Textprobe: Kapitel I.8 Die ethnische Identität: Eine ethnische Identifikation ist nach Ashcroft, Griffiths und Tiffin eine positive Identifikation mit einer Gruppe. (Vgl. Ashcroft, Griffiths, Tiffin, 2003: 81f.) Die ethnische Zugehörigkeit ist eine relative Größe, abhängig von Zeit und Raum. Ethnie vom griechischen Volk, Stamm (Duden, 1971) wurde umdefiniert als kulturelle und/oder genetische Zugehörigkeit. (Vgl. Hylland Eriksen, 2003: 12f.) Die Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen signalisiert eine Form von individueller Machtlosigkeit, die innerhalb der Gruppe politischen oder sozialen Einfluss oder Macht absichert. Wichtige Elemente zur Gruppenbildung sind nach Ashcroft, Griffiths und Tiffin: kinship patterns, physical contiguity, religious affiliation, language or dialect forms, tribal affiliation, nationality, physical features, cultural values, and cultural practices such as art, literature and music. (Ashcroft, Griffiths, Tiffin, 2003: 84) Bei der ethnischen Identität handelt es sich also um ein menschliches Kollektiv, das sich durch seinen Glauben charakterisiert. In der Regel berufen sich die Mitglieder auf eine gemeinsame Vorgeschichte und gemeinsame Ahnen. Die Größe der Gruppe ist unterschiedlich, die Grenzen und Abgrenzungen sind schwankend. Thede weist speziell auf das Problem der Absteckung der Grenzen hin. (Vgl. Thede, 2000: 296ff.) Die ethnische Identität sei innerhalb der Gruppe, wenn die Mitglieder der Gruppe unter sich sind, stärker als zur Randzone hin. Demgegenüber gäbe es andere Theorien, wonach die ethnische Identität stärker wäre in Kontakt mit anderen. (Vgl. Thede, 2000: 296ff.). Dann gäbe es wieder Theorien, wonach die Grenzen der Identität sich ändern, abhängig vom Zeitpunkt, von der Situation und der Veränderung des Selbst. Thede fragt, ob diese Grenze konzeptualisiert werden kann als einen Ort der Aufteilung oder eine Einteilung in Sektionen am Grenzpunkt der Unterschiede, die durch die Grenze Bedeutung erlangt? (Vgl. Thede, 2000: 297) Derart konzeptualisiert ist die Grenze der ethnischen Front das ausschlaggebende Gewicht und das Resultat eines symbolischen Sich-Verschließens. Das gibt die Dynamik der Grenzen zwischen den Gruppen, innerhalb dessen der Staat eine Schlüsselrolle spielt (Vgl. Thede, 2000: 298; Hylland Eriksen, 2003: 127, 142ff). Die Tatsache der Rassenmischung ist hierbei wichtig, da sich historisch gesehen alle menschlichen Gruppen in einem Prozess der Vermischung konstituieren. Es gibt von hierher gesehen keine ethnisch reinen Gruppen. (Vgl. Hylland Eriksen, 2003: 13) Trotzdem kann man nach Thede von ethnischen Gruppen sprechen, weil sie sich symbolisch konstituieren. (Vgl. Thede, 2000: 300; Hylland Eriksen, 2003: 79, 91, 127) Alle Identität ist eine Art, die Unterschiede zu organisieren und die Bedeutungsgebung zu aktualisieren. Wie Thede bestätigt, ist hierbei das Ritual ein wichtiges Mittel, die Einheit und die Identität symbolisch zu bestätigen, dessen Fragwürdigkeit immer ein Problem der Reproduktion der Gruppe herstellt. Die rituelle Handlung selbst kommt hierbei ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nach Thede ist der Ritus eine Form der Vermittlung der doppelten Polarität der Identität l'expression symbolique de la fonte, défonte et refonte des identités. (Thede, 2000: 301), das heißt, der Ritus ist ein symbolischer Ausdruck der Verschmelzung, der Entschmelzung, der Trennung, des Umschmelzens und der erneuten Bearbeitung. Auch das Ritual muss als eine soziale Praxis betrachtet werden. Die ethnische Identität hat nach Thede einen veränderlichen Charakter. Dieser Charakter ist flüchtig und kaum greifbar. (Vgl. Thede, 2000: 302)
Heide Marie Herstad Reihenfolge der Bücher






- 2017
- 2015
Von der Kunst des Schönen zur Kunst des Nicht-mehr-Schönen
Transformationsprozesse des Schönen in der Rezeption von Waclaw Nijinskijs Choreographien
Die Arbeit untersucht die veränderte Wahrnehmung von Ästhetik, die nicht mehr ausschließlich auf das Schöne fokussiert ist. Stattdessen rücken Konzepte wie Dynamik, Ambivalenz und Disharmonie in den Vordergrund. Der Autor argumentiert, dass das Nicht-mehr-Schöne, einschließlich Hässlichkeit und Absurdität, in der modernen Kunst eine zentrale Rolle spielt. Die standardisierte Bewertung von Kunst nach Marktwert führt dazu, dass Schönes und Hässliches oft gleich behandelt werden. Diese Entwicklung reflektiert eine tiefgreifende Transformation des ästhetischen Diskurses in der zeitgenössischen Kultur.
- 2015
Das Lachen. Struktur und Kontext von Lachprodukten
- 236 Seiten
- 9 Lesestunden
Die Dissertation untersucht die vielschichtige Rolle des Lachens im Kontext der Dramapädagogik. Sie beleuchtet sowohl die positiven Aspekte des Lachens, wie Freude und Entspannung, als auch die negativen, etwa die Möglichkeit, verletzend oder bösartig zu sein. Zudem wird der physische Prozess des Lachens in Verbindung mit zwischenmenschlichen Beziehungen analysiert. Ein zentraler Punkt der Arbeit ist die soziale und politische Dimension des Lachens, das als ein Instrument betrachtet wird, das in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten eingesetzt werden kann.
- 2015
Leben als Kunst Kunst als Leben. Variationen über den Flamenco
- 124 Seiten
- 5 Lesestunden
Der Autor beschreibt seine transformative Erfahrung mit Flamenco, die er auf einem Festival in Mont de Marsan in Südfrankreich machte. Durch persönliche Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen des Festivals wird der langsame Prozess des Verstehens und der Wertschätzung dieser Kunstform thematisiert. Die Masterarbeit beleuchtet die kulturellen und emotionalen Aspekte des Flamenco und bietet einen Einblick in die Herausforderungen und Freuden des Entdeckens einer neuen Welt der Tanzkunst.
- 2015
Der wissenschaftliche Aufsatz untersucht die Evolution der Kunst über Jahrtausende, von ihrer politischen Funktion bis zur heutigen Kunstindustrie. Er reflektiert über Kunst als Lebensaktivierung und Transformation des Menschen, während er die Herausforderungen und den Wandel der Kunst in einer globalisierten Welt thematisiert. Kunst bleibt lebendig, solange der Mensch sich selbst erkennt.
- 2015
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Lachen, welches sowohl ein physischer wie emotionaler Bewusstseinsprozess ist. Die erste Fragestellung dieser Abhandlung heftet sich an die Bedingungen, die Lachen auslösen, die konkret in den Strukturen der Produkte nachgewiesen werden können, die Lachen auslösen. Die andere Fragestellung behandelt das Phänomen des Lachens selbst, das aber nur in Analogie und vermittels der Wirkung der Produkte ermittelt werden kann, denn einerseits wird im und mit dem Lachen die logische Erkenntnis unseres reflexiven Weltverständnisses betrogen und unterminiert, doch andererseits begreifen wir emotional das Paradox der Wirklichkeit. Lachen gehört in den Bereich der Unterhaltung. Lachen kann aber auch effektiv in der pädagogischen Ausbildung eingesetzt und genutzt werden.