Das hebräische Werk »Sefer Evronot« des Rabbiners Judah Mehler Reutlingen ist Mitte des 17. Jahrhunderts in Bingen entstanden. Die erst kürzlich restaurierte Handschrift zählt zu den wertvollsten Schätzen der Staatsbibliothek zu Berlin und ist eine der eindruckvollsten jüdischen Handschriften der Frühen Neuzeit. Auf 168 Seiten entwirft der jüdische Gelehrte eine detaillierte Anleitung zur Berechnung des jüdischen Festkalenders, die von prachtvollen Illuminierungen mit biblischen Motiven, religiösen Gegenständen, Tieren und Szenen aus der Alltagskultur der Zeit begleitet wird. Eine Besonderheit sind die üppig verzierten Kalendarien, die für die rabbinische Kalenderberechnung verwendet wurden. Im Rahmen familiengeschichtlicher Forschungen stieß Dieter Bingen auf den direkten Vorfahren und Verfasser des Sefer Evronot, Rabbi Judah Mehler Reutlingen. Die einzigartige Handschrift wird hier zum ersten Mal vollständig reproduziert, übersetzt und kommentiert. Die Erläuterungen von Annett Martini, Dieter Bingen und Matthias Schmandt zeigen die kulturhistorische Bedeutung des Manuskripts und dessen Autors. Ein faszinierender Beitrag zur jüdischen Buchkunst!
Annett Martini Reihenfolge der Bücher


- 2023
- 2021
Zwischen Offenbarung und Kontemplation
Die Wolfenbütteler hebräischen Schriftrollen
- 148 Seiten
- 6 Lesestunden
Die Herzog August Bibliothek bewahrt zehn hebraische Schriftrollen bzw. Schriftrollenfragmente auf, die aus unterschiedlichen Grunden zu den besonders kostbaren Uberlieferungen der judischen Schriftkultur zahlen. Von diesen Rollen fand allerdings nur die sogenannte "Magdeburger Torarolle" aus dem 14. Jahrhundert wegen ihres hohen Alters Beachtung innerhalb der judischen Studien. Eine etwas jungere, ebenfalls vollstandig erhaltene Torarolle sowie drei Torarollenfragmente, die in die Fruhe Neuzeit zu datieren sind, wurden bislang jedoch in keiner Weise gewurdigt, obwohl auch sie seltene Einblicke in ein vernachlassigtes Gebiet der hebraischen Handschriftenkunde geben. Neben den Torarollen beherbergt die Herzog August Bibliothek eine Hohelied-Rolle, zwei Ester-Rollen sowie zwei von einer Hand geschriebene Rollen Prediger und Rut. Letztere stechen nicht nur aufgrund ihrer aufwendigen Illuminierung durch Kupferstiche und Miniaturmalereien aus dem Schriftrollenkonvolut hervor. Die beiden Handschriften gewahren auch wertvolle Einblicke in die Herstellungspraxis von dekorierten Megillot, die im 17. und 18. Jahrhundert eine Blutezeit in Europa erlebten. In diesem Band der Wolfenbutteler Forschungen werden diese hebraischen Schriftrollen erstmals ausfuhrlich beschrieben und durch die exemplarische Einbeziehung vergleichbarer Manuskripte in die judische Handschriftentradition eingeordnet.