Gab es tatsächlich einen generellen Anti-Parteien-Affekt im deutschen politischen Denken des 19. Jahrhunderts? Philipp Erbentraut argumentiert gegen diesen Mythos und zeigt, dass es im Gegenteil bereits im Vormärz (1815-1848) eine positive und elaborierte Theorie und Soziologie der politischen Parteien gegeben hat, der ein modernes Parteienverständnis zugrunde lag. Er hinterfragt, inwiefern diese Positionen avanciertes politikwissenschaftliches Denken vorwegnahmen und sogar heutige Ansätze der Parteienforschung befruchten könnten. Aktuelle Krisensymptome der Parteiendemokratie wie Politikverdrossenheit, Wahlmüdigkeit oder Mitgliederschwund führt er auf ihre erstmalige theoretische Durchdringung vor beinahe 200 Jahren zurück. Durch die Auswertung von mehr als 250 staatsphilosophischen Quellen kann er belegen, dass quer durch alle politischen Lager dabei freundliche, offen parteienbefürwortende Stellungnahmen überwiegen. Diese Arbeit wurde mit dem Wilhelm-Liebknecht-Preis der Universitätsstadt Gießen 2017 und dem Dissertationspreis der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) 2017 ausgezeichnet.
Philipp Erbentraut Reihenfolge der Bücher



- 2016
- 2009
Die Untersuchung von Philipp Erbentraut rekonstruiert und verteidigt die Volkssouveränität in der deutschen Verfassungsdiskussion, die zunehmend in Verruf geraten ist. Er beleuchtet die historische Entwicklung dieses Prinzips vom Investiturstreit bis zur Französischen Revolution und analysiert bedeutende Werke von Denkern wie Marsilius von Padua und Rousseau. Durch die Einbeziehung der Theorien von Jürgen Habermas und Ingeborg Maus versteht Erbentraut Volkssouveränität als Verfahren, was einen bedeutenden Beitrag zur normativen Demokratietheorie leistet. Die klare Struktur und tiefgehenden Analysen machen das Buch besonders lesenswert.