Sie ist erst 33 Jahre alt und wird ein Jahr später sterben, als sie im April und Mai 1942 ihren wichtigsten spirituellen Text verfasst. Das Unglück und die Gottesliebe erschien posthum mit einem Vowort von T.S. Eliot. Das Unglück – in Form von physischem oder seelischem Schmerz, aber auch sozialer Erniedrigung – enwurzelt den Menschen so sehr, dass der von ihm Betroffene das Ganze seines Leben nicht mehr einzuordnen vermag und es als sinnlos empfindet. Um nicht vollständig vom Unglück zerrissen zu werden, muss der Mensch das, was ihm auferlegt ist, annehmen und ihm zustimmen. Dies gelingt ihm jedoch nur dann, wenn er sich etwas Größerem unterordnet. Das kann nur Gott sein, bzw. übernatürliche Liebe. So ist das Mysterium des Unglücks das Erleben einer religiösen Erfahrung und ein mystischer Weg in die Gottesliebe, die ihm verwehrt bliebe, wenn er von sich aus danach strebte, denn das Tor zu Gott ist unmöglich zu öffnen – es sei denn, es wird von innen geöffnet. So braucht es Geduld, um die Erfahrung der Liebe Gottes zu machen, die einem geschenkt oder vorenthalten wird, aber auf keinen Fall zu erwerben ist. Voraussetzung ist das Aufmerken, aufmerksam sein, anderen gegenüber, der Natur, den Armen, den Verstoßenen gegenüber. Aufmerksamkeit ist ein Kraftfeld, in dem das Ich kleiner wird und das Du immer größer. Aufmerksamkeit ist der Weg zu Gott.
Simone Weil Reihenfolge der Bücher
Simone Weil war eine französische Philosophin, christliche Mystikerin und soziale Aktivistin. Mit tiefen Einblicken und großer Bandbreite schrieb sie ausführlich über die politischen Bewegungen, an denen sie teilnahm, und später über spirituellen Mystizismus. Ihre kompromisslose Wahrheitssuche und ihr moralisches Genie hinterließen unauslöschliche Spuren in Ethik und Philosophie.







- 2024
- 2023
Mutig, entschlossen und mit beispiellosem Einsatz kämpfte Simon Weil zeit ihres Lebens für eine bessere Welt. Dabei stellte sie die leidvolle Erfahrung der Fabrikarbeiter und -arbeiterinnen in den Mittelpunkt ihres Engagements. Überraschenderweise steht Weils Vision zur Lösung der sozialen Frage in engem Verhältnis zu Gott. Dabei geht es ihr aber keinesfalls um ein Aufgeben des Weltlichen im Glauben. Die Ordensschwester Britta Müller-Schauenburg beschreibt Weils Haltung in ihrem Vorwort vielmehr als einen „geistlichen Umgang“ mit „geistlosen Routinen“: Fremdbestimmtheit und Sinnlosigkeitsempfindungen, die sich wie die soziale Ungerechtigkeit bis heute weiter ausbreiten. Weils Texte, die jetzt endlich auf Deutsch vorliegen, legen davon ein eindrucksvolles Zeugnis ab.
- 2022
Simone Weil analysiert die Rolle politischer Parteien als totalitäre Strukturen, die kollektiven Druck erzeugen und ihr eigenes Wachstum anstreben. Sie kritisiert die Entfremdung von Hand- und Kopfarbeit und betont die Bedeutung verantworteter Meinungsäußerung, wie sie in den Cahiers de doléances während der Französischen Revolution zum Ausdruck kam.
- 2018
Disparates aus verschiedenen Lebenszeiten von Simone Weil wird hier präsentiert. Das zentrale Werk, Die Person und das Heilige (La Personne et le Sacré) aus 1942, stammt aus der vollständigen Übersetzung von Reiner Wimmer, der es aufgrund seiner zentralen Bedeutung ins Deutsche übertragen und kommentiert hat. Der Band ist nicht mehr erhältlich und wird laut Verlag nicht wieder aufgelegt. Weils Notizen über ein Gespräch mit Trotzki aus 1933 erscheinen hier erstmals auf Deutsch und zeigen, wie die engagierte 23-Jährige einem bedeutenden Revolutionär resolut entgegentritt. Eine andere Perspektive auf Weil bieten die Aufsätze über Occitanien, das Südfrankreich der Langue d'Oc, die 1941 in Marseille für eine Sonderausgabe der Zeitschrift Actes du Sud verfasst wurden. Diese reflektieren die Trauer über den politischen und kulturellen Untergang der Region sowie den spirituellen Verlust der katharischen Religion, verursacht durch den Albigenserkreuzzug und den Konflikt mit dem französischen König im 13. Jahrhundert. Auch dieser Aufsatz ist hier erstmals auf Deutsch zu lesen. Der Begriff „Persona“ bezeichnete in der Antike die Maske des Schauspielers und die Individualität des Dargestellten. Weils Essai über Die Person und das Heilige, verfasst im letzten Jahr ihres Lebens, bleibt aus zwei Gründen relevant: Die Kritik am Begriff der Person und die leidenschaftliche Suche nach einem Prinzip, das jenseits von Institutionen und demokratis
- 2012
Vor dem Hintergrund einer Radikalisierung der politischen Systeme in Europa fragt Simone Weil 1934 nach den Ursachen des überall um sich greifenden Unbehagens. Warum leben wir in einer ungerechten Gesellschaft, in der der Einzelne nicht frei und zufrieden sein kann? Weil wir uns nach Simone Weil zu Instrumenten der von uns selbst produzierten Herrschaft machen. Aus einer marxismuskritischen Perspektive erforscht sie die Verbindung von wachsender Unterdrückung und wachsender wirtschaftlicher Prosperität. Welchen Preis zahlt das Kollektiv für den Glauben an ewiges Wachstum und immer weiter gesteigerte Produktivität? Den Preis der Freiheit und der Eigenverantwortung, sagt Weil, einen Preis, den zu bezahlen wir nicht bereit sein sollten.
- 2011
Die Verwurzelung
Vorspiel zu einer Erklärung der Pflichten dem Menschen gegenüber
Die Verwurzelung ist Simone Weils politisches und philosophisches Vermächtnis, ihr »Glaubensbekenntnis«, wie sie selbst es nannte, das ihr früher Tod 1943 unvollendet ließ. In Zeiten von Krieg und Barbarei unternimmt Simone Weil darin den Versuch, die Grundprinzipien der Menschlichkeit und der Zivilisation neu zu bestimmen. Als Grundkategorie des Menschseins gilt ihr die »Verwurzelung«, womit sie die reale, aktive und natürliche Teilhabe eines Menschen an einer Gemeinschaft beschreibt. Ihre Schrift stellt die Frage nach der politischen Verantwortlichkeit des Einzelnen und will eine Leitlinie für all diejenigen sein, die »politische, administrative, juridische, ökonomische, technische, spirituelle oder andere« Macht ausüben. Geschrieben in einem einzigen, atemlosen Zug nimmt diese letzte Schrift Simone Weils die Themen wieder auf, die ihr Leben und Werk bestimmten, um sie zu einer kraftvollen Erklärung nicht der Rechte, sondern der Pflichten eines Menschen gegenüber einem anderen zu verbinden.
- 2011
Krieg und Gewalt
Essays und Aufzeichnungen
Der Band versammelt, größtenteils zum ersten Mal in deutscher Sprache, bislang kaum erschlossene Schriften Simone Weils der dreißiger und frühen vierziger Jahre – am Vorabend des zweiten Weltkriegs, vor dem Hintergrund von Weltwirtschaftskrise, Volksfront und spanischem Bürgerkrieg, und zuletzt zu Kriegszeiten im besetzten Frankreich und in ihrer Aktivität für die Résistance. In ihren Analysen seziert Simone Weil die Mechanismen der Macht, die Formen der Gewalt und die Verführungskraft der Ideologie und überrascht etwa durch eine Lektüre der Ilias, die den Trojanischen Krieg als Archetyp moderner Kriegsführung und kollektiver Verblendung erkennt. In gnadenloser Klarheit zeichnen die Essays nicht nur das hellsichtige Szenario des drohenden Terrors, sondern zugleich das Porträt einer wachsamen Zeitzeugin und kontroversen Denkerin, die ihr Leben dem politischen Kampf und dem pazifistischen Widerstand gegen die Barbarei gewidmet hat.
- 2009
Simone Weil, 1909 in Paris in jüdischem Elternhaus geboren und 34-jährig im englischen Exil gestorben, „verdient es gerade in religiös unruhigen, suchenden Zeiten wie heute, neu gelesen zu werden“ (Otto Betz). Nicht zuletzt wegen ihrer spannungsreichen Persönlichkeit: eine Intellektuelle, die am eigenen Leib erfahren wollte, was Fabrikarbeit bedeutet; eine Pazifistin, die den Kampf für die Entrechteten nicht scheute; ein Mensch, der in die „Schönheit“ verliebt war und hochsensibel blieb für das „Unglück“ der Menschen. Ohne religiösen Glauben aufgewachsen, war sie offen für die Begegnung mit dem Absoluten. Einen faszinierenden Querschnitt durch ihre Erfahrung und ihr Denken bietet dieser Band.
- 2009
Die Augen öffnen für die Schönheit der Welt Simone Weil ist eine der bewegendsten Gestalten des 20. Jahrhunderts. In den Texten dieses Buches – zusammengestellt von Otto Betz – zeigt sich, dass Simone Weils Gedanken nichts von ihrer Faszination und Relevanz für das heutige Leben eingebüßt haben. Sie sind eine Anleitung, in allem Kampf für ein besseres Leben die Schönheit der Welt nicht aus den Augen zu verlieren.
- 2009
Susan Sontag schrieb bereits 1963, jede Zeile Simone Weils lohne die Lektüre, Ingeborg Bachmann war fasziniert von der Bedingungslosigkeit der Texte Weils, Emmanuel Levinas erschreckte eben diese. Albert Camus hielt Simone Weils Werk für eine der eigenständigsten Positionen seiner Zeit. Roberto Esposito ist einer der Autoren, die in jüngster Zeit in fruchtbarer Weise auf die politische Philosophie von Simone Weil Bezug genommen haben. Eben hier schließt der Band »Anmerkung zur generellen Abschaffung der politischen Parteien« an. Simone Weil stellt folgende Grundfragen: Wie ist es um die Möglichkeit eines jeden Einzelnen bestellt, sein Urteil über Probleme des öffentlichen Lebens kundzutun? Wie lässt sich verhindern, dass in dem Moment, da das Volk befragt wird, dies im Klima kollektiver Leidenschaft geschieht? Unmöglich, von demokratisch-republikanischer Legitimität zu sprechen, wenn diese beiden Fragen nicht berücksichtigt sind. Offenkundig ist zunächst: eine Lösung muss von der allgemeinen Abschaffung der politischen Parteien ausgehen. Simone Weils Plädoyer für eine generelle Abschaffung der Parteien reicht in seiner Unbedingtheit weit über den Kontext seiner Entstehung hinaus.
