Herwig Burchard, 63, ist ein Regisseur, der kurz vor der Premiere seines Figaro steht und sich zunehmend ungeschickt verhält. An einem Tiefpunkt seiner Karriere sieht er sich heftiger Kritik ausgesetzt: Ist er wirklich der altmodische Mann, für den viele ihn halten? Als er mit einem Journalisten aneinandergerät, eskaliert die Situation und es wird klar, dass dies seine letzte Premiere sein wird. Nach dem Vorhang folgt eine Phase des Selbstmitleids und weiniger Abende beim Italiener. Zu allem Überfluss verliebt sich der ehemalige Regisseur auch noch in die junge, bereits vergebene Schauspielerin Leonie. Entschlossen packt Burchard seine Sachen, um seinen Traum von einer bescheidenen Idylle in einem kleinen Dorf in Apulien zu verwirklichen. Alle Zelte abzubrechen und etwas Neues zu wagen – kann das gutgehen? In diesem hinreißend komischen Roman erzählt Sven-Eric Bechtolf von Eitelkeiten, Einsamkeit, Neuanfang und später Liebe. Es ist eine pointierte und gewitzte Erzählung über den zweiten Frühling des ausrangierten Regisseurs Burchard, umgeben von skurrilen Zeitgenossen, und stellt die Frage, was das Leben lebenswert macht.
Sven Eric Bechtolf Bücher


Wie kann man sich das größte Werk der Operngeschichte aneignen, ohne ein eingefleischter Wagnerianer zu sein? Sven-Eric Bechtolf zeigt, wie er’s gemacht hat: mit tiefgründigem Humor, Selbstironie und totaler Offenheit. Sein erstes literarisches Werk entstand während seiner intensiven Auseinandersetzung mit Wagners „Ring“, den er 2007 bis 2009 an der Wiener Staatsoper inszenierte. Bechtolf reagiert auf das musikalische Kunstwerk mit einem sprachlichen, das ebenso vielschichtig ist. „Vorabend. Eine Aneignung“ ist eine Nacherzählung und neue Deutung vom „Ring“, insbesondere vom „Rheingold“. Er nimmt Wagners opus magnum persönlich und verknüpft es mit seiner Autobiografie, erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Deutschland sowie seinen Erfahrungen als Schauspieler und Regisseur. Dabei stellt er philosophische, religiöse und politische Fragen zum Werk und seinem Komponisten – und vor allem zu sich selbst. Bechtolfs Schilderungen über die untergegangene Hamburger Bourgeoisie, seine erotischen Erlebnisse als junger Mann und die dekadente Gesellschaft eines Kunstmäzens sind originell und stehen in einer großen literarischen Tradition.