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Bookbot

Regina Hofer

    Transformationen des Mitgefühls
    Blad
    F22.0
    Insekten
    • „Dort wo ich angefangen habe, Soldat zu werden, dort habe ich auch aufgehört. Das war in Dresden.“ Der alte Mann redete gern über den Krieg und erzählte: wie das alles begonnen hatte, wie jeder begeistert war, „bis wir angefangen haben zu verlieren.“ Er war Soldat in der Division „Das Reich“, machte Dienst im SS-Regiment „Der Führer“, das mehrfach beinahe völlig aufgerieben wurde und an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt war. Dreimal war er in Russland, er war in Belgien, in Frankreich, in Ungarn, in der Ukraine. Seine Division war bei Kiew stationiert, als beim Massaker von Babyn Jar über 33.000 Juden ermordet wurden, und 1944 wurde es an die Invasionsfront in der Normandie versetzt. Das musst du erlebt haben, sagte er oft. Und hat selbst alles auch überlebt. Nach dem Krieg traf er sich weiter mit seinen Kameraden von der Waffen-SS. Weil ein Nazi war er immer noch ... Leopold Maurer und Regina Hofer haben die Gespräche mit Maurers Großvater festgehalten und dessen Erinnerungen mit Rechercheelementen ergänzt. Die Geschichte des bekennenden Nationalsozialisten erzählen sie in eindrücklichen Schwarz-Weiß-Bildfolgen nach, in denen sich die stärker narrativen Teile Maurers mit den eher assoziativen Beiträgen Hofers abwechseln und verschränken: Das Ergebnis ist ein intimes und ein ob der Banalität des geschilderten Grauens er-schütterndes Buch.

      Insekten
    • In der Psychiatrie bezeichnet ICD-10 F22.0 die Diagnose einer wahnhaften Störung. Was sich hinter dieser kargen Zahlen- und Buchstabenkombination verbirgt, ist allerdings ein men-taler Mahlstrom, der alle Wirklichkeit in einem mächtigen Sog mit sich reißt. In Regina Hofers und Leopold Maurers Graphic Novel F22.0 wird die psychische Erkrankung der Künstlerin Regina Hofer aufgearbeitet, von der Entwicklung der Krankheit bis hin zu einem Aufenthalt in der Psychiatrie. Das durch Me-dikamente erfolgreich aufgeweichte und schlussendlich voll-kommen aufgelöste Wahnsystem wird dabei abwechselnd von zwei Seiten betrachtet: einerseits die Innensicht von Regina Hofer, die die Krankheit als Betroffene beschreibt, und ande-rerseits die Aussensicht von Leopold Maurer, der als Angehö-riger die Entwicklung der wahnhaften Störung seiner Ehefrau miterlebt hat. Ein schonungsloser und eindrücklicher Bericht in starken, expressiven Schwarz-Weiß-Bildern, die einen kaum mehr los lassen.

      F22.0
    • Begonnen hat das mit der Ess-Brechsucht, als sie fünfzehn war, das Gefühl, sich im eigenen Körper nicht ganz wohl zu fühlen, geht schon auf die frühe Kindheit auf dem Land zurück. Dass brav sein in ihrer Familie mit dem Essen zu tun hat, begreift sie schon damals. Der Rest ergibt sich fast von selbst: früh einsetzende Pubertät, erschreckende Wachstums-schübe, Magersucht, Haarausfall, Essanfälle, Nachprüfung in Mathematik; mit achtzehn beginnt sie ein Kunststudium, hofft dabei auf einen Neuanfang. Doch das alte Schema setzt sich fort ... Regina Hofer erzählt in ihrer zum Teil autobiographischen Graphic Novel Blad von dem Kampf einer jungen, kreativen Frau mit ihrem Selbst- und Fremdbild, mit dem Weltbild des traditionalistischen Vaters und ihrer Sehnsucht nach der un-begrenzten Welt da draußen. In durchkomponierten Schwarz-Weiß-Bildern beschwört sie die unausgesprochenen Gefühle der Kindheit und Jugend herauf und rekonstruiert im assoziativen Erzählstrom den Ursprung einer Essstörung.

      Blad