Kon-Formismen
Die Neuordnung der Differenzen
Der politische Aktivismus der Gegenwart fokussiert sich auf Kulturen, Identitäten, Sprache, Körper und Sexualität, wobei das Ausdrucksbedürfnis des Selbst im Rahmen von Gruppenzugehörigkeiten an Bedeutung gewinnt. Im Zentrum steht die Festlegung eines richtigen Verhaltens, das eine störungsfreie Entfaltung ermöglichen soll. Die ideologisch aufgeladenen Begriffe von Identität, Differenz, Vielfalt und Diversität erweisen sich jedoch als entleert. Auch das Konzept der Gleichheit, das die Vielfalt der Lebensformen sichern soll, ist geschwächt. Dort, wo der Aktivismus vermeintlich sensibel für Besonderheiten ist, wird das Einzelne oft getilgt, was zu einer Standardisierung des Denkens führt. Die Debatten sind häufig hart und verbinden naive Empörung mit moralischer Selbsterhebung und Opportunismus. Der Aktivismus hat sich von der Idee des Besonderen und vom politischen Denken entfernt. „Kon-Formismen“ kritisiert das abgeschwächte Politikverständnis derer, die sich als kritisch und revolutionär präsentieren, während sie reaktionäre Denkweisen bestätigen. Ziel der Intervention ist es, in der reflexorientierten Debattenkultur alternative Formen des Denkens und Handelns zu verteidigen, die über Gruppenzugehörigkeiten hinausgehen und die Möglichkeit subjektiver sowie kollektiver Transformation betonen.