Ákos Moravánszky Bücher






Das Zacherlhaus befindet sich im Herzen Wiens nur 180 Meter vom Wiener Stephansdom entfernt und ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Otto-Wagner-Schule. Joesef Plečnik, der später an der Akademie der bildenden Künste in Prag unterrichtete und Laibach ab etwa 1925 städtebaulich umgestaltete, errichtete es für den Bauherren Johann Zacherl in den Jahren 1903–1905. Es wurde als erstes Wohn- und Geschäftsgebäude modernen Stils in der Altstadt errichtet und zählt zu seinen bekanntesten Gebäuden in Wien. Im Buch kommen ausschließlich Experten für mitteleuropäische Architektur des 20. Jahrhunderts zu Wort, wie z. B. Ákos Moravánszky und Kenneth Frampton. Eine gründliche Renovierung die 2015 abgeschlossen sein wird, ist Anlass für diese großzügig bebilderte, repräsentative Dokumentation.
Alajos Landau, ein Maler und Kunsterzieher im Budapest des späten 19. Jahrhunderts, veröffentlichte 1882 ein Lehrbuch über Geometrie und Perspektive, das eine bemerkenswerte Illustration eines csikós zeigt, der einen mysteriösen Punkt am Horizont fixiert. Dieser Pferdehirte, ein Symbol nationaler Tugenden in der ungarischen Kultur, steht im Kontrast zur sich schnell modernisierenden Realität des Landes. Seine halbnomadische Lebensweise und das Streifen durch die Puszta verkörpern eine idealisierte Identität, die mit einer rebellischen Haltung gegenüber der Wiener Zentralregierung verbunden ist. Die unendlichen Landschaften der Puszta erzeugen das Gefühl grenzenloser Freiheit, wie es der Dichter Sándor Petőfi in seinem Gedicht beschreibt. Doch in Landaus Darstellung wirkt der csikós eher als Beobachter einer perspektivischen Zeichnung, während das Pferd in einem separaten Raum zu schweben scheint. Der Fluchtpunkt am Horizont bleibt verborgen, da der Kopf des Hirten ihn verdeckt. Um die neuen Schienen zu bauen, benötigt man eine Landkarte, die ihre eigene Logik auf das Land projiziert und den Fluchtpunkt definiert. Die geraden Linien der Modernisierung erscheinen hier sowohl als Ergebnis als auch als Zeichen repressiver Macht. Der Hirte, auf den Fluchtpunkt gerichtet, steht vor der Frage: „Was ist da?“ Dieser Punkt wirkt äußerst präsent, und Alberti stellte einst dieselbe Frage, als er den Fluchtpunkt der Perspektive definierte:
Materialität ist ein zentrales und stetiges Thema der Architektur. Dieses Buch erklärt, wie Materialien zu Stoffen unserer Kultur werden. Stoffwechsel verfolgt so die Metamorphosen zwischen Natur und Technik, Wissenschaft und Sinnlichkeit. Das Konzept des Stoffwechsels wurde von Gottfried Semper (1803-1879) zum wesentlichen Element seiner Theorie erhoben. Er bezeichnete damit das Phänomen, dass Strukturformen, die ursprünglich mit der Bearbeitungstechnik eines Materials verbunden waren, von ihrer konstruktiven Aufgabe entlastet als Ornamente in andere Stoffe übertragen werden. Das Thema wird erstmals aus historischer Sicht wie im Spiegel aktueller, transdisziplinärer Erkenntnisse dargestellt. Beispiele von Aalto bis Zumthor illustrieren die Aspekte einstiger und heutiger Materialkonzepte.
Mitteleuropäische Raum(ge)schichten
- 35 Seiten
- 2 Lesestunden
Ákos Moravánszky, einer der besten Kenner der Architektur Ostmittel- und Südosteuropas vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, vertritt einen breiten Forschungsansatz unter Einschluss der Architekturikonologie und politisch-sozialer Kontexte. Nach einer Tätigkeit als Architekt und Chefredakteur der ungarischen Architekturzeitschrift Magyar Épitőművészet ging er 1986 als Alexander-von-Humboldt-Stipendiat an das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und 1989 als Research Associate an das Getty Center for the History of Art and the Humanities in Santa Monica. 1991 bis 1996 lehrte er am Massachusetts Institute of Technology, seit 1996 ist er Professor für Architekturtheorie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.
Aldo Rossi und die Schweiz
- 236 Seiten
- 9 Lesestunden
Aldo Rossi (1931–1997) war ein bedeutender Vertreter der Postmoderne und zählt zu den einflussreichsten Architekten und Theoretikern des 20. Jahrhunderts. In den 1970er Jahren lehrte er als Gastprofessor an der ETH Zürich, wo seine charismatische und polarisierende Persönlichkeit eine ganze Architektengeneration prägte. Rossi, ein überzeugter Kommunist, förderte die architettura razionale und beeinflusste zahlreiche Architekten, darunter Bruno Reichlin, Fabio Reinhart, Herzog & de Meuron, Marcel Meili und Miroslav Šik. Er stellte dem vorherrschenden soziologischen Ansatz an der Architekturschule ein Entwurfsstudio mit einer strengen, rational-wissenschaftlichen Methode entgegen, das später von seiner Vorstellung einer architettura analoga abgelöst wurde, die subjektive und phänomenologische Bezüge betont. Rossis Forderung nach der Autonomie der Architektur und seine analytische Auseinandersetzung mit städtischen Fragen sowie typologischen Aspekten trugen zur Emanzipierung der Deutschschweizer Architektur von der Zweiten Moderne nach 1945 bei. In dieser Publikation analysieren renommierte Architekturtheoretiker, Weggefährten und junge Forscher die nachhaltige Bedeutung von Rossis Zeit in Zürich und deren Einfluss auf die Entwicklung der Schweizer Architektur bis in die Gegenwart.
Adolf Loos, die Kultivierung der Architektur
- 288 Seiten
- 11 Lesestunden
In der Reihe der Interpretationen zu Adolf Loos (1870–1933) wurde kaum je die Frage nach der Beziehung zwischen Geschriebenem und Gebautem gestellt. Dieser Analyse des architekturtheoretischen Programms im Kontext des gebauten Werks widmet sich die vorliegende Publikation, erweitert durch ein aktuelles Bilddossier von Bauten, Räumen, Oberflächen und Details, das dem Loos’schen Verständnis von Raum und Raumgestaltung visuell auf die Spur zu kommen sucht. Es erweist sich, dass der meist als Moralist und Asket dargestellte Loos gegen seine eigenen Gesetze, gegen den Geist seiner vielzitierten Bonmots verstossen hat. Nicht das Ornament war sein Hauptfeind; die ganze Ornament-Diskussion erscheint eher als ein Nebenschauplatz seines Krieges gegen eine veraltete Idee des Schönen in der Architektur – und für eine zeitgemässe Norm des Geschmacks. Ästhetik hatte für ihn nichts mehr mit dem Kunst-Schönen, sondern mit Formen der sinnlichen Erfahrung zu tun. Heute, wo Kunst, Architektur und Design zusammen als Lebensstil verpackt angeboten werden, erhält Adolf Loos’ Forderung nach einer modernen architektonischen Kultur neue Aktualität.
Architekturtheorie im 20. Jahrhundert
- 591 Seiten
- 21 Lesestunden
Architekten, Publizisten, Kunsthistoriker, sie alle kennen es – das Vergnügen und die Qual, die Entwurfsideen der gesichteten oder ersonnenen Projekte vor einem kritischen Publikum zu erklären. Denn es sind die Wörter, die die Architektur am Leben erhalten und die Entscheide des Entwerfenden im Diskurs vermitteln. Mit dieser einzigartigen Textanthologie der "Architekturtheorie im 20. Jahrhundert" liegt nun ein hilfreiches Vademekum vor. Einhundert Quelltexte von Architekten, Künstlern, Kunsthistorikern und Philosophen stehen dem Leser in kommentierter Form für die eigenen Recherchen – nach fünf Themen geordnet – in handlicher Form zur Verfügung. Alle fünf Themen werden mit Essays des Herausgebers eingeleitet, die 100 Texte sind jeweils zum tieferen Verständnis kommentiert.
Das Interesse für Volkskunst und Folklore zwischen 1890 und 1950 war untrennbar verbunden mit den wichtigsten und innovativsten Entwicklungen der modernen Kunst, Architektur und Musik. War die Betrachtung der Kultur des Dorfes im neunzehnten Jahrhundert noch von sentimentaler Bauernromantik bestimmt, wurde zur Zeit der Jahrhundertwende dieses Konzept kritisch überprüft. Die Künstler der Moderne haben in der anonymen Kunst des Dorfes neue Werte identifiziert, die aus der Perspektive der Großstadt als besonders wichtig erschienen - wie etwa die enge Verbindung von Kunst und Alltagsleben, die keine Grenze zwischen Artefakt und Gebrauchsobjekt erlaubt. Die Rolle des Künstlers als Ethnographen wirft Fragen der Autorität auf: ist es der Wissenschaftler oder der Künstler, der im Namen einer Nation oder einer Region authentisch sprechen kann? Die normative Vorstellung von der Konstruktion von Tradition als „Antimoderne“ muss als Ergebnis einer interdisziplinären Untersuchung revidiert werden. Der vorliegende Band versammelt Beiträge renommierter Fachleute zur Thematik mit Schwerpunkt auf die Institutionalisierung der Sozial- und Kulturwissenschaften in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.