Biografien kann man an- und ausziehen, sich umhängen oder sich daran aufhängen, zumindest literarisch. Meist ist es umgekehrt. Biografien schreiben fest: Afghanischer Flüchtling. Österreichische Sozialhilfeempfängerin. Aber wie lange bleibt der Flüchtling ein Flüchtling? Und warum bleiben der Sozialhilfeempfängerin so viele Türen verschlossen? Nadine Kegele sucht die Leerstellen und Zwischentöne und changiert zwischen Lossagung und Neuschreibung. Sie zerteilt Lebensläufe in ihre Bausteine, baut Collagen aus Wörtern und Bildern – und geht dabei weit über die Genregrenzen hinaus. Nadine Kegele hört nicht nur den Stimmen genau zu, die sich ihr anvertrauen, sie schaut auch jedem Wort genau auf die Finger. Sie befragt seine vorder- und tiefgründige Bedeutung und erkennt Sprache als hochpolitisches Instrument. Jede Erzählung schärft den Blick auf die Gesellschaft und zeugt von einer großen Lust am Finden und Erfinden. Wirf Flugzettel ab wie in dem Märchen vom Krieg, wirf sie in dampfende Küchen, in Krabbelstuben, in die Dauerwellen unter den Trockenhauben der Frisiersalons.
Nadine Kegele Bücher
Diese Autorin taucht tief in komplexe Frauenleben ein und erforscht Themen wie Revolution und Identität. Ihre Prosa zeichnet sich durch tiefe Reflexion über das Schreiben selbst aus, das sie als „lautes Denken auf Papier“ definiert. Durch ihr Werk, einschließlich eines Romanzyklus, der von Olympe de Gouges inspiriert ist, erweckt sie acht Frauenleben zum Leben. Ihr literarischer Ansatz verspricht eine introspektive Reise, die sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Umwälzungen berührt.






Lieben muss man unfrisiert
Protokolle nach Tonband
40 Jahre nach Erscheinen von Maxie Wanders Bestseller „Guten Morgen, du Schöne“ ist es Zeit für eine Neubefragung. Welches Selbstverständnis haben Frauen* heute, mit welchem Rollenbild werden sie erwachsen und was wollen sie verändern? 19 Frauen* zwischen Madrid und Berlin, zwischen 16 und 92 Jahren erzählen ungeschönt und mit viel Humor aus ihrem Leben, von ihren Ängsten und Sorgen, von falschen, richtigen und notwendigen Entscheidungen und davon, was es braucht, um glücklich zu sein. Nadine Kegele hat in ihrem Buch höchst heterogene und spannende Lebenswelten vereint. Sie alle machen deutlich, dass sexuelle Übergriffe und Diskriminierung, Krieg und Flucht, Rassismus und soziale Ungleichheit auch heute noch die großen Lebensthemen sind. „Später, als ich schon länger verheiratet war, habe ich Sexualität erlebt, wie wenn das etwas wäre, das ich tun müsste, um Ruhe zu haben.“ (Michaela, 48)
Hinter dem Gesetz
Kafka, Recht und Ordnung
Nadine Kegele hat die seltene Gabe, Poesie und Komik zu verknüpfen. Nach ihrem Erzähldebüt „Annalieder“ legt die österreichische Autorin nun ihren Debütroman vor. In „Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause“ ist nicht nur das Wetter existenziell, auch die Leben der in bunten Farben schillernden Figuren sind es. Nora bringt einen Hund um und vielleicht war es Mord. Die Füchsin füttert Blutegel, wenn sie nicht gerade Yoga macht. Vera ist Comic-Heldin im eigenen Sektimperium. Und Ruth eine Lesbe, die ein Kind will, Geschlecht egal, Hauptsache kein Junge und kein Mädchen. Und während die Freundinnen ein Leben versuchen, das sich nicht bloß gut anfühlt, sondern auch gut ist, liegt eine Mutter im Koma und stirbt – hoffentlich, wenn es nach ihrer Tochter geht. Nadine Kegeles Romandebüt ist bereits vor Erscheinen preisgekrönt: Für eine Arbeitsfassung erhielt die Autorin 2013 den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. „Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause“ beschreibt das Leben in Worten, so unglaublich treffend, als wären sie für Nadine Kegele erfunden worden.
„Annalieder“ ist das beeindruckende literarische Debüt der jungen Vorarlberger Autorin Nadine Kegele. Anna und elf andere Frauen sind im Begriff, sich herauszuheben aus einem Leben, das unbeweglich macht. Eine legt sich mit Kaufhausdetektiven an, die andere will keinen Mann, der ihr mit Biologie kommt, eine denkt an brennende Elefanten und die andere wird, um eine Freiheit zu versuchen, die sie als Frau nicht erlebt, zum Mann. Es geht um Möglichkeiten und Wege, Verlassenwerden und Verlassen, Weiterleben und Sterben. Jede der zwölf Erzählungen ist eine Moritat, ein Gesang auf eine Heldin, eine Aufschreibung aus einem Leben, das beklemmend ist und eine Lösung für die persönliche Freiheit fordert. „Annalieder“ sind keine Schönwetter- geschichten und dennoch nicht ohne Komik. So wie Anna und die anderen Frauen sich abheben von der Unbeweglichkeit des Lebens, hebt sich Kegeles Sprache ab von unbeweglicher Literatur und konventionellen Denk- und Sprachmustern.
Entspanntes Zähneputzen jeden Tag Das Zähneputzen mit Kindern gehört zum Alltag – manchmal ist das leider auch herausfordernd. Statt Stress und Ärger warten in diesem Buch aber Freiraum, Selbstbestimmung und Unterstützung auf Kinder und Vor- lesende. 23 lustige, hilfreiche und mutmachende Verse gibt uns Nadine Kegele an die Hand, inspiriert von ihren eigenen Mama-Erfahrungen. Schon saust die ganze Familie durch den Zahnputzprozess, knallig bunt illustriert von Ana Castro Villegas. Das handliche Pappbuch wird so zum täglichen Begleiter und macht allen das Putzen und Nachputzen leichter.