Vor 400 Jahren wurde Sibylla Schwarz in Greifswald geboren, mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Mit 17 Jahren starb sie an der Ruhr. In diesem kurzen Leben verfasste Sibylla Schwarz über hundert Gedichte von großer poetischer Kraft, die auch von einem erstaunlichen Selbstbewusstsein als Bürgerin, Dichterin und Frau zeugen. Ihr Gedicht “Ein Gesang wider den Neid” wurde von der Literaturwissenschaftlerin Erika Greber als das “wohl erste kompromisslos feministische Gedicht der Weltliteratur” angesehen. Fast zwei Jahrhunderte gehörte die Barockdichterin zu den bekanntesten weiblichen Namen der Literatur und geriet dann in Vergessenheit.Max Baitinger hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sibylla Schwarz aus der Vergessenheit zu holen. Er verbindet Leben und Werk der Barockdichterin mit seiner ganz eigenen Betrachtung ihrer Person und lässt die Leser:innen am Entstehungsprozess seiner Comicbiografie teilhaben. Für “Sibylla” wurde Max Baitinger 2020 mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung ausgezeichnet.
Max Baitinger Bücher






In Zeiten von Unsicherheit und Aufruhr ist es gut, einen inneren Rückzugsort zu haben. Besonders wenn man als Künstler auf Unverständnis stößt, oder in einem unvorsichtigen Moment vom ruhelosen Internet angesprungen wird. „Happy Place“ von Max Baitinger versammelt Geschichten über die Suche nach Balance in einem Alltag voller Absurditäten. In dem Ärzte Maschinen mit der Diagnose von Patienten beauftragen und man zugleich von seinem eigenen Computer gefragt wird, ob man ein Roboter sei. In dem man für die Gesundheit blaue Flecken aus dem Sportstudio in Kauf nimmt, und einen das griesgrämige Steuersystem vom Fenster aus beobachtet. Um bei all dem nicht das Gleichgewicht zu verlieren, hilft es, den Tag mit Yogaübungen zu beginnen und einmal tief durchzuatmen. Schließlich will man bereit sein für den Besuch der Inspiration und von aufdringlichen Mitmenschen. Und wenn am Ende doch alles zu viel wird? Ganz einfach: Träume von besseren Orten und streichle die Tiere.
Röhner
- 212 Seiten
- 8 Lesestunden
„Röhner“ ist ein Kammerspiel. In klaren Linien und knappen Texten wird vom neurotischen P. erzählt, der ein Eremitenleben in zweckmäßiger Symbiose mit seiner unbekümmerten Nachbarin verbringt. Von der Zubereitung des Kaffees bis zur Pflege der Zimmerpflanzen läuft alles im Takt. Mit dem überraschenden Eintreffen Röhners – einer alten Bekanntschaft – ändert sich der Rhythmus. Während Röhner eine innige Beziehung zur Nachbarin aufbaut, wird er für P. zur psychotischen Zumutung. P. spielt im Geiste verschiedene Szenarien durch, wie er den ungeliebten Gast loswerden könnte – unfähig, Röhner direkt nach seinen Abreiseplänen zu fragen. Als P. sich endlich aus seinen Gedankenschleifen befreit und Maßnahmen ergreift, setzt er seinen fragwürdigen Plan mit demselben pedantischen Fokus um, den er beim Kaffeekochen pflegt.
Hallimasch
- 200 Seiten
- 7 Lesestunden
Dietrich, genannt Dietz, ist 48, verheiratet, hat zwei Töchter und arbeitet als Ingenieur in Düsseldorf. Zusammen mit Volker, einem Musiker und notorischen Langfinger, fährt er übers Wochenende nach Leipzig, um nach Jahren den gemeinsamen Schulfreund Acki zu besuchen. Volker kränkelt, seine Laune ist dementsprechend, und Dietz bemüht sich um gute Stimmung. In Leipzig angekommen, fehlt den beiden allerdings immer noch eine wesentliche Information: Ackis neue Adresse. Während sie auf Nachricht ihres Freundes warten, schlagen sie die Zeit mit Kneipen- und Museumsbesuchen tot, und Volker kann nicht widerstehen, ein antikes Schwert aus der Ausstellung zu entwenden... Mit HALLIMASCH stellt Max Baitinger ein weiteres Mal sein feines Gespür für die Absurditäten des menschlichen Alltags unter Beweis. Der große Stilist und Meister der Zwischentöne lotet in seinem neuesten Werk die Erwartungen an Freundschaft und die Frage aus, wie viel eine solche Beziehung aushält – wie immer mit lakonischem Witz und visueller Doppelbödigkeit.
Birgit ist eine langjährige Verwaltungsangestellte, die ihre Arbeit und die Abläufe im Büro genau kennt. An diesem Morgen stellt sich ihre neue Vorgesetzte vor und verteilt Aufgaben. Birgit weiß, dass sie ihrer neuen Vorgesetzten überlegen ist und deren Aufträge mit links erledigen könnte. Doch stattdessen sitzt sie untätig vor dem Bildschirmschoner und wartet ab. Irgendwann packt Birgit einen Karton mit ihren Habseligkeiten und verlässt das Büro. BIRGIT ist die grafische Momentaufnahme einer Figur, die unvermittelt, dabei aber behutsam aus ihrem bisherigen Alltag aussteigt. Wie in seinem Vorgängercomic RÖHNER (Rotopolpress) beweist Max Baitinger einen äußerst humorvollen Umgang mit überraschenden zeichnerischen Mitteln.
Heimdall
- 48 Seiten
- 2 Lesestunden
Heimdall sieht alles. Er sitzt auf Asenheims Dach. In Walhall unter ihm feiern die Tapferen. Dann üben sie sich wieder im Kampf. Heimdall hat ein Rufhorn. Wenn der große Wolf die Sonne frisst, bläst er hinein. Darauf warten auch die Tapferen unter ihm. Heimdall hat keinen Grund, aber viel Zeit, um sich Gedanken zu machen. Und unter ihm feiern die Tapferen in Walhall. Max Baitinger interpretiert in seinem Comicdebut die Edda mal aus einer anderen Sicht, durch die Augen des allsehenden Heimdalls, der einsam auf das Ende der Welt wartet und viel Zeit zum Nachdenken hat. Dabei nimmt Max Baitinger die Versform des Originaltextes nicht nur sprachlich auf, sondern überträgt sie in markante schwarz-weiss Zeichnungen.
Dry humor and precise drawings personify the regimented protagonist, whose orderly life is disrupted by the arrival of Roehner, an unwanted and unloved houseguest. Hilarious imaginations of Roehner's elimination take shape.