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Bookbot

François Jullien

    1. Jänner 1951
    Die Kunst, Listen zu erstellen
    Sein Leben nähren
    Der Umweg über China
    Über die Wirksamkeit
    Vortrag vor Managern über Wirksamkeit und Effizienz in China und im Westen
    Die stillen Wandlungen
    • Philosophie und Sinologie, François Jullien präsentiert hier einen Vortrag, den er vor Unternehmensführern und im Bereich des Managements gehalten hat. Einerseits ist die europäische Auffassung der Wirksamkeit mit der Erstellung von Modellen, sowie mit der Zweckbestimmung verbunden und hat die Aktion bis hin zum Heldentum zur Folge; andererseits stützt sich das chinesische Denken der indirekten und diskreten Effizienz auf das Potential der Situation und löst „stillschweigende Wandlungen“ aus, die ohne Aufsehen vonstattengehen und nicht einmal den Status eines Ereignisses haben. Anhand dieses Unterschieds soll die Natur der Effektivität untersucht werden, beziehungsweise, wie es der menschlichen Intervention gelingt, sich an die Neigung der Dinge anzuschließen, und wie sie in diese eingeht. Dieser Ansatz bemüht sich also, die Kunst, Situationen zu beeinflussen, und die Ausübung der Philosophie so wenig wie möglich voneinander zu trennen. Daraus ergeben sich Folgerungen für die Interpretation der Geschichte des 20. Jahrhunderts und für die künftige Geopolitik - und Geoethik. François Jullien ist Professor an der Universität Paris 7 und Leiter des Institut de la pensée contemporaine.

      Vortrag vor Managern über Wirksamkeit und Effizienz in China und im Westen
    • Es geht um Handlungsstrategien, um Kriegskunst, Diplomatie und Rhetorik. Wie man mit Leichtigkeit ohne große Mühe eine schwierige Lage meistert, wie man die potenzielle Situationsenergie ausnützt, wie man rechtzeitig die günstige Gelegenheit erkennt, wie man die Meinung des anderen zu seinen Gunsten beeinflusst.

      Über die Wirksamkeit
    • „Was Julliens Texte auszeichnet, ist eine hintergründige Verrückung von Wörtern und Strukturen. Die Paradoxien Europas werden plötzlich geschmeidig. Sie machen einen Seitensprung auf anderes Terrain, wo sie sich neu entfalten, ohne die Kolonialware ‚Exotismus’ zu betreiben.“ (Peter Bexte, FR)

      Der Umweg über China
    • Unsere Erfahrung, in Europa, wurde ausgehend von einer Trennung von Ebenen gedacht: lebenswichtig / moralisch / geistig. Selbst das grundlegendste Verb, 'nähren', wurde von der Spaltung in Konkretes und Symbolisches erfasst: seinen Körper nähren oder seine Seele nähren (bei Platon und den Kirchenvätern). Wenn man dem in China weit verbreiteten Ausdruck 'sein Leben nähren' folgt, wird man dazu geführt, zur Ungeschiedenheit dieser Ebenen zurückzukehren. (.) Der Weise hat keine Bestimmung und kein Verlangen; er 'bewegt' sich im tao, heißt es, 'wie ein Fisch im Wasser'. Dadurch werden einige unserer massivsten Grundbegriffe erschüttert, und zwar vor allem die der 'Seele' und des 'Körpers'. Wenn sein Leben nähren als begriffliche Einheit gefasst werden kann, dann in erster Linie, weil man von Grund auf in sich den 'Lebensatem' nährt. Es zeichnet sich also ein anderes Verständnis ab – das vom suspekten Mystizismus zu befreien ist, mit dessen Soße die Vertreter der 'persönlichen Entwicklung' uns übergießen wollen.

      Sein Leben nähren
    • Drei Texte von Francois Jullien, Karine Chemla und Jacqueline Pigeot zu einer sehr alten chinesischen und japanischen Praktik. Vom alten Sumer bis zu Rabelais, von der Bibel bis Jules Vernes wimmelt es nur so von Aufzählungen und Listen. Eine Liste der Listen zu erstellen wäre eine riesige Aufgabe. So gibt es auch in der chinesischen und japanischen Kunst und Literatur zahllose Listen. Listen zum Erlernen einzelner Künste, wie etwa der Malerei, des Zitherspieles, des chinesischen Boxens oder der Liebeskunst. Anhand der Listen zur Dichtung wird deutlich, dass es sich nicht nur um technische Gebrauchsanweisungen handelt. Der Aufbau der Liste zeigt sich als eine eigenständige Kunst, die auf ihre Weise Anteil am großen Tao hat. Sogar mathematische Listen sind mehrdeu-tig und verweisen auf kulturelle Praktiken. Die japanischen Listen, wie sie im Kopfkissenbuch und in den Aufzeichnungen in Mußestunden vorkommen, er-scheinen auf den ersten Blick völlig willkürlich und bunt zusammengewürfelt. Aber gerade dieser scheinbare Mangel an Logik ermöglicht es, die Kräftever-hältnisse darzustel-len, die in einer Gesellschaft wirksam sind. Was allerdings den Spaß an der spielerischen Zusammenstellung widersprüchlicher Dinge nicht ausschließt.

      Die Kunst, Listen zu erstellen
    • Als bevölkerungsreichstes Land der Erde ist China auch aus der Distanz Europas nicht zu übersehen. Doch was wissen wir über das chinesische Denken? Mit der abendländischen Geistesgeschichte ebenso vertraut wie mit der chinesischen, gelingt François Jullien der Brückenschlag. Im Vergleich mit unserer griechisch geprägten Tradition eröffnet er dem Leser ein Charakteristikum des chinesischen Denkens: Nicht nur in der poetischen, auch in der politischen Rede bevorzugen die Chinesen andeutende Ausdrücke und indirekte Formulierungen; dem direkten Zugang ziehen sie die Subtilität des Umwegs vor. Jullien zeigt, worauf diese andere Denk- und Redeweise beruht und was sie zu leisten vermag. Dabei werden theoretische Überzeugungen unserer europäischen Tradition, wie die Begriffe Wahrheit und Objektivität, in Frage gestellt. Der chinesische intellektuelle Diskurs (Konfuzius, Menzius, Laotse) ist ein Diskurs der Andeutung, der nicht auf Allgemeingültigkeit aus ist, sondern alle Perspektiven in eine globale Sichtweise aufnimmt und so immer in Bewegung bleibt. François Jullien führt uns weg von dem einen Logos unserer Kultur. Er behandelt die Frage: Wie wird Distanz zur Quelle des Erkennens? Mit anderen Worten: Auf welche Weise verschafft der Umweg Zugang?

      Umweg und Zugang
    • Es gibt keine kulturelle Identität

      Wir verteidigen die Ressourcen einer Kultur

      3,8(48)Abgeben

      In der globalisierten Welt geht die Angst vor einem Verlust der kulturellen Identität um, und fast überall formieren sich die selbsterklärten Retter: In Frankreich gibt Marine Le Pen vor, sie »im Namen des Volkes« zu verteidigen, die AfD fordert in ihrem Grundsatzprogramm »deutsche Leitkultur statt Multikulturalismus«, und die Identitäre Bewegung ruft gleich in mehreren Ländern mit aggressiven Aktionen zur ihrer Bewahrung auf. Doch gibt es überhaupt so etwas wie eine kulturelle Identität? In seinem neuen Buch zeigt François Jullien, dass dieser Glaube eine Illusion ist. Das Wesen der Kultur, so Jullien, ist die Veränderung. Er plädiert dafür, Bräuche, Traditionen oder eine gemeinsame Sprache als Ressourcen zu begreifen, die prinzipiell allen zur Verfügung stehen .

      Es gibt keine kulturelle Identität
    • Die Idee eines „zweiten Lebens“, die François Jullien in Auseinandersetzung mit den Klassikern des chinesischen Denkens entwickelt, meint nicht Wiedergeburt oder neues Leben, sondern zeichnet einen Weg der stillen Verwandlung vor. In diesem Essay lässt François Jullien die Begründer des Taoismus in einen Dialog mit europäischen Denkern treten. Dabei entwickelt er die Idee eines „zweiten Lebens“: Diskret und ohne Bruch findet eine Verschiebung in unserem Leben statt – es trifft nunmehr seine eigenen Entschlüsse und gestaltet sich um. Es belebt sich neu, kommt wieder in Gang, richtet seine Vorhaben und Ziele aus und gibt bislang unergründet gebliebene Möglichkeiten frei. Indem wir unsere Freiheit schrittweise entfalten, aus der Wiederholung heraustreten und Klarheit erlangen, leben wir fortan nicht mehr bloß, sondern beginnen zu existieren.

      Ein zweites Leben