Dimitrios Kisoudis erzählt die Kurzgeschichte der Mitteleuropa-Idee. Deutschland gehört in die Mitte und nicht zum Westen. Es wurde auf den Weg nach Westen gezwungen. Heute zeigt sich, dass dieser Weg kein Heilsweg ist. Um der Gefahr westlicher Wokeness zu entkommen, muss Deutschland wieder seinen Sonderweg einschlagen. Auf dem Sonderweg hat Deutschland die Multipolarität entdeckt. Der Ökonom Friedrich List legte den Deutschen Zollverein als mitteleuropäischen Großraum an. Der Politiker Friedrich Naumann wollte das Heilige Römische Reich deutscher Nation als Mitteleuropa in die moderne Großraumordnung übertragen. Über hundert Jahre prägte die Vorstellung eines Mitteleuropa unter deutscher Führung die Politik. In der Idee eines Kontinentalblocks von Mitteleuropa bis Ostasien fand sie ihren Höhepunkt. Heute bricht das Zeitalter der Multipolarität an. Die Idee einer Welt gleichberechtigter Großräume kommt aus Asien nach Deutschland zurück. Während Polen mit seiner Drei-Meere-Initiative einen Keil in den Kontinent treibt, muss Deutschland eine Brücke zwischen Westen und Osten bauen. Dazu fordert Kisoudis eine Mitteleuropa-Initiative jenseits von EU und NATO.
Dimitrios Kisoudis Bücher



Was nun?
Vom Sozialstaat zum Ordnungsstaat
Der gute Staat ist ein starker Staat, dessen Stärke in der Fokussierung auf wesentliche Aufgaben wie die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz bürgerlicher Freiheiten liegt. Er agiert neutral und respektiert das Privatleben seiner Bürger, basierend auf einem Gewaltmonopol, nicht auf Allgegenwart. Im Gegensatz dazu steht der totale Staat, der private und öffentliche Bereiche nicht trennt und das Leben der Bürger umfassend reguliert. Diese Form des Staates manifestierte sich in der Weimarer Republik und wurde im Nationalsozialismus zur Norm. Heute zeigt sich der totale Staat als Sozialstaat, der bestehende Bindungen auflöst und nur durch Umverteilung agieren kann. Übermäßig aufgebläht, dringt er in alle gesellschaftlichen Bereiche ein. Bürger sind nicht mehr mündig, sondern werden wie Mündel unter einer sanft-totalitären Fürsorge behandelt. In der durch den Sozialstaat mitverursachten Migrationskrise offenbart sich seine Ohnmacht: Er kann weder Grenzen verteidigen noch Bürger schützen, während andere Kräfte sein Gewaltmonopol infrage stellen. Der Autor analysiert die Mängel des Sozialstaates und zeigt, wie er zu einem europäischen Problem wurde, und stellt ihm die Idee eines Ordnungsstaates gegenüber, der in Konflikten den Frieden wahrt.
Goldgrund Eurasien
Der neue Kalte Krieg und das dritte Rom
Der Kampf um die globale Hegemonie und die weltweiten Rohstoffvorkommen konzentriert sich auf 'Eurasien'. Für die Europäer ist der Begriff eine Provokation, weil sie sich lieber der westlichen Hemisphäre zurechnen – mit schwerwiegenden Folgen. Der alte Konflikt zwischen NATO und Warschauer Pakt lebt wieder auf, aber ideologisch haben sich die Fronten verkehrt. Der Osten ist heute liberal und der Westen sozialistisch. Der Osten pflegt den autoritären Liberalismus, der Westen den planwirtschaftlichen Geldsozialismus. Im Westen herrscht Dekonstruktion, im Osten wird die Tradition gegen die Angriffe der postmodernen Ideologien verteidigt. Insbesondere die Deutschen müssen sich nach Ansicht des Autors neu orientieren. Wenn sie an der Westbindung festhalten, schneiden sie sich von den Energiequellen des Ostens ab und treiben Russland in die Arme Chinas. Es fragt sich auch, ob sie mit den politischen Einflussnahmen der USA gut beraten sind. Deren Basis ist brüchig: ein inflationierendes Zahlungsmittel, das seit langem nicht mehr durch Gold gedeckt ist. Kisoudis legt mit diesem Essay eine meisterhafte weltgeschichtliche Skizze vor, eine einzigartige Zusammenschau von Geopolitik, Wirtschaftstheorie und Politischer Theologie, eine atemberaubende Zeitreise von der Antike über das 'Dritte Rom' bis zum heutigen Kampf der Großmächte.