Satzungen von Parteien, Vereinen und Verbänden sind nicht unveränderlich und können nicht auf Ewigkeit bestehen. Die zentrale Frage bei einer „Aktualisierung“ ist, welches Signal damit gesendet wird. Dies ist derzeit ein strittiges Thema unter Vertriebenen, insbesondere nach der Satzungsänderung der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) am 28. Februar 2015, die als „geistige Investition in die Zukunft“ beworben wird. Der umstrittene Beschluss bricht mit jahrzehntelangen Forderungen, die den Kern der SL-Politik bildeten, wie der „Wiedergewinnung der Heimat“. Es bleibt unklar, ob die Landsmannschaft weiterhin aktiv auf eine Heilung des Unrechts der Vertreibung hinarbeiten wird oder sich mit einer vagen Hoffnung auf „Versöhnung“ begnügt. Wird sie Positionen zugunsten bayerischer Interessen im Nachbarland Tschechische Republik räumen und sich auf die Rolle eines Trachten- und Folklorevereins beschränken? Der Autor, ein langjähriger Beobachter des sudetendeutsch-tschechischen Verhältnisses, verknüpft die Diskussion über die von SL-Sprecher Bernd Posselt (CSU) vorangetriebene „Reform“ mit der Vorgeschichte der Vertreibung. Er kritisiert, dass die Regierenden in Prag sich weiterhin weigern, sich ehrlich von der brutalen Trennung von den deutschen Mitbewohnern in Böhmen, Mähren und Schlesien zu distanzieren. Diese Fragen sind auch 25 Jahre nach Vaclav Havels samtener Revolution von großer Aktualität.
Gernot Facius Reihenfolge der Bücher


- 2015