Dr. Philipp Reinfeld Bücher




Land's End
Der Ort der „Topographie des Terrors“ im Spiegel zeitgenössischer Fotografie
- 110 Seiten
- 4 Lesestunden
Wie schreibt sich die Vergangenheit in die Landschaft ein? Wie sehen wir den Ort, wo im Nationalsozialismus die Terrorzentralen von SS und Gestapo untergebracht waren? Land’s End zeigt zehn Künstlerinnen und Künstler, darunter John Gossage, Michael Schmidt und Joachim Brohm, die zwischen 1981 und 2014 auf dem Gelände der heutigen Topographie des Terrors fotografiert haben. Die Verbindung von Fotografie und Erinnerung ist augenscheinlich: Fotografien sind der Realität entnommen und vermitteln ihre eigene Bildwirklichkeit. Die Herausgeber Andreas Gehrke und Michael Disqué wählen einen künstlerischen Zugang, um sich diesem durch Abriss und Umnutzung unkenntlich gemachten Ort zu widmen, der seit den achtziger Jahren wiederentdeckt und mit der Stiftung Topographie des Terrors im historischen Gedächtnis verankert wird. Die fotografischen Darstellungen zeigen sowohl die Veränderungen des Ortes als auch des Mediums der Fotografie. Die Suche nach neuen Darstellungsformen von Volker Heinze steht neben Michael Disqués Ausloten des fotografisch Fassbaren, während Margret Nissens dokumentarische Arbeiten und die konzeptionellen Zusammenstellungen von Lockemann/Neudörfl einen weiteren Blickwinkel bieten. Klaus Frahm und Kai-Olaf Hesse zeigen das Areal zwischen architektonischem Aufbruch und Stagnation, während Andreas Gehrke im Robinienwäldchen neue Ordnungen findet. Kontextualisiert werden die Bildserien durch einen medienwissenschaftliche
Philipp Reinfeld befasst sich mit den Möglichkeiten architektonischer Raumproduktion auf der Basis von Privatfotos, die in den sozialen Medien heute eine eigene Kommunikationsform herausgebildet haben. Seitdem Kameratechnik zur zentralen technischen Komponente des Smartphones geworden ist, erhält das fotografische Bild eine erweiterte Bedeutung und Funktionalität. Der fotografische Zugang zur Welt zielt heute weniger auf eine Bezeugung etwas vormals Geschehenem ab, als vielmehr auf eine laufend sich wiederholende Veräußerung eigenen Handelns im „Hier“ und „Jetzt“. In gleicher Weise wie frühere Formen bildlich-perspektivischer Raumrepräsentationen Einfluss hatten auf die Konstitution räumlicher Gestaltgebung, beginnen auch die neuen fotografischen „Bildwelten“, die Architekturproduktion im Sinn eines Übersprungs bildlicher Logik in räumliche Materialisierungen spezifisch zu bestimmen.