Transdisziplinäre Perspektiven vom 19. bis zum 21. Jahrhundert
317 Seiten
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Auch wenn die grosse Bedeutung des Naturerlebens in der Romantik unbestritten bleibt, lasst sich zeigen, dass neben Natur und Landschaft auch die Stadt einen wichtigen Aktualisierungsraum des Romantischen bildet. Zentrale Elemente romantischer Stadtvorstellungen sind die harmonische Verbindung von Stadt und Land, die Asthetisierung d
Die Herrnhuter Brüdergemeine entfaltete schon bald nach ihrer Gründung 1727 eine ausgedehnte Reise- und Missionstätigkeit. Herrnhuter Prediger wanderten durch ganz Europa und bauten ein Netz von Kontakten mit Freunden und Gleichgesinnten auf. Sie gründeten neue Siedlungen und errichteten zahlreiche Missionsstationen, auch in Übersee. Enge organisatorische Bindungen hielten diese weltweite Gemeinschaft zusammen, unterstützt durch einen regelhaften, gemeinsamen Lebensrhythmus und einen intensiven gegenseitigen Austausch. Die Prinzipien der Organisation, die Praktiken der Interaktion und Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft untersucht Gisela Mettele in ihrer umfassenden Studie und richtet dabei ihren Blick auch auf das 19. Jahrhundert, in dem die globalen Bindungen der Brüdergemeine schwächer wurden.
Köln, die alte Reichsstadt und Handelsmetropole, sah sich seit dem späten 18. Jahrhundert massiven staatlichen Regulierungen ausgesetzt, zunächst durch Frankreich, dann Preußen. Ein selbstbewusstes Bürgertum mit Traditionen städtischer Selbstorganisation stellte sich dem entgegen und strebte an, die Stadtgesellschaft unabhängig vom staatlichen Einfluss zu gestalten. Die Orientierung am städtischen „Gemeinwohl“ war eine wichtige Bedingung kommunaler Herrschaft, doch das Kölner Bürgertum verteidigte nicht nur ein überkommenes Stadtmodell. Vielmehr entwickelte sich aus der städtischen Lebenswelt ein neues Programm bürgerlicher Gesellschaft. Im lokalen Rahmen wollte das Bürgertum seine Geschichte politisch und kulturell selbst bestimmen und beanspruchte zunehmend, die Gesellschaft insgesamt mitzugestalten. Gisela Mettele untersucht die Facetten der Kölner Bürgerwelt vom Ende der Reichsstadt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, einschließlich kommunaler Selbstverwaltung, Armenfürsorge, Bürgerwehr und städtischer Festkultur. Besonders das Kölner Vereinswesen, bislang wenig erforscht, spielt eine zentrale Rolle. Die Studie beleuchtet, wie sich das Bürgertum als soziale Einheit im Netzwerk städtischer Öffentlichkeit formierte und welche Spannungen und Konflikte dabei auftraten. Bürgerliche Frauen trugen maßgeblich zur Konstituierung des Bürgertums bei und engagierten sich öffentlich, was über das gesamte 19. Jahrhundert hinweg ein selb
»Preußen als Kulturstaat im 19. Jahrhundert« – mit dieser Akzentuierung werden Konstanten und Wandlungen des Preußenbilds im 19. Jahrhundert betrachtet. Untersucht wird einerseits die Konstruktion und Propagierung Preußens als kulturelle Vormacht Deutschlands aus der Sicht der Apologeten und der Kritiker. Zum anderen wird das Verhältnis von staatlicher Kulturpolitik und Zivilgesellschaft näher beleuchtet. Welche Identifikationsebenen, aber auch welches Konfliktpotential wurden durch staatliche Gesetzgebung und bürgerliche Kulturpolitik mobilisiert? Schlossen konkurrierende Konzepte von Kultur, Gesellschaft und Staat ein gemeinsames Bekenntnis zum »Kulturstaat Preußen« aus?