Mihailo Putnik und sein Freund Petrovic haben nach dem Zweiten Weltkrieg Jugoslawien verlassen und sind in die USA ausgewandert, wo sie erfolgreiche Universitätskarrieren gemacht haben. Im Alter kann Putnik dem Heimweh nicht länger widerstehen und kehrt nach Serbien zurück, in der Hoffnung, Ruhe zu finden und dem Tod gelassen entgegenzusehen. Doch er erkennt, dass er im Exil die negativen Seiten seiner Heimat ausgeblendet hat. Statt Altersmilde begegnet er dem Provinzialismus und Nationalismus seiner Landsleute. Sein in Übersee erworbenes intellektuelles und finanzielles Kapital ist hier wertlos und stößt auf Ablehnung. Niemand interessiert sich für seine Meinung zur Lage des Landes. Um seinen Freund vor der Nostalgiefalle zu bewahren, schreibt Putnik ausführliche Briefe nach Cleveland, in denen er die politische, kulturelle und zwischenmenschliche Realität des Landes schonungslos schildert. Diese Briefe sind ein schmerzhafter Abgesang auf Jugoslawien und ermöglichen eine universale Auseinandersetzung mit Entwurzelung und Zugehörigkeit. Putnik, dessen Name „Reisender“ bedeutet, bleibt auch in seiner vermeintlichen Heimat ein rastloser Wanderer, unfähig, seinen scharfsinnigen Beobachtungen zu entkommen.
Milovan Danojlić Bücher
3. Juli 1937 – 23. November 2022
Milovan Danojlić ist ein gefeierter serbischer Schriftsteller, dessen Werk für seine tiefen Einblicke in die menschliche Existenz und poetische Empfindsamkeit bekannt ist. Seine Prosa und Poesie, oft inspiriert von serbischen Realitäten und französischen Einflüssen, erforschen Themen wie Identität, Erinnerung und gesellschaftliche Veränderungen. Danojlićs unverwechselbarer Stil zeichnet sich durch Eleganz und Präzision aus, der die Leser in nachdenkliche Reflexionen über sich selbst und andere einbezieht. Sein umfangreiches Werk stellt einen bedeutenden Beitrag zur modernen Literatur dar, der persönliche Erzählungen mit universellen Wahrheiten verknüpft.
