Hilda Uccusic Bücher






Dass Manfred M. eine heimliche Sympathie für titanische Untergänge hegte, erfuhr ich bereits kurz nach meiner ersten Begegnung mit dem Zauber Venedigs in den frühen 1980er Jahren. Joachim P., ein Studienkollege, und ich wollten Manfred, einen von Joachims neuen Freunden, in Venedig besuchen. Doch Manfreds Mutter, eine bekannte österreichische Malerin, hatte Besuch von einem deutschen Professor, was uns dazu brachte, in Asolo umzusteigen. Dort wurde Manfred uns bei drückender Julihitze am Bahnhof abholen. Unser Ziel war das versteckte Landhaus seiner Mutter, das wir über einen Fußweg erreichen sollten, der an einer der sublim daliegenden palladianischen Villen vorbeiführte. Die Wanderung war auf eine Stunde veranschlagt, doch sie verwandelte sich ohne unser wirkliches Bemerken in sieben Stunden. Manfred musste den Schlüssel bei einem, wie er sagte, verrückten Bauern abholen, der während der langen Abwesenheiten nach dem Haus sah. Nach langem, orientierungslosem Herumirren im Wald erreichten wir schließlich das einsam aussehende Anwesen, da die Wanderung uns auch mit plötzlichen Wolkenbrüchen bekannt machte, die für diese Gegend und Jahreszeit unüblich waren.
Sollte ich einmal vom Schuldienst befreit sein, werde ich öfter reisen, um in Ruhe zeichnen und malen zu können. So erträumte ich es mir während meiner Unterrichtsjahre, als ich noch keine Gelenkschmerzen hatte. Ich delegierte viele Haushalts- und Gartenarbeiten sowie die Familienbetreuung. Damals bedauerte ich nicht, wenn Pflanzen unter längerer Abwesenheit litten. Seit ich in den frühen 1990er Jahren wieder in Sievering lebe, habe ich viel im Haus und Garten zu tun. Wie Barbara Frischmuth sage ich: Wenn der Garten wieder zum Leben erwacht, gibt es kein Verreisen – höchstens eine Nacht fernbleiben, wobei ich im Hochsommer eine Freundin um Hilfe bitte. Die drei Bücher zu den Themen Bundesländer und Städte, Venedig und Figürlich sollten zwischen 2018 und 2019 erscheinen, wobei Figürlich voraussichtlich erst 2020 herauskommt. Über zehn Jahre kämpfte Karl mit seiner Krebserkrankung, die durch Operationen und Therapien behandelt wurde. 2017 war ein schwieriges Jahr für uns, geprägt von vielen Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten. Dennoch fanden wir Freude an Gartenarbeit und kulturellen Veranstaltungen wie Theaterbesuchen und Konzerten. Diese Erlebnisse lenkten uns ab und bereiteten uns Freude. Unsere Besuche bei den Enkelkindern verwandelten sich zunehmend in Helfer-Stunden. Ab Sommer 2017 wurde die Arbeit am Sievering-Buch undenkbar, während Karl bereit war, viele Behandlungen auf sich zu nehmen, um das drohende Lebensende
[Hilda Uccusic – Werkverzeichnis, 3. Teil. Texte von Eva Bakos, Edith Buhl, H. Christian Ehalt, Helga Gfatter, Michael Heltau, Karl Mader, Franz Probst, Franz Rath, Brigitte Simma-Krieg, Franz Smola, Rudolf Szedenik, Karl Wiltschko …] Meine ursprüngliche Idee zu diesem Buch war die Thematik »Unser Garten in Sievering (Zeichnungen und Aquarelle)«. Während der vielen Entwurfsarbeiten erweiterte sich die Thematik auf das »Dorf« Sievering, die Umgebung, Vegetation und fremde Gärten. Die »Gschichterln«, die mir immer wieder einfallen und die als Begleittexte auf der linken Seite aufscheinen, hätten in einem soliden Katalog oder Kunstbuch nichts verloren. Aber hier versuche ich, Alt-Sieveringer Zustände in Erinnerung zu bringen. […] ( Hilda Uccusic in der Einleitung)