Das, was am Staat so übel ist, lässt sich nicht durch Reformen, Gewaltenteilung, Wahlen, internationale Verträge oder tugendhafte Politiker ausbessern. Weil der Staat immer eine gewaltsame Herrschaftsstruktur ist, muss er durch herrschaftsfreie Ordnungen ersetzt werden, die selbst nicht staatsförmig sind. Davon sind jedenfalls die Anarchisten überzeugt. Deren unterschiedliche Verständnisse davon, was der Staat ist und tut, wie er entstand und wie man ihn überwindet, werden in diesem Band vorgestellt. Neben den Klassikern Stirner, Proudhon, Bakunin, Kropotkin und Landauer wird die Praxis der jüdischen Russland-Exilantinnen und der spanischen Revolutionäre vorgestellt und die anarchistische Kritik an Gewalt, Entfremdung und Zivilisation diskutiert. Es wird einerseits gezeigt, wie der Anarchismus seine über marxistische und liberale Staatskritik hinausgehende Staatsfeindschaft begründet; andererseits werden Schwächen der anarchistischen Staatsverständnisse deutlich.
Peter Seyferth Bücher



Der Staat kann durch den künstlerischen Ausdruck verstanden werden, mit dem er kritisch legitimiert bzw. delegitimiert wird. Daher ist es politikwissenschaftlich fruchtbar, Dystopien in all ihren Erscheinungsformen zu analysieren: Literatur, Film, Comics, Computerspiele, Karikaturen und Musik. Dystopien sind das Gegenteil von Utopien, stellen also nicht das Ideal, sondern das Schreckliche dar. Entsprechend warnen sie vor falschen staatlichen Tendenzen: Totalitarismus und (Öko-)Diktatur, Überwachung und Übergriffigkeit, staatliche Sicherheit und Gesundheit, Kapitalismus und Neo-Feudalismus – sowie Widerstand dagegen. Im Band werden Dystopien aus allen Phasen der Entwicklung analysiert: von Vorläufern über Klassiker zu den neuesten Formen. Mit Beiträgen von Alexander Amberger | Andreas Brocza | Stefan Brocza | Felicia Englmann | Luis Glaser | Andreas Heyer | Anastasiya Kasko | Alexander Neupert-Doppler | Benedikt Neuroth | Sandra Maria Pfister | Patrizia Piredda | Thomas Schölderle | Maurice Schuhmann | Peter Seyferth | Tobias Weiß
Utopie, Anarchismus und Science Fiction
- 385 Seiten
- 14 Lesestunden
In diesem Buch wird zunächst der Begriff „Utopie“ formal definiert. Daraufhin werden alle Science-Fiction-Texte Le Guins analysiert, denn nicht nur in den bekannten Utopien The Dispossessed und Always Coming Home offenbart sich ihr utopisches Denken. Ihre fundamentale Utopiekritik wird herausgearbeitet. Schließlich wird gezeigt, wie es Le Guin gelingt, wieder positive utopische Gesellschaftsentwürfe denkbar zu machen, was seit den dystopischen Anti-Utopien unmöglich schien. Es werden immer wieder die Einflüsse auf Le Guin deutlich: vor allem der pazifistische Anarchismus, der Taoismus und die Ethnologie.