Schwarze Servietten auf meinem Herzen
Aus den Leben der Kosmopolen
Artur Becker, dessen Eltern deutscher und polnischer Herkunft waren, hat sich literarisch vornehmlich in deutscher Sprache etabliert, obgleich sein Debüt in polnischer Sprache erfolgte. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays, wobei er häufig Themen der Identität und des kulturellen Übergangs erforscht. Beckers poetische Performances mit einer Jazzband verleihen seiner Arbeit eine zusätzliche Dimension. Als Übersetzer und Essayist beteiligt er sich aktiv an der literarischen Landschaft und wird für seine Fähigkeit geschätzt, unterschiedliche kulturelle Perspektiven zu verbinden.






Aus den Leben der Kosmopolen
Der Gedichtband "Hinter den Säulen des Herakles" von Artur Becker beeindruckt durch seine stilistische und thematische Wucht. Er erkundet die menschliche Zivilisationsgeschichte, philosophische Zweifel und existenzielle Fragen, während er stets die Hoffnung auf Glück und das Nicht-Verloren-Sein betont. Die Gedichte vereinen Bechers polnische und deutsche Sprache.
Die Rechte und die autoritären Aspirationen mancher Politiker und Regierenden machen uns wieder Angst - die Geschichte darf sich doch nicht wiederholen. Die Linken müssen sich neu aufstellen, müssen kämpfen, damit es in unseren globalisierten Gesellschaften ein Gleichgewicht der verschiedenen Kräfte und Denkweisen gibt. Dabei dürfen sie ihre Wurzeln nicht vergessen - erwachsen aus der Dialektik der Aufklärung besitzen die Linken die stärkste Waffe, die sie progressiv einsetzen können: die Utopie. Nur mit einer Utopie im Gepäck kann die Linke getrost in die Zukunft schauen.
Artur Becker, ein vielseitiger Schriftsteller und Künstler, wurde 1968 in Polen geboren und lebt seit 1985 in Deutschland. Er ist als Lyriker, Essayist und Romancier aktiv und hat über 20 Bücher veröffentlicht, darunter Romane und Gedichtbände. Becker schreibt seit 1989 auf Deutsch und hat zahlreiche Preise für sein Werk erhalten, darunter den Chamisso-Preis. Zudem ist er in verschiedenen internationalen Städten als Writer in Residence tätig gewesen. Seine Arbeiten sind in mehrere Sprachen übersetzt, was seine europäische und globale Perspektive unterstreicht.
Ausgerechnet an Allerseelen stirbt Karol, ehemaliger Fabrikdirektor und unbelehrbarer Kommunist, bei einem Deutschlandbesuch – und Mariola und ihr Cousin Arek verbringen eine Nacht im Zimmer des Aufgebahrten. Vor einem Vierteljahrhundert hatten sie eine verbotene Liebe miteinander, und in den Stunden mit Karol kommen nun alte Erinnerungen hoch: an längst verstorbene oder vergessene Freunde, an gefährliche Abenteuer wie an philosophische Diskurse; an lange Tage am See und Fahrten auf den Wassern Masurens – auf dem Hintergrund der politischen Transformation Polens zwischen 1980 und 1994. Der aufmüpfigen Mariola und dem introvertierten Arek gelingt eine berauschende Totenfeier: Gemeinsam gehen sie bis ans Ende der Nacht und wieder zurück, durch Raum und Zeit: vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.
„Der Lippenstift meiner Mutter“ katapultiert uns mitten hinein in das Herz von Masuren, in die kleine Stadt Dolina Róz und zu ihren Bewohnern: die rosenkranzbetenden Großmütterchen und die verruchte Dorfschönheit, der ehemalige Wehrmachtssoldat und die prügelnden Väter, eine stalinistische Dichterin, der warmherzige Schuster Lupicki und natürlich die rebellierende Jugend, die verbotene Platten hört und Pläne für eine Revolution ausbrütet. Das beschauliche Dolina Róz steht aber schlagartig Kopf, als unvermittelt Barteks Großvater, ein melancholischer und geheimnisumwitterter Eisenbahner, von allen bloß „Franzose“ genannt, aus dem Ausland zurückkehrt. In dem sich rasch entspinnenden Chaos muss der junge Bartek seinen Platz finden. Keine leichte Aufgabe, schließlich hat Bartek vor allem Augen für seine unsichtbare Geliebte Meryl Streep sowie den Lippenstift seiner Mutter. Mit Bartek hat Artur Becker eine wunderbare Romanfigur erschaffen: Ein polnischer Holden Caulfield, ein – wie sein amerikanisches Pendant – nicht besonders guter Schüler, ein Eigenbrötler, Träumer und Rebell, ein junger Kerl in der bizarren Welt der „Großen“, einer der abhauen will, um dem Spießertum zu entkommen und um endlich sein Mädchen zu finden.
Kuba Dernicki ist ein glücklicher Mensch. Er hat Arbeit und Familie und lebt seit vielen Jahren im Paradies, in Deutschland. Doch eines Tages treibt ihn eine starke Sehnsucht zurück nach Polen, in die alte Heimat, an die Stätten seiner Kindheit, an den Dadajsee. In eine wunderschöne Landschaft, bevölkert von überaus eigenwilligen Menschen, die mit List, Humor und Wodka überleben. Und die sich Geschichten erzählen, in denen die Toten, auch wenn sie nicht katholisch sind, wiederauferstehen. Wie Marta, Kubas junge Geliebte, die vor vielen Jahren auf der Flucht vor kommunistischen Häschern im eiskalten Dadajsee ertrunken ist – und die in der Hoteldirektorin Justyna Star (einer Doppelgängerin?) weiter lebt, schön und begehrlich, wie damals. Kein Wunder, daß Kuba sich in Justyna verliebt und daß von nun an ein ganzes Dorf verrückt spielt, der Bürgermeister Król wie der alte Pfarrer Kazimierz, die einäugige Tante Ala wie Wojtek, ihr Galan. Und in deren Mitte taumelt Kuba, den ein sprechendes Messer begleitet, von Augenblick zu Augenblick, hinein ins Herz der Erinnerung. Wodka und Messer ist ein Heimatroman, ein Liebesroman, ein kunterbuntes Buch, über dem der polnische Himmel leuchtet, „sternhagelvoll wie die Männer von Bartoszyce, wie die Fische im Dadajsee.“
Seine neue Heimat, die Bundesrepublik Deutschland, ist für Chopin Synonym für das Gute, das er als eiskalter Engel nach dem Vorbild Alain Delons verteidigen will. Und hier möchte er auch die wahre Liebe finden. Doch in Bremen scheint zunächst alles aus dem Ruder zu laufen. Chopin steigt in den Gebrauchtwagenhandel großen Stils ein und fängt an zu trinken. Seine Existenz gleicht immer mehr dem Leben, das er in Polen hinter sich lassen wollte. Und von Liebe keine Spur - bis ihn eines Morgens ein Anruf aus dem Schlaf reißt.
Ein polnischer Spätaussiedler reist mit einer amerikanischen Journalistin auf Spurensuche nach Polen. Chrystian ist ein deutsch-polnischer Spätestaussiedler in Bremen. Er lebt von der Hand in den Mund, ein Lebenskünstler, Schnorrer und Taugenichts. Vergeblich versucht er zu begreifen, warum ihn seine Frau rausgesetzt hat. Da tritt eine junge Amerikanerin in sein Leben. Sie ist Journalistin und jüdischer Herkunft und muss etwas klären: Vor fast sechzig Jahren sind drei ehemalige Häftlinge aus dem KZ Stutthof bei Danzig mit einem Flugboot auf dem Geserichsee gelandet und haben Richard Schmidtke hingerichtet, den Kommandanten eines Außenlagers, der sich dort im Wald versteckt hat. Einer der Männer war Monas Großvater. Gemeinsam fahren Chrystian und Mona auf Spurensuche nach Polen. Für Chrystian wird die Fahrt zur Befreiung von seiner Ehe und von der Geschichte. Endlich, so glaubt er, wird er nicht mehr die Last der Vergangenheit mit sich herumschleppen müssen. Aber dann kommt es anders. Der vielfach ausgezeichnete Artur Becker hat eine Novelle von spröder Schönheit geschrieben, die uns in eine Welt führt, die jahrzehntelang hinter Grenzen und Stacheldraht lag.