Im Herbst 1944 ordnete Heinrich Himmler die Evakuierung der deutschen Bevölkerung aus Ostmittel- und Südosteuropa an. Grund war das Vorrücken der sowjetischen Truppen nach Westen. Lässt sich diese Evakuierung, wie nach 1945 in der deutschen Erinnerung überwiegend geschehen, einfach als humanitäre Maßnahme im Interesse der von Kriegshandlungen bedrohten Zivilbevölkerung verstehen? Oder standen dahinter nicht auch Zielsetzungen der nationalsozialistischen Kriegspolitik? Das vorliegende Buch präsentiert die Ergebnisse eines deutsch-slowakischen Forschungsprojektes. Am Beispiel der Deutschen in der Slowakei werden Hintergründe, Abläufe und Zusammenhänge der Evakuierung in den Jahren 1944-1945 untersucht, die bisher meist nur dem Komplex von „Flucht und Vertreibung“ zugeordnet wurden. Ein besonderer Fokus liegt auf der allgemeinen Entwicklung in der Region, in der es, ausgelöst durch Kampfhandlungen, zu parallelen Fluchtbewegungen der slowakischen Zivilbevölkerung kam. Dass auch die nationalsozialistische Volkstumspolitik einen maßgeblichen Einfluss auf das Geschehen hatte, ist eines der zentralen Ergebnisse der vorliegenden Studie. Berücksichtigt werden auch die Räumungspolitik der Deutschen Wehrmacht sowie Verfolgungsmaßnahmen gegen Juden, Roma und politische Gegner. Am Ende des Bandes steht ein Ausblick auf die Folgen für die Betroffenen und die geschichtspolitische Einordnung der Evakuierung in der Bundesrepublik Deutschland.
Martin Zückert Bücher




Untersuchungen zum Zusammenleben in ethnisch und religiös heterogenen Gesellschaften gehören zu den klassischen Forschungsfeldern der ostmitteleuropäischen Geschichte. Zugleich haben Fragen zu Folgen von Migration oder interethnischem Zusammenleben in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Ausgehend von der Geschichte der Deutschen in der heutigen Slowakei greift der vorliegende Band entsprechende Themen auf. Die Frage nach der Rolle der Deutschen wird dabei nicht im Sinne einer thematischen Engführung auf eine „Gruppe“ hin beantwortet. Vielmehr dient sie als Ausgangspunkt, um umfassende Wechselwirkungen zwischen differierenden Zugehörigkeiten in der Bevölkerung zu analysieren. Bewusst werden hierfür geschichtswissenschaftliche Ansätze mit solchen der Europäischen Ethnologie und der kulturwissenschaftlich orientierten Linguistik in Verbindung gebracht.
Die Partisanenbewegungen des Zweiten Weltkriegs sind ein nur wenig erforschtes Phänomen der europäischen Zeitgeschichte. Bisher finden sich vor allem Darstellungen zu ihrer militärgeschichtlichen Bedeutung oder zu Formen der nationalsozialistischen Partisanenbekämpfung. Dagegen mangelt es an Studien, die Motivationen und politische Orientierungen der Partisanen sowie die gesellschaftlichen Kontexte ihres Kampfes beleuchten. Der Band, der auf eine Tagung anlässlich des siebzigsten Jahrestages des außerhalb der slowakischen Forschung kaum beachteten Slowakischen Nationalaufstandes von 1944 zurückgeht, befasst sich mit Entstehungsbedingungen und Organisationsformen von slowakischen und weiteren europäischen Partisanenbewegungen während des Zweiten Weltkriegs. Die Autoren analysieren dabei allgemeine politische und gesellschaftliche Kontexte ihres Kampfes, präsentieren Beispiele für einzelne Gruppen und deren Motivationen und schildern Fälle des gesellschaftlichen und erinnerungspolitischen Umgangs mit den Partisanen nach 1945.
Migration and landscape transformation
- 204 Seiten
- 8 Lesestunden
Many of the landscapes of East Central and Eastern Europe have been lastingly altered by the effects of migration, and especially of the forced migrations that occurred there during and immediately after the Second World War. The authors of this volume investigate on the basis of Czech, Polish, Hungarian and Russian examples (among others) how these modifications occurred. At the centre of attention in the book is state-sponsored landscape planning in the context of state-controlled migration as well as the actions and attitudes of the migrants themselves and the ways in which they interacted with their landscape. In addition to looking at these factors, the authors also examine interpretations and modes of representation of landscape change in schoolbooks and on educational nature trails.