In diesem Buch wird der Versuch unternommen, einen Grundriss des materialistischen Denkens über Musik zu entwerfen, sofern sich dieses auf marxsche und marxistische Ideen beruft. Zum einen sollen dessen in der Philosophie verankerte Kernprobleme freigelegt werden, zum anderen wird nach der Stichhaltigkeit und der Tragfähigkeit marxistischer Denkfiguren in Musikästhetik und -historiographie gefragt. Anstelle einer chronologischen oder positivistischen Materialsammlung werden zentrale Problemfelder behandelt, die sich aus Quellen ableiten lassen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland entstanden oder rezipiert worden sind. So wie sich einerseits dabei die Zeitlosigkeit marxscher Ansätze herausstellt, so kann andererseits gezeigt werden, dass die Fixierung des bisherigen marxistischen Musikdenkens auf bestimmte Realismuskonzepte eine einseitige und verengende Rezeption des marxschen Denkens darstellt.
Andreas Domann Bücher


Der Postmodernebegriff, Etikett für ein breites Panorama gesellschaftlicher und kultureller Phänomene der jüngeren Vergangenheit, bestimmt seit dem Beginn der achtziger Jahre Teile der Musikwissenschaft. Das Problem, inwiefern sich postmoderne Positionen, Ideen oder wissenschaftliche Methoden auf Fragen zur Musik übertragen lassen, provoziert seitdem höchst divergierende Deutungen und Wertungen historischer wie ästhetischer Sachverhalte. Diese Kontroverse basiert auf einem philosophischen Diskurs über das Verhältnis von Moderne und Postmoderne und ist in hohem Maße durch den französischen Poststrukturalismus inspiriert. Die hier vorliegende Untersuchung will selbst keine Bestimmung des Postmodernebegriffs liefern, sondern - gewissermaßen von einer Meta-Ebene aus - diesen Diskurs auf seine impliziten Urteils- und Deutungsmuster zurückführen. Dabei zeigt sich, dass - aller vordergründigen Fehden zwischen Verfechtern und Verächtern der Postmoderne zum Trotz - sämtliche Parteien des Diskurses durch Normvorstellungen zusammengehalten werden, die in der Moderne und der Aufklärung wurzeln.