Dieser französische Romanautor ist für seine unverwechselbare literarische Stimme bekannt, die sich durch eigenwillige Sprachverwendung, einen riesigen Wortschatz und reichlich sinnliche Beschreibungen auszeichnet. Seine Werke sind bemerkenswert für ihre enzyklopädischen Details und ihren scharfen, satirischen Witz. Huysmans drückt eine tiefe Abscheu vor dem modernen Leben und einen tiefen Pessimismus aus, eine Weltsicht, die ihn zuerst zur Philosophie Arthur Schopenhauers und später zu den Lehren der katholischen Kirche führte.
'Gilles de Rais. ein Meister in Schmerz und Mord. Aber wenn das Transzendente des Guten, wenn das Jenseitige der Liebe gewissen Seelen zugänglich ist, das Jenseitige des Bösen läßt sich nicht erreichen.' 'Man müsste, so sagte er sich, vom Realismus die Wahrhaftigkeit der Beurkundung, die scharfe Genauigkeit der Darstellung im einzelnen, die gegenständliche und nervöse Sprache wahren, aber man müsste zugleich im Brunnen der Seele schöpfen, statt das Geheimnis mit Erkrankungen des Sinnenlebens erklären zu wollen; … ' Joris-Karl Huysmans 1891 in 'Là-bas'
Joris-Karl Huysmans (1848–1907) ist bekannt für den Dandy und Exzentriker Jean Floressas des Esseintes, der in einem ästhetisch gestalteten Haus lebt, abseits der Realität. In seinen Erzählungen thematisiert Huysmans die trostlose Leere des Angestelltendaseins, die als Kontrast zur kunstvollen Welt Des Esseintes erscheint. In einer seiner Erzählungen, »Ein Dilemma«, wird der Notar Le Ponsart mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert, die er der schwangeren Geliebten seines verstorbenen Mandanten stellt: Sie kann entweder als Haushälterin verschwinden und ihren Lohn erhalten oder auf ihren Status als Geliebte bestehen, was sie jedoch nichts einbringt. Weibliche Solidarität, verkörpert durch die Schreibwarenhändlerin Champagne, kann die bourgeoise Selbstgerechtigkeit nicht überwinden. Huysmans schildert mit beißender Ironie, wie autoritäre Sprache als Waffe eingesetzt wird, um die schwangere Näherin in ihr Verderben zu stürzen. Die Schlaflosreihe präsentiert unbekannte und vergessene Texte – von fantastischen Hirngespinsten bis zu erotischen Erzählungen – und bietet Stoff für schlaflose Nächte. Im ansprechenden Taschenlampenkegelformat laden sie zum Träumen ein, während die Stunden verstreichen und der Schlaf fernbleibt. Herausgegeben von Roman Lach.
Der symbolistische Schriftsteller Joris-Karl Huysmans, der mit seinem Roman A Rebours (›Gegen den Strich‹) Weltruhm erlangte, hatte sich als anerkannter Kunstkritiker in späteren Jahren dem erotischen Werk des belgischen Graphikers und Illustrators Félicien Rops zugewandt. Diese Studie liegt nun erstmals vollständig in deutscher Übersetzung vor. – Peter Priskil beleuchtet in seinem Essay den Werdegang des Romanciers, der in religiösem Wahn endete, und untersucht die 'satanische' Phase der beiden Künstler vor dem Hintergrund des Fin de siècle, im Spannungsbogen von Charles Baudelaire bis zu den Surrealisten.
Monsieur Bougran ist ein Ministerialbeamter, der mit seiner vorzeitigen Pensionierung nicht zu Recht kommt. Er bekämpft sein Unbehagen, indem er in seiner Wohnung das frühere Büro nachstellt und vorgibt, er wäre noch immer Beamter. Er heuert Monsieur Huriot als Hilfskraft an, schreibt Briefe an sich selbst und bearbeitet fiktive Akten. Huysmans kannte das Bürokratenmilieu gut, er war selbst knapp vierzig Jahre lang Beamter, die Situation der Angestellten, die Dienstvorschriften und die unerträgliche Routine waren ihm vertraut. Aus intimer Kenntnis der Bürokratie entsteht ein köstliches Porträt des Alltagslebens in den Ministerien. Sein Protagonist verharrt in subalterner Position, zum Ausformulieren von Amtsbriefen verdammt. Er klagt über den Verfall der Sitten und das Unwissen der Neulinge, die den Sinn von amtsgerechten Schlußformeln nicht beherrschen. Bougran bedeutet Steifleinen, sinngemäß auch beengtes Dasein, in dem Namen steckt aber auch das Wort bougre, armer Schlucker. Er ist ein in der Literatur durchaus bekannter Typus, den man auch bei Flaubert antrifft.
Im Mittelpunkt des Romangeschehens steht der Schriftsteller Durtal, der an einer Studie über den berüchtigten Gilles de Rais arbeitet. Er ist vom Satanismus in all seinen Erscheinungsformen fasziniert, befasst sich auch mit Astrologie, Alchimie und anderen Geheimwissenschaften und gerät so schließlich auf die Abseiten gesellschaftlichen Lebens. Den Höhepunkt der Handlung bildet die Teilnahme an einer schwarzen Messe, aus der Durtal voller Ekel, aber ohne Trost und Hoffnung flieht, weil er aus dem Spannungsfeld zwischen Teufelsanbetung und Christentum nicht herausfindet. Ein ebenso packender wie raffinierter Roman, der - im Jahre 1891 erschienen - alle (durchaus aktuellen) Merkmale einer Spätzeit aufweist.
In diesem Roman folgt Huysmans Baudelaires Prinzip, Schönheit aus dem Bösen zu schöpfen. Der Protagonist Durtal untersucht Gilles de Rais und die Satanisten, während er sich zunehmend in deren düstere Welt vertieft und schließlich an einer schwarzen Messe teilnimmt.
Der 1884 erschienene Roman ist eines der Hauptwerke der literarischen Dekadenzen des "Fin de Siècle". Sein Protagonist, der letzte Spross einer alten, hochadeligen Familie, zieht sich in einer Mischung aus Langeweile und hypochondrischer Menschenverachtung in ein außerhalb Paris' gelegenes Landhaus zurück, in dem er sich eine seinem krankhaft verfeinerten Geschmack gemäße künstliche Gegenwart errichtet. Mit dem Vorwort Huysmans', das er 20 Jahre nach Entstehung dieses Romans verfasste.