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André KaminskiBücher
19. Mai 1923 – 12. Jänner 1991
André Kaminski, Sohn eines jüdischen Psychiaters polnischer Herkunft, wuchs in Zürich auf und studierte Geschichte. Nach seiner Promotion und Habilitation im Bereich Agrargeschichte zog er 1950 als überzeugter Sozialist nach Polen. Dort arbeitete er als Produzent und Dramaturg und verfasste zahlreiche Theaterstücke und Drehbücher. Später lebte er als Auslandskorrespondent in Marokko und Algerien, bevor er in die Schweiz zurückkehrte, wo seine stark autobiografisch geprägten erzählerischen Werke in deutscher Sprache ab 1983 großen Publikumserfolg hatten.
Nächstes Jahr m Jerusalem erzählt die Geschichte zweier jüdischer Familien in wirrer Zeit, im von Krieg und Revolution erschütterten Europa vor, im und nach dem Ersten Weltkrieg – und ist doch alles andere als eine traurige Geschichte.
Am Anfang war ein Buch: Nächstes Jahr in Jerusalem , ein Roman, mit dem André Kaminski gewissermaßen über Nacht bekannt wurde, eine Geschichte, die mit ihrer originellen Komik und mit ihrem so ernsten Hintergrund die Leser begeisterte. Eine Lesereise führte den jüdischen Autor zum ersten Mal in das Land mit der unrühmlichen jüngsten Vergangenheit. 102 Städte in 65 Tagen. Und er führte ein Tagebuch über die Erfahrungen bei seinen Besuchen auf all den Stationen zwischen Neumünster im Norden und München im Süden. »Es ist, als habe der Jude, der nach Deutschland kommt, eine Art zweites Gesicht. Er sieht hinter die Oberfläche von Freundlichkeit und Anerkennung …Er stößt auf gutgemeinte, aber beschönigende Gedenktafeln, vermißt aber den Hinweis auf einen deutschen Widerstand, den es nicht gegeben hat; er sieht sich mit Philosemitismus konfrontiert, aber auch mit viel ehrlicher Bereitschaft, zu verstehen, was geschehen ist. ›Sie schlagen dich mundtot mit ihrem Applaus‹, sagt ihm einer zum Schluß der Reise. ›Im Gegenteil, ich werde schreiben‹, hat ihm André Kaminski geantwortet. Er hat es getan. Zum Glück.« Die Weltwoche
Sechs Jahre verbrachte André Kaminski in Nord- und Äquatorialafrika, zunächst als Reporter und Filmemacher, später als Gründer der staatlichen Film- und Fernsehschule in Algier. Während dieser Zeit entstanden seine Geschichten. In Algier wurde eine Eignungsprüfung für angehende Regisseure angekündigt, auf die sich viertausend Interessierte meldeten. Am Ende blieben drei Mädchen und zwanzig Männer, darunter der griesgrämige, zerlumpte, aber geniale Genfud, dessen Leben ein Sieg über die Schwerkraft ist. Kaminski berichtet, wie er als Berater mit einem Team nach El Ued reist, um auf dem Wochenmarkt Schauspieler für einen Film zu casten. Auf dem Weg dorthin erkennt er im Wüstenbordell einen verkrüppelten Hafid, den er vor fünf Jahren als schönen und berühmten Messerschlitzer von Bufarik kannte. Hafid war ein Fidaj, ein Rächer der Befreiungsfront, der Verrätern ein Ohr abgeschnitten hatte. Zudem schildert der Autor einen Prozess in Boké, wo eine Frau Diop angeklagt war, den Säugling ihrer Rivalin gefressen zu haben. Die Angeklagte gestand und demonstrierte den Vorgang. Das Buch versammelt neun Erlebnisberichte eines „rasenden Reporters“, der es versteht, hinter Afrikas Maske zu blicken. Nach 36 Theater- und Fernsehstücken ist dies Kaminskis erster Erzählband.
»Mein ehemaliger Programmdirektor«, so der Autor in seinem Vorwort, »pflegte zu sagen, das Fernsehen könne nicht besser sein als seine Mitarbeiter. Eher schlechter. Alles komme darauf an, wer sie auswählt. Ist der Personalchef ein Idiot, rekrutiert er Idioten. Am meisten schätzt er Leute, die noch dümmer sind als er. Dann ist er König. Im Reich der Arschbacken - sagen die Juden - ist auch der Furz eine Nachtigall. Ich habe mich daran gewöhnt, unter Nachtigallen zu arbeiten. Und nun fragen Sie mich, wie ich das ertragen konnte. Einunddreißigjahre lang. Das will ich ihnen verraten. « Mit und in den Flimmergeschichten, einer Sammlung von zehn Erzählungen. »Kaum jemals sind die Tücken des Massenmediums so brillant analysiert und in knappen Anekdoten geschildert worden wie in Kaminskis Flimmergeschichten. Die Mechanismen polnischer Zensur und Propaganda sind die eine Seite dieser Erzählungen; eine andere ist die wahrheitsfälschende, das Demagogische immer schon in sich tragende Eigengesetzlichkeit des Fernsehens, die auch uns westliche Zuschauer angeht. «
Jens Jessen, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Gideon Esdur Kiebitz hat die Sprache verloren. Ein Arzt in Zürich, ein ehemaliger Schulkamerad, versucht, Heilung zu bringen, unter einer einzigen Voraussetzung: Der Kiebitz hat ihm ungeschminkt mitzuteilen, was ihm alles im einundzwanzigsten Jahrhundert widerfahren ist. Und nun beginnt der Kiebitz zu erzählen. Schritt für Schritt offenbart sich ein Leben, das einem tatsächlich die Sprache verschlägt.