Breklehem
Roman eines Dorfes
Roman eines Dorfes
Der renommierte Sprachwissenschaftler Uwe Pörksen geht in seinen Aufsätzen den Fragen nach, was eine gute Rede ist und wie diese bei Entscheidungen in der aktuellen Politik eingesetzt wird. Die Kunst der politischen Rhetorik droht oftmals zur Inszenierung zu verkommen. Für Politiker gilt auf den Medienbühnen, möglichst unangreifbar zu formulieren, sich als kompetent und innovativ, durchsetzungsstark und doch nahbar zu zeigen, ohne im Moment des Redens tatsächlich greifbar zu werden. Politische Rhetorik scheint daher heute vor allem antrainierte, vorsichtig berechnende, demoskopisch orientierte Routine zu sein. Dieser Facette der politischen Rede geht Pörksen in seinen Beiträgen nach. Er untersucht aber auch das Programm und die Poetik der Entscheidungsrede, die im Vertrauen auf die Mündigkeit des Publikums in Debatten die entschiedene These und den konzeptionellen Entwurf wagt. Sie zielt nicht zuerst auf die Zustimmung der großen Zahl, sondern regt zur Debatte von Alternativen an, um eine konkrete Situation zu klären. Die Kunst der politischen Rhetorik, so zeigt Uwe Pörksen in seinen Studien zur Macht von Begriffen und Bildern, lässt sich eben nicht nur als Überwältigungstechnik begreifen, sondern auch als die angewandte Ethik der öffentlichen Welt. Sie ist Theorie und Praxis einer eigenständigen, urdemokratischen Suche nach dem gesellschaftlich Vernünftigen und Besseren.
Ernst Jüngers Erlebnis und Wilhelm Lehmanns Deserteur und Luftmensch im Ersten Weltkrieg
In seinem späten Werk „Winter in Wien“ verwendet Reinhold Schneider das „Gen“ der Naturwissenschaftler als Bild für die Wirkungsmöglichkeit eines Autors. Als konturierte Figur kann der Schriftsteller zu einem vergleichbaren Wirkstoff werden, der in den Volkskörper eingeht, Prozesse ermöglicht oder hemmt, ohne sich selbst zu verändern. Unter diesem Gesichtspunkt zweier Gene, zweier Wirkstoffe betrachtet Uwe Pörksen zwei Bücher, die der Erste Weltkrieg veranlasst hat: „In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers“ von Ernst Jünger und den Roman „Der Überläufen“ von Wilhelm Lehmann. Anhand von Sprache, Gattung und des Sprachtyps verdeutlicht er das „Gegenüber“ der beiden Werke.
Einer der intellektuell aufregendsten Orte der alten Bundesrepublik war das 1981 gegründete Wissenschaftskolleg zu Berlin. Hier trafen deutsche und ausländische Wissenschaftler zu einem bis dahin einzigartigen Projekt zusammen. Uwe Pörksen gehörte zu den Fellows des ersten Jahrgangs. Gestützt auf sein Tagebuch, erzählt er anekdotenreich von der illustren Runde am Berliner Halensee und porträtiert mit milder Ironie ihre Protagonisten, darunter Gershom Scholem, Ivan Illich, Jacob Taubes und Hartmut von Hentig. Eine flirrende Atmosphäre. Die Zeit spielte mit. Westberlin lag damals als Insel, von einer Mauer umgeben, mitten in der DDR. Pörksen holt die Jahre zurück, in denen Wörter wie „Elite“ und „Exzellenz“, die heute zu Fahnenwörtern geworden sind (und allerdings meistens nur „Geld“ bedeuten), noch für einen Skandal gut waren. Ein Blick in eine andere Welt. Da ist die herrlich schlagfertige Arroganz des Gründungsdirektors Peter Wapnewski, Scholem, Illich, Montinari, Lepenies werden liebevoll porträtiert, ebenso der gelegentlich irrlichternde Jacob Taubes. Es gibt Diskussionen und Kräche. Der Leser spürt, dass die Zeit in der alten Villa in Grunewald auf jeden Fall eines war: intensiv.
Es ist die Momentaufnahme einer Idylle – und gleichzeitig der letzte Akt eines Dramas, das von Nationalismus und Feindschaft, von kleinen und großen Kriegen, von Ressentiments, Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit gezeichnet ist. Nur ein einziges Foto hat sich erhalten. Es zeigt drei Paare der weit verzweigten Pastorenfamilie Prahl beim Verlassen der Nicolaikirche in Eckernförde. Sie feiern an diesem Tag gemeinsam die goldene, die silberne und die grüne Hochzeit. Es ist ein rauschendes, ein auf den ersten Blick ganz und gar privates, unbeschwertes Fest, das da am 31. August des Jahres 1930 stattfindet. Und doch wird in ihrer Vorgeschichte im Mikrokosmos des Privaten und in dem Geflecht der Stimmen und Schicksale, der vielen Familienerüberlieferungen und Dokumente ein Panorama der Landes- und Zeitgeschichte erfahrbar. Die Auseinandersetzungen und Grenzlandkämpfe zwischen Dänen und Deutschen, das Erwachen des Nationalismus, die Verfolgung national Andersgläubiger, die Toten der fünf Kriege – dies sind, so zeigt der detailgenaue Blick des Schriftstellers Uwe Pörksen, die Signaturen einer Epoche, die das Leben der Feiernden geprägt hat und bis zu ihrer letzten Stunde prägen wird. Der Freiburger Germanist und Schriftsteller Uwe Pörksen – selbst in Schleswig-Holstein aufgewachsen – erzählt in diesem dokumentarischen Roman die Geschichte eines Festes und die Geschichte eines Landes.
Die Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft wurde im April 2004 in Eckernförde, der Heimatstadt des Dichters, gegründet. Ihr Anliegen ist es, das Werk des Dichters einer größeren Öffentlichkeit nahe zu bringen, es vor der Vergessenheit zu bewahren und wieder in den Diskurs der Gegenwart einzuführen. Sie möchte zudem die mit Wilhelm Lehmann und seiner Zeit verknüpften Forschungen und Veröffentlichungen fördern und Einrichtungen unterstützen, die sein Lebenswerk würdigen. Inhaltsverzeichnis: Uwe Pörksen: Wilhelm Lehmann braucht ein Haus in Eckernförde Heinrich Detering: Der verbrecherische Hahnenfuß Wilhelm Lehmanns »Bukolisches Tagebuch« zwischen Romantik und Avantgarde Wilhelm Lehmann: »Bukolisches Tagebuch«: 21. November 1927 Merlin »Bukolisches Tagebuch«: 10. Juni 1928 Uwe Pörksen: Was ist das: Poesie Laudatio für Jan Wagner Jan Wagner: Merlinszeit. Über Wilhelm Lehmann Dankrede Gedichte Wilhelm Lehmanns, ausgewählt von Jan Wagner: Leiser Herbstwind Schattenblume Schnelle Oktoberdämmerung Im Winter zu singen Wolfgang Menzel: Dichtung als Dasein Zum Abschluß der Ausgabe »Wilhelm Lehmann, Gesammelte Werke in acht Bänden« Ricarda Dick: Hinter allem Nicht-Verstehen das Wort. Zum Briefwechsel zwischen Werner Kraft und Wilhelm Lehmann Klaus Johann: »Jedenfalls merken Sie, daß ich gern an Sie schreibe (...)« - Wilhelm Lehmann in seiner Korrespondenz mit Karl Schwedhelm Wilhelm Lehmann: Grille im Tessin
Vorsichtige Überlegungen zur Geschichte und Zukunft des Deutschen
Wird unser Land zweisprachig? Ausdrücke aus Fremdsprachen werden in den Alltagsgebrauch übernommen und insbesondere das Englische wird als eine neue Universalsprache angenommen. Uwe Pörksen betrachtet die Geschichte und Zukunft des Deutschen und stellt fest: Zweisprachigkeit ist in der Geschichte der Menschheit vielmehr ein Normalfall und der internationale Sprachenkontakt bereichert und erweitert jede einzelne Sprache und Kultur.
Schriftstellerinnen und Schriftsteller reflektieren über ihr Leben mit der deutschen Sprache. In den letzten Jahrzehnten haben viele ausländische Autoren die deutschsprachige Literatur bereichert. Was einst als Gastarbeiterliteratur begann, hat sich zur Migrantenliteratur entwickelt und ist durch Initiativen wie den Chamisso-Preis geprägt worden. Diese Literatur ist mittlerweile ein kreativer Bestandteil des literarischen Lebens und hat sich ihr Recht erkämpft, ausschließlich nach literarischen Kriterien beurteilt zu werden. Valerio befragt diese Autoren zu ihren Erfahrungen mit der deutschen Sprache und ihrem Leben in und mit den Worten. Zu den Beiträgen zählen Stimmen wie Marica Bodrožic, Aris Fioretos, Clemens Peter Haase, Adel Karasholi, Navid Kermani, José F. A. Oliver, Emine Sevgi Özdamar, Ilma Rakusa, Tuvia Rübner, Lerke von Saalfeld, Yoko Tawada, Galsan Tschinag und Harald Weinrich. Die Reihe »Valerio« der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung behandelt in unregelmäßigen Abständen aktuelle Themen, die sprachliche, poetologische, ästhetische und kulturpolitische Fragen umfassen können. Jedes Heft hat einen eigenen Herausgeber aus der Akademie, der das Konzept entwickelt und Autoren auswählt, die nicht zwingend Mitglieder der Akademie sind.
Mit einem Brief von Peter Handke zu Wilhelm Lehmann sowie Beiträgen von Jochen Jung, Ulrich Grober, Wulf Kirsten, Hans Dieter Schäfer, Axel Goodbody, Knut Kammholz und Marlies Egge und Gedichten von Daniela Seel, Uljana Wolf und Daniel Falb.
Das zweite Heft des »Journals der Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft« fasst die Beiträge der ersten »Wilhelm-Lehmann-Tage« in Eckernförde zusammen. Beginnend mit einem sehr persönlichen Bild, das die Tochter Agathe Weigel-Lehmann von ihrem Vater zeichnet, begegnen u. a. Ludwig Harig, Heinrich Detering, Harald Hartung und Lutz Seiler dem Dichter, dem Lehrer, dem Romancier und dem Essayisten auf die unterschiedlichste und durchaus auch kritische Weise wieder.