Gratis Versand in ganz Österreich
Bookbot

Franjo Frančič

    Und andere
    Heimat, bleiche Mutter
    Wo verstecken sich die Schmetterlinge vor dem Regen
    Kindheit
    • Kindheit

      Erzählung

      »Kindheit ist eine autobiografische Erzählung über meine Mutter, eine Frau mit zahllosen Talenten, Mutter von neun Kindern, Frau von drei Männern, doch keiner von ihnen hat sie geliebt, ich bin das erste aus der dritten Serie, in gewisser Weise habe ich mich von ihr verraten gefühlt, sie hat mich in Pflege gegeben, dann meine Reise durch die Waisenhäuser, Jugendheime und Schlösser für jugendliche Straftäter, graue Tage und weiße Nächte, ich vermisste sie vielleicht schon vor meiner Geburt, sie war noch keine sechzig, als sie schwer erkrankte, eineinhalb Jahre welkte und starb sie dahin, zweimal in der Woche ging ich zu ihr ins Krankenhaus, wir fanden keine Worte, fanden nicht die Kraft, zu verzeihen, sie wurde immer kleiner und kleiner, wie ein kleines Kind, das das Leben verpasst hat, als sie starb, blieb die Welt stehen … es gibt keinen Tod, solange die Menschen in unserer Erinnerung leben, und jetzt kehrt sie zu mir zurück, manchmal bittet sie mich, mit ihr im alten Ford eine Runde durch Istrien zu drehen, wir schweigen wie zu Lebzeiten. Mama, sage ich zu ihr, schau diesen Himmel voller Sterne, dort werden wir uns treffen, und alles wird anders sein …« Franjo Frančič

      Kindheit
    • „Guten Morgen, Charles Bukowski!“, ist eine der Geschichten überschrieben, die in diesem Band versammelt sind. Die Reverenz an den Altmeister der Beatgeneration kommt nicht von ungefähr. Kleinkriminelle, Obdachlose, Säufer und Prostituierte bevölkern auch Franjo Frančičs Welt. Eine Welt der gesellschaftlichen Randzonen, weit weg von jener anderen, verhassten und verspotteten, der Ordentlichkeit und Bürgerlichkeit. Gewalt, Wahn, Sexualität und Tod sind omnipräsent in diesen kleinen Geschichten, die gewissermaßen auf Nebenbühnen der „großen“ Geschichte spielen - jener des Zweiten Weltkriegs, der Vetreibung der italienischsprachigen Bevölkerung aus Istrien oder des Zehn-Tage-Kriegs im Jahr 1991. Hinter einem abgebrührt-desillusionierten Tonfall und einer wie von Alkohol und Rauch kratzigen Erzählerstimme ist immer wieder etwas anderes herauszuhören: eine innere Verletzlichkeit, die sich zu schützen sucht und dann und wann zu einer verblüffend anderen Sprache findet. Der Band versammelt Texte von Franjo Frančič aus den letzten 25 Jahren und bietet, in der Übersetzung des Staatspreisträgers Erwin Köstler, einen lebendigen Einblick in das Schaffen jenes Schriftstellers, der sich seit Langem als der große Außenseiter in der slowenischen Literaturszene positioniert hat.

      Wo verstecken sich die Schmetterlinge vor dem Regen
    • Die sich gegenseitig umkreisenden Protagonisten binden sich immer enger aneinander, bis sie schließlich mit elementarer Wucht auseinander geschleudert werden.

      Heimat, bleiche Mutter
    • Das Buch »und andere« (das slowenische Original erschien 2001) umfasst fünf Erzählungen, fünf Fragmente ein und derselben Geschichte. Sie handelt von der Gewalt gegen Kinder, ihrer systematischen Misshandlung und Entpersönlichung innerhalb der repressiven Strukturen der staatlichen Obhut. Man sperrt sie weg, fixiert sie mit Gurten, lässt sie zugrunde gehen, weil sie anders sind. Sie haben keinen Platz in einer Gesellschaft, die übereingekommen ist, den größtmöglichen Wohlstand anzustreben. Indessen laufen die Täter, die wirklich Irren, draußen frei herum. Franjo Frančič begibt sich in die Haut dieser Kinder, verleiht den Geschundenen und Misshandelten seine einzigartige, menschliche Stimme. Sprache und Form seiner teils skizzenhaften, teils episch breiten Erzählungen evozieren Ivan Cankar und seine Bilder der sterbenden Mädchen im »Haus der Barmherzigkeit«. In der slowenischen Gegenwartsliteratur nimmt Frančič eine Randposition ein. Zu offensichtlich trifft auf ihn Cankars Definition des großen Schriftstellers zu, »der nur das erzählt und beschreibt, was er selbst erlebt, empfunden und gesehen hat – und sei es in einem versperrten Zimmer und nur mit dem Auge des Geistes«.

      Und andere