Tempelhof ist ein vieldeutiger Ort. Heute gehen die Leute auf dem stillgelegten Tempelhofer Feld spazieren, fahren Fahrrad, betreiben Urban Gardening oder lassen Drachen steigen. Gegründet 1923 entsteht zwischen 1936 und 1941 nach den Plänen von Ernst Sagebiel der größte Zivilflughafen Europas und das bis dahin größte Gebäude der Welt. Bis heute wurde das inzwischen größte Baudenkmal Europas nicht zu Ende gebaut. Erst Ausdruck nationalsozialistischen Größenwahns, wurde der Flughafen durch die Luftbrücke 1948/49 auch zum Symbol der Freiheit. Aber schon seit 1884 war das Tempelhofer Feld der zentrale Berliner Ort für Pionierleistungen und Weltrekorde bei der Überwindung der Schwerkraft. Die Air Force verlässt erst 1993 das Gelände und Tempelhof bleibt ein Ort ewiger Improvisation, des Unfertigen, ein Ort für Träumer und Pioniere, Entdecker und Experimentierfreudige. Mathias Gatza nähert sich in seinem Buch dem Phänomen Tempelhof in einer historischen Spurensuche. Es geht ihm dabei jedoch nicht um eine weitere »Geschichte des Fliegens« oder »des Gebäudes«. Viel eher geht es darum, die DNA des Ortes, die Typologie der Menschen, die den Ort prägten, die vergangenen Hoffnungen, Utopien und ihre Entgleisungen auf eine erzählerische Bühne zu bringen. Dabei wird viel unbekanntes, manchmal bizarres Material aus den dunkelsten Ecken von Archiven gehoben.
Mathias Gatza Bücher



Der Schatten der Tiere
- 393 Seiten
- 14 Lesestunden
1963 geboren in Berlin, hat nach zwei Jahrzehnten als Lektor und Verleger vor allem deutschsprachiger Gegenwartsliteratur die Seite gewechselt und schreibt. «Der Schatten der Tiere» ist sein erster Roman. Mathias Gatza lebt in Berlin.
Eine dunkel angelaufene Metallplatte, in die die Zahl 1673 geritzt ist - die Reste eines Photos aus dem 17. Jahrhundert? Humbug, völlig unmöglich. Niemand glaubt dem verkrachten Wissenschaftler. Im Jahr 2002 jedoch, bei den Aufräumarbeiten nach dem Elbhochwasser in Dresden, stößt er auf einen Druckbogen im Bleisatz. Schilderungen über einen gewissen Silvius Schwarz, hochbegabter Stillleben-Maler, Libertin und Atheist, der aus einer Camera obscura ein künstliches Auge baut - und der bald mit seiner Geliebten, der schönen, wilden Mathematikerin Sophie von Schlosser fliehen muss. Als Magier und Blasphemiker gejagt, wird er auch noch verdächtigt, mit den geheimnisvollen Ritualmorden zu tun zu haben, die die höfische Welt erschüttern.