Salomea Genin war sechs Jahre alt, als sie 1939 von Berlin nach Australien emigrierte. Sie kehrte nach West-Berlin zurück, wo sie 1961 vom MfS angeworben wurde. 1963 siedelte sie in die DDR über und arbeitete lange bei Radio Berlin International. 1971 wurde sie Mitglied der Jüdischen Gemeinde Ost-Berlins.1982 brach sie mit dem MfS.
'Aus Erzähltem und Verschwiegenem, aus Wissen, Gefühl und Phantasie' spürt die Autorin die Geschichte ihrer jüdischen Großeltern in Lemberg/Galizien nach. Vor diesem Hintergrund beschreibt sie das bewegte Leben ihrer Mutter Scheindl und ihre eigene Kindheit am Vorabend des 2. Weltkrieges im nationalsozialistischen Berlin. Von ihrem streng-religiösen Vater wird Scheindl deswegen für tot erklärt, weil sie entgegen seinem Willen den jüdischen Sozialisten Avram Genin im österreichischen Gefängnis von Budapest geheiratet hat, wo er mitten im 1. Weltkrieg als russischer Staatsbürger interniert war. Das Paar zog nach Krakau, anschließend nach Berlin, wo Salomea, die dritte Tochter, im Jahre 1932 zur Welt kommt - als letzter Versuch Scheindls, ihre Ehe zu retten. Ab 1936 schlägt sich Scheindl allein in der Großstadt Berlin durch, bis sie sich im Mai 1939 zusammen mit ihren Töchtern nach Australien retten kann. Dieses bewegende Buch beschreibt, wie das Kind Salomea die Trennung ihrer Eltern und den Haß 'im Namen des deutschen Volkes' traumatisch erlebt und welche folgen für die erwachsene Frau sich ergaben. Im Nachwort beschreibt der Herausgeber der Reihe 'Lebensbilder', Wolfgang Benz, wie die Autorin nach Ostberlin zurückkehrte und wie die Geschichte weiterging. Die Genius leben heute über die ganze Welt versprengt, in Brasilien, Israel, Australien und in den USA.