Publizistik in jüdischen Displaced-Persons-Camps im Nachkriegsdeutschland
- 194 Seiten
- 7 Lesestunden
Die Geschichte der jüdischen Displaced Persons wurde lange Zeit in der Shoa-Forschung vernachlässigt. Erst in den letzten Jahren hat die allgemeine Historiographie begonnen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, während die buch- und bibliotheksgeschichtliche Forschung noch in den Kinderschuhen steckt. Die Überlebenden des nationalsozialistischen Massenmords lebten in den DP-Camps, vor allem in Deutschland, und gaben wichtige Impulse zur Dokumentation ihrer Erfahrungen. Ihre Selbstzeugnisse brachten die Perspektive der Opfer in die Wahrnehmung der Shoa ein. Diese frühen Dokumentationsbemühungen sind ein zentrales Merkmal des Lebens in den jüdischen DP-Camps nach dem Krieg. Die jüdische (Buch-)Kultur, die aus ihren traditionellen Kontexten gerissen wurde, fand hier einen neuen Rahmen, bevor sie mit der Schließung der Camps nach 1950 weitgehend aus Europa verschwand. Dies führte dazu, dass die Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek begann, die im DP-Camp Bergen-Belsen entstandene jüdische Buchkultur systematisch zu rekonstruieren. Auch die Gedenkstätte Bergen-Belsen erhielt den Auftrag, entsprechende Sammlungs- und Forschungstätigkeiten zu entwickeln. Der Band umfasst Beiträge zu verschiedenen Aspekten der bibliothekarischen Überlieferung, Publikationstätigkeit und deren historiographischer Bedeutung innerhalb der deutsch-jüdischen Geschichte.
