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Bookbot

Lars Reyer

    Falsche Kathedralen
    Magische Maschinen
    Der lange Fußmarsch durch die Stadt bei Nacht
    • Dies ist nach allen Regeln der Kunst ein 'geschmeidiger' Lyrikband, das Debüt eines in der Sprache mit all ihren Traditionen beheimateten Autors. Wenn Reyer Klassiker variiert, dann schafft er eine Überlagerung mit der Moderne, die in ihrer sprachlichen Verdichtung Wahrhaftigkeit atmet. Die Zitate sind damit organisch vollkommen in ihrem neuen Kontext aufgegangen. Das Hauptthema Reyers ist das Leben in der Stadt - oder genauer das Leben aus der Perspektive der Stadt mit ihrem Materialensemble aus Beton, Asphalt, Kalk, Putz und Mörtel ('jeder Riss/ im Asphalt heilte von selbst'). Die Urbanität wird in einem großen historischen Bogen gefasst: von Gaslicht und Aschekübel bis zur Demonstration. Damit repräsentieren die Texte den Erlebnisraum Großstadt aus dem Erfahrungszeitrahmen einer Großfamilie, in der sich auch die Spuren einer ostdeutschen Vergangenheit finden. Die treffsichere Schlagkraft der gewählten Worte vermeidet das Überflüssige. So erscheint die Ausnahme einer lichten Landpartie im Sommeridyll so stilsicher, als hätte der Autor die Regieanweisung gegeben: 'Hier bitte nur Schwarz-Weiß!' Es ist ein Genuss, dem Autor in die weißen und schwarzen Projektionsräume der hohen literarischen Kunst zu folgen: 'abgerauscht, ich, in Schrift, in tonloses/ sehr sehr lautes Schreien, Schreiben,/ immer aufs Papier, immer/ ins OFF, in den schwarzen, weißrauschenden Raum.'

      Der lange Fußmarsch durch die Stadt bei Nacht
    • Magische Maschinen

      • 86 Seiten
      • 4 Lesestunden

      »Gedichte bestehen aus Worten. Aber nur wer mit ihnen bewusst und mit Kunst umgeht, ist in der Lage, sie so zu setzen, dass sich aus wenigen Worten ein Film entrollt, in dem jede Szene die vergehende Zeit spüren lässt. Ich kenne kaum einen Lyriker der jungen Generation, dem das so gut und so oft gelingt wie Lars Reyer.« Norbert HummeltLars Reyer führt seine Leser durch industrialisierte Landschaften. Über Schotterstraßen, vorbei am Elektro-Weidezaun, durch Treppenhäuser und in die Keller; die ausgehöhlten Räume der Ex-Industrie blühen vor uns auf, ein prächtiger Walduntergang. Es ist kein Entkommen, keine Flucht möglich - wohin auch? Das Material, mit dem Reyer arbeitet, ist die Stahlwolle, der chromumflirrte Kopf der Silberdistel, er nimmt Schraubenzieher, -schlüssel und das Ansaugrohr zur Hand. Wir folgen ihm in eine Welt des Rausches, hören seine Tapes, bewundern seine Anlehnungen, wie zum Beispiel an Robert Gernhardt (Ich kann nicht in Terzinen schreiben und trinken seinen Schnaps aus Holunderbeeren, weiße(m) Klee. Am Ende gehen die Körper, sagt Lars Reyer, und er sagt auch: Junge komm nie wieder. Das glauben wir nicht.

      Magische Maschinen
    • Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verschmelzen, dann braucht man nur einen tiefen Atemzug, um von der Kartoffelernte »in Sachsen auf Feldern im Herbst« in eine post-apokalyptische Szenerie versetzt zu werden, in der »kleine Herden von Menschen« in einem Tal grasen und ansonsten die Krähen nur noch »das Aas ausrufen«. Lars Reyer nimmt uns in seinem neuen Gedichtband mit auf eine Reise entlang der Bruchlinien von Zeiten und Orten. In die düsteren Historien und Gegenwarten Sachsens, wo die erzgebirgischen »Wurfhöhlen noch offen« liegen und die urbanen Brachen vor innerer Anspannung zu glühen beginnen. In die Feuchtwiesen und Kleinstädte des Münsterlandes, auf den Spuren des vergessenen Dichters und Apothekers Erich Jansen. Reyers Gedichte changieren dabei zwischen erzählerischem Impuls und knochentrockener Abstraktion. Karl Marx schaut vorbei, Stanley Kubricks Space Odyssey 2001 lässt grüßen und die amerikanische Emo-Band Elliott gibt zu alldem den Takt vor. So entsteht ein dichtes Gewebe aus Anspielungen und Verweisen, das sich durch die Texte zieht und in dem man sich nie sicher sein kein, welcher mythologische Raum gleich in einem grauen Hinterhof geöffnet wird. Nach Magische Maschinen gelingt es Lars Reyer wieder, Orte eindringlich spürbar zu machen und verschiedene Generationen in einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen zu porträtieren.

      Falsche Kathedralen