Gratis Versand in ganz Österreich
Bookbot

Stephan Alfare

    28. Jänner 1966
    Das Schafferhaus
    Meilengewinner
    Der dritte Bettenturm
    Terrain
    Neuneinhalb Finger
    • Und Schillinger sah das Gold des Zigarrenabschneiders, das aufblitzte, als Töffels ihn am Arm packte und seinen Arm verrenkte, ihn fast ausrenkte, er quetschte sein Handgelenk, und Schillinger spreizte alle fünf Finger, es sah aus, als wollten die Finger fliehen vom restlichen Teil seiner dürren Hand; mit dem Flachschneider fing Töffels seinen Zeigefinger ein, wie eine gelähmte, vor Schreck erstarrte Maus, die sich nicht wehren kann, und er drückte den Cutter zusammen. »Neuneinhalb Finger« ist ein dunkler, unerbittlicher Episoden-Roman made in Austria. Im Schatten eines eiskalten Soziopathen und Mörders führt uns der Autor die tiefen, schmutzigen Abgründe der menschlichen Seele vor Augen. Sein fesselnder Erzählstil, gepaart mit einer bildhaften, bunt-trockenen, präzisen Sprache, ist durchzogen von surrealen, humoristischen und schonungslosen Gedankenspielen. Der Roman erinnert an die Werke von Max Frisch, Alain Robbe-Grillet oder Hunter S. Thompson.

      Neuneinhalb Finger
    • In seiner kleinen Wiener Gemeindebauwohnung thront Udo Asch und schreibt. Für einige Zeit war er verschwunden, jetzt stapeln sich Bierdosen und Berge von Papier um seinen Schreibtisch – er will den Roman beenden, aus dem man ihn herausgerissen hat. Doch da sind jene, die Asch nicht vergessen haben, die wenigen verbliebenen Vertrauten, die nun wieder auftauchen und um ihn kreisen wie beträchtlich aus der Bahn geratene Planeten: Die Exfreundin liebt einen Neuen, doch der erweist sich als jähzornig und unberechenbar. Der Dramatiker Tschirk holt sich den Kick mit Kokain – dabei wünscht er sich an einen Ort, wo man ihn mit seiner pädophilen Neigung in Ruhe leben lässt. Und Janan Al Sahir ist gefangen in der Erinnerung an einen geliebten Menschen. Er weiß, er kifft zu viel und dass es ihm nicht wirklich hilft, wenn er die schlaflosen Nächte vor dem Computer auf pornografischen Seiten verbringt. Der Schriftsteller Stephan Alfare hat die seltene Gabe, einen schonungslosen Realismus mit Momenten menschlicher Lichtblicke und Wärme in müheloser Einheit erscheinen zu lassen. Seine Figuren kennt er genau, und er weiß, was sie antreibt und zu seinem Geschichtenkaleidoskop beitragen lässt, das bloß so erzählt werden muss. Wem das Alltägliche der vermeintlichen Nebenschauplätze zu trivial ist, dem mögen die poetischen Funken, die hier beim kleinsten Wisch aufstäuben, den Blick erhellen.

      Terrain
    • In einem Krankenhaus – irgendwo im Nirgendwo – erwacht Victor Flenner. Nach einem Vorfall, an den er sich dunkel erinnern kann, von der Intensivmedizin im letzten Augenblick ins Leben zurückgeholt. Zwischen Schläuchen aus Plastik und Neonlicht, dem Geruch von Desinfektionsmittel und gestärk-ter Bettwäsche erwacht er nach und nach aus einem künstlichen Tiefschlaf, versucht, die vergangenen Wochen zu rekonstruieren, das Ereignis, das ihn hierher gebracht hat: in den dritten Bettenturm. Durch die Tür zu Flenners Zimmer dringen Spuren einer realer scheinenden Welt: Besuche, Eindrücke aus den Leben weniger Vertrauter, seiner Schwes-ter Leira, dem Freund und Maler Jean, dessen Frau Juliette,. Sie alle werden, während sich ihr eigenes Leben unbeeindruckt weiterspinnt, Teil der Welt des dritten Bettenturms. Es ist eine raue Geschichte, voller Abenteuer und Kämpfe mit den eigenen inneren Dämonen. Ein Tanzen am Abgrund.

      Der dritte Bettenturm
    • Meilengewinner

      • 317 Seiten
      • 12 Lesestunden

      Unsere Schritte zerpflügten den Sand: Von einem Vagabundenleben im südlichen Europa erzählt Stephan Alfares Reiseroman Meilengewinner; von der Arbeit in den Obstplantagen, den Tagen und Nächten in den Hafencafés, Höhlen oder verlassenen Baracken; von rauen Sitten und herzlichen Bekanntschaften. Stephan Alfares Romanheld sucht die Freiheit und das Abenteuer. Ohne ein konkretes Ziel bricht der junge Österreicher nach Süden auf, reist per Zug und Schiff, mit wenig Gepäck, dafür meist einem Vorrat an Bier, Pot und Congnacverschnitt. An der Südküste Kretas teilt er sich das Zimmer mit Casey Crab, einem Herumtreiber aus England, und der reizenden Gianna Maria, die sie in einer Diskothek aufgegabelt haben. Mit Gelegenheitsjobs in den Olivenhainen und Orangenplantagen verdient er ausreichend Geld, um sich die Zeit in Bars und Cafés mit Müßiggängern aus aller Welt zu vertreiben. Es sind die zufälligen Begegnungen, die ihn kreuz und quer durch die südliche Hälfte des Kontinents navigieren. Die Straßen sind meist schmutzig; sie führen ihn von Griechenlands Küsten über die Alpen und zurück, in die Türkei und nach Frankreich. Zärtlich und wie beiläufig wird von den Merkwürdigkeiten der Menschen und Landstriche erzählt, von der Heiterkeit, Ruhe- und Trostlosigkeit der Aussteiger und Wanderarbeiter.

      Meilengewinner
    • Kindheit und Erwachsenwerden, einmal ohne Sentimentalität über die verlorene Jugend betrachtet, entpuppen sich oft nicht als die erwartete Zeit von Unbeschwertheit und Glückseligkeit denn als eine Etappe, die erfüllt ist von fehlender Orientierung, Fremdbestimmtheit, Unfähigkeit zur Kommunikation und damit verbunden von Grausam-, Lieblosig- und erdrückender Einsamkeit. In Das Schafferhaus wird die Geschichte der Kindheit und Jugend des Paul Eva Schaffer durchreist. Der Junge wächst im vorarlbergischen Rheintal, im Dreiländereck von Schweiz, Deutschland und Österreich unter den Repressalien von Großfamilie, Dorfverband und Kirche auf. Mit kühlem, detailfixiertem Blick und ohne jeden Zynismus registriert Stephan Alfare die Besäufnisse, die Prügeleien und die Verzweiflung seines Protagonisten, sein trauriges Liebeswerben und den ausweglosen Sex. Wie alle großen Erzähler urteilt er nie über seine Figuren, die konsequente Meinungslosigkeit des Erzählers erzeugt mit lapidaren Sätzen einen genauen, rücksichtslos peniblen und unkalkulierten Realismus, der seine tiefe Beklemmung aus der archaischen Kargheit und Ungekünsteltheit der Sprache bezieht und der Weigerung, dem Leben etwas hinzuzufügen. Stephan Alfare ist mit Das Schafferhaus nicht nur eine überzeugende Abrechnung über die finsteren Zustände im Land, sondern auch eine berührende Geschichte über die Entwicklung eines adoleszenten Körpers, die Erweckung seiner Geheimnisse und Lüste im Korsett der Bigotterie gelungen.

      Das Schafferhaus