Zeitenwandel
Transformationen geschichtlicher Zeitlichkeit nach dem Boom
Die Frage nach dem Wandel geschichtlicher Zeitlichkeit in den 1970er und 1980er Jahren prägt das erkenntnisleitende Interesse des Bandes. Die zugrunde liegende These besagt, dass die Transformation der Verständnisse von Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit sowie von Fortschritt und Geschichte sowohl Indikator als auch Faktor tiefgreifender sozioökonomischer und politischer Wandlungsprozesse nach dem Boom war. Anstelle von Fortschritt und Machbarkeitsglauben traten apokalyptische Visionen atomarer und ökologischer Katastrophen sowie eine Diskreditierung von Utopien. Die einst „offene Zukunft“ wurde zu einer Projektionsfläche für Bedrohungen, die es zu verhindern galt. Dies führte zu veränderten Deutungen von Gegenwart und Vergangenheit. Neben einer traumatischen Vergangenheit, die nicht vergehen wollte, erinnerte man sich nostalgisch an verschiedene Vergangenheiten, die Orientierung boten, wo die Gegenwart versagte. Ein Beispiel hierfür ist die Flut an Postismen, mit denen sich Zeitgenossen zu verorten versuchten. Die Konjunktur der Selbstbeschreibungen Postmoderne und Posthistoire zeigt, dass ein Bruch mit längerfristigen Strukturen diagnostiziert wurde und dass es im Kern um die Fragen von Zeit und Geschichte ging.



