Für eine gezielte und fundierte Auseinandersetzung mit der Rechtsextremismus-forschung bietet dieses Buch sowohl für den Kenner als auch für den Einsteiger eine besondere Herangehensweise. Mittels einer mehrperspektivischen Wirk-lichkeitskonstruktion werden die verschiedenen Perspektiven bzw. Wirklich-keiten des Rechtsextremismus dargestellt, um dadurch den Blick auf die unter-schiedlichen Problematiken zu schärfen, ein tiefer gehendes Verständnis zu er-möglichen und gleichzeitig einen breiteren Zugang zum Thema Rechtsextre-mismus bieten zu können. "Die Autoren starten mit einer kritischen Analyse der Polizeilichen Kriminalsta-tistik und der Verfassungsschutzberichte von 1987 bis 2000. Sie wenden dann den Blick auf Jugendstudien und deren Ergebnisse zu rechtsextremistischen Ein-stellungen Jugendlicher zwischen 1990 und 1999. Auf dieser Da-ten(analyse)basis aufbauend widmen sie sich anschließend der 'theoretischen Wirklichkeit' des Rechtsextremismus, d. h. in exemplarischer Form zwei theore-tischen Konzepten (von Helmut Willems einerseits, Wilhelm Heitmeyer ande-rerseits), die in der allgemeinen und Fachöffentlichkeit hervorstechende Bedeu-tung gewonnen haben. Den Abschluss der Arbeit bildet eine knappe Auseinan-dersetzung mit der 'pädagogisch-praktischen' Wirklichkeit des Rechtsextremis-mus im Rahmen der thematisierten allgemeinen Pädagogisierung gesellschaftli-cher Probleme. Das nun hier vorliegende Buch regt zum Nach- und Weiterdenken an. Es zeugt vom genauen und methodisch sorgfältigen Vorgehen der Autoren. Es bietet eine Fülle von Material, das auch für diejenigen Leser von hohem Interesse ist, die sich auf die theoretischen Vertiefungen nicht einlassen mögen. Ich wünsche dem Buch weite Verbreitung." Prof. Dr. Hans-Jürgen Kerner Direktor des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen
Marc Coester Bücher



In westlichen Demokratien häufen sich Fälle von rechtem Terrorismus. Die innere Sicherheit und das Leben von gesellschaftlichen Minderheiten und in der Öffentlichkeit stehenden Personen werden durch vielfältige Formen schwerer Gewalttaten und Terrorakte bedroht. Begründungen für solche Akte verweisen auf althergebrachten Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus oder Autoritarismus. Ebenso zeigen sich aber auch neue Erscheinungsformen, die auf Verschwörungstheorien und Ideologieversatzstücken aufbauen. Der Band setzt sich zum Ziel, zur Erforschung des gegenwärtigen Rechtsterrorismus beizutragen. Ausgangspunkt ist die Frage, inwieweit es sich bei aktuellen, nationalen und internationalen Attentaten um „neue“ Formen des Terrorismus handelt. Dabei sollen zum einen die weltanschaulichen, strategischen, kommunikativen, praktischen und operativen Dimensionen des Terrorismus beleuchtet werden. Zum anderen soll auch gefragt werden, ob und auf welche Weise diese Erscheinungenmit trans- und internationalen politischen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen zusammenhängen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welchen Einfluss ein gesellschaftlicher Rechtsruck mit entsprechenden menschenfeindlichen Einstellungen in der Bevölkerung und abwertender Hassrede im Internet auf dieses Phänomen hat. Insgesamt scheinen die neuen, neu konfigurierten oder modifizierten Formen rechten Terrorismus viel mit einem veränderten Verhältnis zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen Einzeltäter und globalem Netzwerk zu tun zu haben.
Hate crimes
Das Konzept der Hate Crimes aus den USA unter besonderer Berücksichtigung des Rechtsextremismus in Deutschland
- 515 Seiten
- 19 Lesestunden
Hate Crimes, Hassverbrechen oder Vorurteilskriminalität sind Schlagworte, die in der aktuellen Debatte um Rechtsextremismus einen prominenten Platz einnehmen. Marc Coester beschäftigt sich mit eingehender wissenschaftlicher Analyse aus kriminologisch-sozialwissenschaftlicher Perspektive und in dieser Form ein- und erstmalig mit der Entstehung und Entfaltung sowie rechtlichen Verortung des Konzepts der Hate Crimes aus den USA. Er stellt es dem Konzept des Rechtsextremismus gegenüber und zeigt, ob und gegebenenfalls wie es auch in Deutschland fruchtbar gemacht werden könnte. Hierbei wählt der Autor die Methodik der vergleichenden Kriminologie sowie Rechtsvergleichung, analysiert umfassend sieben Dimensionen beider Konzepte (Begriffe, Entwicklungen, (justizielle) Umgänge, statistische und empirische Profile, Theorien und präventiv-pädagogische Modelle) und stellt diese anschaulich und nach aktuellem Stand gegenüber. Im Ergebnis wird umsichtig und eindrücklich dargelegt, wie es gelingen könnte, entsprechende Konzepte von der einen in die andere Gesellschaft zu übertragen.