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Bookbot

Lucian Boia

    2. Februar 1944
    Geschichte und Mythos
    Fallstricke der Geschichte
    Warum ist Rumänien anders?
    Wie Rumänien rumänisch wurde
    Der Erste Weltkrieg
    Die deutsche Tragödie 1914-1945
    • Das Folgende ist weder als gelehrte Abhandlung noch als umfassende Betrachtung zu lesen. Es ist ein Essay, der neuere Arbeiten und Deutungen aufgreift. Der Autor diskutiert die These, dass die nationalsozialistische Verirrung nicht aus einer deutschen „Prädisposition“ resultiert, sondern aus einer tragischen Verkettung von Ereignissen. Lucian Boia, geboren am 1. Februar 1944 in Bukarest, ist Professor an der Historischen Fakultät der Universität Bukarest. Sein umfangreiches Werk umfasst zahlreiche Titel, die in Rumänien und Frankreich veröffentlicht wurden, sowie Übersetzungen in mehrere Sprachen. Er hat sich intensiv mit der Geschichte der Ideen und des Imaginären auseinandergesetzt und ist bekannt für seine Werke zur Theorie der Geschichte und des Imaginären. Dazu zählen „Das Spiel mit der Vergangenheit“ und „Zur Geschichte des Imaginären“. Boia untersucht eine Vielzahl von Mythen, darunter Themen wie außerirdisches Leben, das Ende der Welt, Kommunismus, Nationalismus und Demokratie. Zudem bietet er neue Deutungen zur Geschichte des Westens, Frankreichs und Deutschlands an. Sein Buch „Geschichte und Mythos im rumänischen Bewusstsein“ von 1997 war eine Sensation und gilt seither als Bezugsgröße für die Neubestimmung der Nationalgeschichte.

      Die deutsche Tragödie 1914-1945
    • Gut hundert Jahre liegt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zurück. Kaum ein anderes historisches Ereignis hat sich dermaßen tief ins kollektive Ge- dächtnis eingegraben. Das ist durchaus erklärbar, schließlich hat dieses Ereignis die Welt begründet, in der wir leben. [...] Mein Ansinnen läuft ebenfalls auf eine historiographische Neudeutung hinaus. Es handelt sich nicht um eine »vollständige« Dar- stellung, sondern um einen Kommentar, eine Reihe von Kommentaren zu Schlüsselfragen. Der folgende chronologische Aufriss bietet dem Leser eine Hilfe zur Orientierung im Wirbel der Ereignisse. Da ein Essay kein wissenschaftliches Werk ist, habe ich die bibliographischen Hinweise auf ein Minimum redu- ziert und nur jene Arbeiten angeführt, denen ich Textabschnitte oder Interpretationen der jeweiligen Autoren entnommen habe. L. B.

      Der Erste Weltkrieg
    • Bei der Entstehung Rumäniens durch die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei im Jahr 1859 lebte weniger als die Hälfte der Rumänen auf dessen Gesamtfläche. Siebenbürgen und die Gebiete Transsilvaniens hatten sich über fast tausend Jahre in einem ungarischen und später habsburgischen Raum entwickelt, wobei die Rumänen zwar die Mehrheit, jedoch nur etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, neben dominierenden Minderheiten wie Ungarn und Deutschen. Die Dobrudscha war durch die jahrhundertlange Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich mehrheitlich islamisch geprägt. Die Bukowina, nach ihrer Annexion durch Österreich 1775, war eine multiethnische Region mit Rumänen, Ukrainern, Deutschen und Juden. Bessarabien, 1812 von Russland annektiert, erlebte einen Russifizierungsprozess. In den Städten Siebenbürgens und der Moldau lebten stets mehrheitlich Ungarn und Deutsche, Armenier, Juden, Griechen und Bulgaren, wobei sich die Zusammensetzung je nach Zeitraum änderte. Auch die Aristokratie wies eine griechische Komponente auf. Selbst Michael der Tapfere, ein Nationalsymbol der Rumänen, war der Sohn einer Griechin. In der Fanariotenzeit entstand eine rumänisch-griechische Symbiose unter den Eliten.

      Wie Rumänien rumänisch wurde
    • Länder und Völker unterscheiden sich. Sie gleichen und unterscheiden sich. Rumänien nimmt natürlich teil an diesem Spiel der Ähnlichkeiten und Unterschiede. Ist es aber nicht vielleicht noch unterschiedlicher? Mit anderen Worten, liegt es nicht, unter vielerlei Gesichtspunkten, noch 'exzentrischer' im Verhältnis zu dem, was man als europäisches Mittel oder als relative Normalität annimmt? Lucian Boia

      Warum ist Rumänien anders?
    • In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden das Handeln und die Entscheidungen rumänischer Intellektueller im 20. Jahrhundert immer wieder kontrovers diskutiert. Die meisten dieser Darstellungen sind entweder einseitige Beschuldigungen oder beschwichtigende Verteidigungen. Sie werden weder der historischen Situation noch der komplexen Quellenlage gerecht. Die Jahre zwischen 1930 und 1950 sind in Rumänien geprägt von drastischen politischen Veränderungen, auf die sich die Gesellschaft und insbesondere die Elite immer wieder neu einstellen musste – zum Teil innerhalb weniger Monate. Lucian Boia schafft ein gesellschaftliches Panorama, das zeigt, wie sich geschichtliche Ereignisse, persönliche und politische Interessen, Stolz, Ehrgeiz und Machtspiele für manche Intellektuellen zu „Fallstricken der Geschichte“ verbunden haben.

      Fallstricke der Geschichte
    • Geschichte und Mythos

      • 400 Seiten
      • 14 Lesestunden

      Diese kritische Auseinandersetzung mit nationalen und nationalkommunistischen Geschichtsmythen, die teilweise bis heute in der rumänischen Gesellschaft wirksam sind, ist eines der wichtigsten Bücher, die von der Historiographie Rumäniens nach 1989/1990 vorgelegt wurden. Die brillant geschriebene Synthese, die dank des unverkrampften Umgangs mit der eigenen Vergangenheit auch den Beitrag der Minderheiten zur Entwicklung des Landes erkennt, wird dazu beitragen, dass die in den Jahrzehnten der Diktatur diskreditierte rumänische Geschichtsschreibung wieder am allgemeinen wissenschaftlichen Diskurs teilnehmen kann. Durch die schonungslose Analyse der Verbindung von Geschichtswissenschaft und Politik trägt das Buch zudem in großem Maße zur Vergangenheitsbewältigung bei, zur Bewältigung von Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit. Das Buch erschien erstmals 1997 in rumänischer Sprache. Die deutsche Übersetzung folgt der dritten Auflage und ist mit einem eigenen Vorwort des Autors versehen.

      Geschichte und Mythos
    • In der rumänischen Geschichtsschreibung hält sich bis heute ein Mythos: Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hätten die Rumänen – bis auf wenige Ausnahmen unter den Politikern – einhellig das „nationale Ideal“ vertreten; man sei in den Krieg gegen Österreich-Ungarn eingetreten, um sich mit Transsilvanien vereinigen zu können. Die Presse und andere Dokumente jener Zeit – von den Anhängern der Entente ignoriert und schließlich von den Historikern vergessen – zeigen jedoch, dass ein großer Teil der intellektuellen und politischen Elite Rumäniens für einen anderen Weg plädierte. Lucian Boia stellt diese „Germanophilen“, ihre Überzeugungen, Beweggründe und Argumente vor. Er zeigt, wie sie sich während der deutschen Besatzung verhielten und wie sie, nach dem unerwarteten Sieg der Gegner, politisch und intellektuell überlebten.

      Die Germanophilen