängliche Offenheit der Metaphysik, und eben dies ist ihr fortwährendes Leiden an sich selber. Denn sie verschließt sie nicht nur, sie neigt darüber auch dazu, sie zu vergessen und im Zurückdenken in diese ihre Herkunft nicht ihr, sondern nurmehr ihrem eignen Schatten in der Gestalt dessen zu begegnen, was Derrida bildkräftig die clôture genannt hat. Die Moderne sucht ihre Offenheit im Anderen. C.-A. Scheier