In der farbenprächtigen sommerlichen Seelandschaft des Ostseebades Misdroy auf der Insel Wollin erlebt eine kleine Prager Familie um das Jahr 1899 einen fröhlichen Ausnahmezustand. Selbst die strenge Mutter ist hier erträglich, wo die vornehme Atmosphäre des alten Österreich auf die rauhere des Nordens trifft. Das gesellige Leben der Prager deutschsprachigen Juden, hier wird es wieder lebendig, wie auch im zweiten Roman dieses Bandes, »Beinahe ein Vorzugsschüler", einer Reminiszenz an Brods Schulzeit und eine Brücke zur untergegangenen Welt Prags in der Habsburger Monarchie. Die beiden kleinen Romane sind meisterhafte Zeitbilder und gehören zur schönsten Prosa, die Brod geschrieben hat.
Max Brod Bücher
Max Brod, ein lebenslanger Freund und literarischer Nachlassverwalter von Franz Kafka, war selbst ein begabter Schriftsteller, Komponist und Journalist. Anstatt Kafkas Anweisungen zu befolgen, sein unveröffentlichtes Werk zu verbrennen, veröffentlichte Brod es gewissenhaft, wodurch sein bleibender Platz in der Literatur gesichert wurde. Sein eigenes umfangreiches Schaffen, obwohl bedeutend, wird oft von seiner entscheidenden Rolle bei der Sicherung des Erbes eines der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts überschattet.







Eine Freundschaft. Briefwechsel
- 538 Seiten
- 19 Lesestunden
Die Dokumentation der Freundschaft zwischen Max Brod und Franz Kafka wird mit diesem zweiten Band abgeschlossen. Erstmals werden die Briefe und Antwortbriefe der beiden Freunde einander gegenübergestellt, wodurch ihr Gespräch lebendig wird und ihre Freundschaft anschaulich wird. Kafkas Briefe sind häufig Bitten um Gegenbriefe; er greift Äußerungen seines Partners auf und fordert ihn auf, diese zu vertiefen. So lassen sich die fehlenden Briefe Brods aus der früheren Zeit wie in einem Spiegel mitlesen. Die Korrespondenz beginnt 1904 in lockerem Rhythmus und intensiviert sich ab September 1917 mit dem Ausbruch von Kafkas Krankheit. Stilistisch sind ihre Briefe grundverschieden: Brods Äußerungen sind spontan und privat, ohne literarische Absicht, während Kafka versucht, das, was ihm „in immer neuen Formen durch den Kopf“ geht, auszudrücken. Er sucht nach dem, was nicht mitteilbar ist, und möchte schreibend eine vertraute Stunde mit Brod verbringen. Nach einer tiefen Depression zögert Kafka jedoch ab 1921 mit dem Briefeschreiben, auch gegenüber Brod. Im Oktober 1923 erklärt er, dass sein Schweigen „strategische“ Gründe hat; er vertraut seinen Worten und Briefen nicht und möchte sein Herz nicht mit „Gespenstern“ teilen, die mit den Worten spielen.
Am 23. Oktober 1902 begegneten sich Max Brod und Franz Kafka bei einem Vortrag über „Schopenhauer und Nietzsche“ in Prag. Obwohl beide Jura studierten und sich häufig sahen, entwickelte sich ihre enge Freundschaft erst im November 1908. Im September 1909 unternahmen sie mit Brods Bruder Otto eine erste gemeinsame Reise nach Riva am Gardasee, wo sie ein Flugmeeting in Brescia besuchten und zum ersten Mal ein Flugzeug sahen. Max Brod schlug vor, jeder solle seine Eindrücke beschreiben. So entstanden die Texte „Flugwoche in Brescia“ und „Die Aeroplane in Brescia“, die die unterschiedlichen Perspektiven und Stile der beiden Autoren widerspiegeln. Diese Texte wurden zur Veröffentlichung bestimmt. Im Gegensatz dazu sind die folgenden Dokumente private Tagebuchaufzeichnungen von weiteren Reisen nach Paris und Rouen (1910) sowie Lugano und Mailand (1911) und Weimar. Am 29. August 1911 in Lugano entwarfen sie den Plan für einen gemeinsamen Roman mit dem Titel „Richard und Samuel“, der jedoch nur das erste Kapitel, „Die erste lange Eisenbahnfahrt“, umfasst. Ein zweiter Band, der die vollständige Korrespondenz der beiden Freunde enthalten wird, ist in Vorbereitung.
Beschreibung eines Kampfes : Novellen, Skizzen, Aphorismen : aus dem Nachlaß
- 279 Seiten
- 10 Lesestunden
Meistererzählungen
- 288 Seiten
- 11 Lesestunden
Die berühmtesten und die anderen Meistererzählungen von Franz Kafka: 'Das Urteil', 'Die Verwandlung', 'In der Strafkolonie' und viele andere mehr. Mit einem Nachwort von Walter Muschg und einer Erinnerung an Franz Kafka von Kurt Wolff.
Gesammelte Werke in Einzelbänden, herausgegeben von Max Brod, umfasst 359 Seiten.
Max Brod prägte den Begriff Prager Kreis für die Treffen mit seinen Schriftstellerkollegen und -freunden Oskar Baum, Felix Weltsch und Franz Kafka - später kam noch Ludwig Winder dazu. In seinem Erinnerungsbuch schreibt er nicht nur über diese Gruppe, sondern zieht größere Kreise, die alle wichtigen Prager deutschsprachigen Autoren umfassen. Es ist nicht zuletzt Max Brods Verdienst, dass die literarische Öffentlichkeit außer auf Kafka auch auf die anderen Prager deutschsprachigen Autoren blickt, auf diese kleine Welt innerhalb einer tschechischen Großstadt.
Franz Kafka Gesammelte Werke in acht Bänden
- 525 Seiten
- 19 Lesestunden
Ein fesselnder historischer Roman über Johannes Kepler und die Anfänge der modernen Naturwissenschaft in Prag um 1600. Die moderne Naturwissenschaft beginnt nicht nur im Florenz Galileis, sondern auch im Prag Rudolfs II. Der katholische Kaiser zog den dänischen Astronomen Tycho Brahe und den deutschen Johannes Kepler an seinen Hof: Zwei Protestanten, zwei Vertriebene, die in Prag Zuflucht fanden. Es war eine glückhafte Begegnung, die kaum ein Jahr dauerte und mit Brahes rätselhaftem Tod endete. Die genauen Beobachtungen und Berechnungen Brahes bildeten die Grundlage für Keplers Werk über die Planetenbahnen, das bis heute unser Weltbild bestimmt. Max Brod bietet in seinem ersten und bekanntesten historischen Roman von 1915, den er seinem Freund Franz Kafka widmete, ein großartiges Panorama der Zeit um 1600 und eine intensive Darstellung der beiden unterschiedlichen Charaktere. Vorbild für die Figur des Johannes Kepler war Albert Einstein, den Max Brod kennenlernte, als er an der Prager Universität lehrte. Die Reihe »Max Brod - Ausgewählte Werke« soll ein Œuvre, das heute im Buchhandel nicht mehr und in Bibliotheken kaum zu finden ist, wieder einem Lesepublikum zugänglich machen.
Brief an den Vater
- 88 Seiten
- 4 Lesestunden
Franz Kafka hat den „Brief an den Vater“ im Alter von 36 Jahren, fünf Jahre vor seinem Tode, geschrieben. Er stand damals, im Jahre 1919, auf der Höhe seines literarischen Schaffens. Um so erstaunlicher erscheint es, daß Kafka in diesem Zeitpunkt ausgereifter künstlerischer Produktionsfähigkeit einen solchen „schrecklichen Prozeß“ mit seinem Vater führt in Gestalt eines Riesenbriefes, in dem alle Qualen seiner Kindheit noch ebenso unbewältigt und beklemmend anwesend sind wie ehedem. Kein Wunder, daß sich die psychoanalytische Forschung dieses erstaunlichen „Falles“ Kafka in zahlreichen Abhandlungen und Büchern annahm und auch das gesamte dichterische Schaffen Kafkas unter dem Blickpunkt des sogenannten „Ödipus-Komplexes“ sah, analysierte und aufzuhellen suchte, in ihm den Schlüssel zu allen „Rätseln“ und Dunkelheiten dieser Dichtung der Weltliteratur in Händen zu halten glaubte.



