Volker Renner Bücher






Zur Fußball WM 2018 erscheint Volker Renners Antwort auf das klassische Panini-Album. Sein Künstlerbuch Heldenteile ist eine Hommage an den Starschnitt und seine Helden, denn nur diese gehören in Lebensgröße an die Wand. Die 1974 zur ersten Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland in der BRAVO erschienen Starschnitte der Top-Spieler Günter Netzer, Jürgen Grabowski und natürlich Kaiser Franz sind nun in all ihrer Pracht in diesem Heft vereint. Man stößt auf stramme Waden, göttliche Hände, wilde Mähnen und das wichtigste Teil des Mannes, alles fein säuberlich zerlegt wie in einer Sammlung antiker Skulpturen oder an der Fleischtheke des Supermarkts. Um das Puzzle zu lösen und die Helden des Fußballs in ihrer einstigen Größe auferstehen zu lassen, benötigt man allerdings zwei Ausgaben des Hefts (weil Vor- und Rückseiten zu berücksichtigen sind), das für wahre Sammler obendrein mit zwei verschiedenen Covern aufwartet.
Jackson Pollocks »Convergence« von 1952 ist eines der bekanntesten »Drip-Paintings« des amerikanischen Malers und wurde 1964 erstmals als Puzzle veröffentlicht. Seitdem wurden mehrere 100.000 Exemplare verkauft, und es gilt als eines der schwierigsten Puzzles der Welt, obwohl es ursprünglich nur 340 Teile hatte. Heute wird es als 1000-Teile-Puzzle angeboten, was das Scheitern nahezu vorprogrammiert erscheinen lässt. Ein Selbstversuch zeigt die Herausforderungen: An guten Tagen findet man mehrere passende Teile, an schlechten jedoch gar keine, da das Motiv verworren und die Ausschnitte zusammenhanglos wirken. Ein Amazon-Rezensent warnt: »May lead to insanity in previously sane people; may bring sanity to previously insane people.« Möglicherweise hätte das Puzzle Pollock bei seinen psychischen Problemen geholfen, wahrscheinlicher ist jedoch, dass es Puzzler in den Wahnsinn treibt und sie mit dem Scheitern konfrontiert. Doch es schult das genaue Sehen, da nur durch den Vergleich der verschiedenen Ebenen der Reproduktion das Rätsel gelöst werden kann. Dieses »vergleichende Sehen« wird auch im Künstlerbuch von Volker Renner deutlich. Für »Reconstructing Jackson Pollock« hat er jedes Puzzle-Teil auf Leinwand fotografiert und in einer Serie angeordnet. Dadurch wird das Puzzle nicht nur zu einem Bild, sondern auch zu einer Metapher für die Fotografie, die stets einen Ausschnitt der Realität darstellt, deren Verhältnis zueinander weite
Die Perser
- 128 Seiten
- 5 Lesestunden
Die Perser ist das neueste Künstlerbuch von Volker Renner, das aus seiner Reise nach Iran hervorgeht. Es beginnt mit Aufnahmen von Teppichen, die Renner in Geschäften fand. Diese Teppiche zeigen nicht die erwarteten traditionellen Motive, sondern barocke Salonsituationen und surrealistische Landschaften, die in einem Katalog der Absurditäten miteinander verschmelzen. Renner präsentiert die Teppiche in Schwarz-Weiß, ähnlich alten Stichen, und vertieft damit das Wechselspiel zwischen Original und Fälschung, Kunst und Kitsch, Tradition und Gegenwart. Sein Blick wandert von den Wandteppichen in den privaten Innenraum, wo er weitere Formen der Simulation entdeckt, wie plastische Obststücke oder keramische Kaminholzscheite. Diese stilisiert er zu archäologischen Funden aus der Zeit der Perserkriege und schlägt so eine Brücke zum Außenraum. Dort wird sein Blick ins Leere gelenkt, denn im öffentlichen Raum ist alles reglementiert, auch das Fotografieren. Auf das Fotoverbot reagiert Renner mit versperrten Blicken und zeigt den scharfen Kontrast zwischen Innen und Außen, Wandbild und Wirklichkeit, Komödie und Tragödie.
Tiré de Worldcat: "Bilder von Spaghetti durchkreuzen fehlende Sehenswürdigkeiten und andere Hinterlassenschaften."
F for food
- 52 Seiten
- 2 Lesestunden
Tiré du site Internet de Textem Verlag: "Eine Ode an die deutsche Küche. F for food als Anlehnung an den Orson-Wells-Film "f for fake". Hier ist alles falsch und das mal ein- und dann ausgepackt. Ein Trend, der sich auch in sozialen Netzwerken grosser Beliebtheit erfreut. Protagonist an- und ausgezogen oder wahlweise verpackt und entpackt - und Essen steht ja eh hoch im Kurs als Fotomotiv."
Aangeschoten
- 128 Seiten
- 5 Lesestunden
"Eine Unschärfe durchzieht dieses Buch--am besten betrachtet man es mit einem Glas in der Hand oder einem schweren Kater. Wer kennt ihn nicht, diesen Zustand nach einer langen Nacht zu Gast in einer fremden Stadt. Die Flaschen kann man kaum noch zählen und nur ein weiterer Gang zum Weinladen verhindert die Eskalation einer eh schon gereizten Missstimmung. Man schleppt sich vorbei an den Szenerien des Vorabends oder -morgens und was einem hilft, ist manchmal nur die kühle Luft einer Kathedrale, ein Zoobesuch oder der Ritt durch eines der unglaublichsten Museen der Welt. Aber auch hier ist man schnell, schnell auffällig. Wie von einem Projektil getroffen, wankend und der Ohnmacht nahe."--Publisher's website.
Long time no see
- 223 Seiten
- 8 Lesestunden
Der Titel spielt auf eine Begrüßungsfloskel an, die in diesem Kontext wörtlich interpretiert werden könnte. Bei einer Autofahrt durch Amerika, von der Atlantik- zur Pazifikküste, sieht man lange Zeit kein Wasser. Stattdessen werden Motive aus dem Inneren der USA präsentiert, die oft mit dem Bible-Belt oder Rust-Belt assoziiert werden und für konservative Haltungen sowie veraltete Infrastrukturen stehen. In diesem 220 Seiten starken Band versammelt Volker Renner Aufnahmen, die durch pointierte Close-ups bestechen. Ein Beispiel ist eine Bibel auf einem Hotel-Putzwagen, verziert mit dem Satz 'PRAISE „BOB“ ATHEISTS MAKE BETTER LOVERS', was auf fragwürdige Reparaturen und Schäden hinweist. Die Bilder thematisieren alltägliche Missstände: Frostschäden, Wasser- und Brandflecken, und das Dilemma, Hotelüberdecken mit Teppichböden in Einklang zu bringen. Die kognitive Leistung des Gehirns wird angesprochen, wenn wir Wasserflecken an der Decke oder Kerben am Fernseher übersehen. Diese Grobheiten sind überall präsent, doch das Gehirn schützt uns davor, sie zu bemerken. Die Anarchie und Poesie des Verfalls werden durch eine Grundreinigung und Renovierung konfrontiert. Man muss nicht in die USA reisen, um solche Motive zu entdecken; Renner zeigt sie eindrucksvoll auf seinen Fotos.