Seit dem Erscheinen des Stunden-Buchs im Jahr 1905 ist die religiöse Dimension von Rilkes Werk evident und hat Generationen von Lesern fasziniert. Rilkes Verhältnis zur Religion ist jedoch ambivalent: Er lehnt die Kirchenfrömmigkeit seiner Mutter ab und distanziert sich von vermittelnden Instanzen zwischen Gott und Mensch, weshalb ihm der Gott des Judentums nähersteht als der des Neuen Testaments. Rilke kritisiert die Rolle der Religionen, insbesondere des Christentums, in der Menschheitsgeschichte und setzt auf intuitive Gotteserfahrung anstelle dogmatischer Glaubensbekenntnisse. Er wehrt sich gegen die Herabsetzung menschlicher Erfahrungen durch Religionen und die Verteufelung von Liebe und Sexualität. Stattdessen sieht er das Hiesige als Ausdruck des Göttlichen, dessen Vollendung die höchste Aufgabe des Menschen ist. Angesichts aktueller Konflikte, die als „Kreuzzüge“ und „Gottesdienste“ deklariert werden, sind Rilkes Antworten auf die Fragen nach Gott und dem Umgang mit ihm von unerwarteter Relevanz. Dieses Lesebuch bietet einen Einblick in Rilkes religiöse Entwicklung, von seinen frühen Mariendichtungen bis zur Engelsvision der Duineser Elegien, und versammelt seine zentralen Aussagen zur Religion in einer Art religiöser Autobiographie.
Günther Schiwy Reihenfolge der Bücher






- 2006
- 2005
Eine heimliche Liebe
- 222 Seiten
- 8 Lesestunden
- 2003
Birgitta von Schweden
- 380 Seiten
- 14 Lesestunden
Zum 700. Geburtstag Birgittas von Schweden (1303-1373) schildert diese Biographie das faszinierende Leben der Mystikerin, Visionärin und Pilgerin in Schweden, Rom und auf ihren zahlreichen Pilgerfahrten. Inspiriert durch umfangreiche Offenbarungen, ist Birgitta eine der schärfsten Kritikerinnen der gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Verhältnisse ihrer Zeit. Das Buch, eine authentische Innenansicht des 14. Jahrhunderts, zeigt das späte Mittelalter in neuem Licht, seine Größe und Grenzen. Birgitta von Schweden, aus schwedischem Hochadel stammend und mit einem einflußreichen Landesfürsten und Reichsrat verheiratet, Mutter von acht Kindern und Hofdame der schwedischen Königin, gibt nach dem Tod ihres Mannes Familie und Heimat auf und gründet den Birgittenorden. Auf dessen Bestätigung durch den Papst, der in Avignon residiert, wartet sie nahezu ein Vierteljahrhundert in Rom. Die Biographie beschreibt anschaulich die Chancen und Grenzen der öffentlichen Wirksamkeit von mystisch begabten Frauen; die Entstehung eines überragenden schriftstellerischen Werkes kraft visionärer Ausdruckskraft; den Einfluß der bildenden Kunst in den Klöstern und Kathedralen auf die religiösen Vorstellungen der Mystikerin; die Bedeutung der Pilgerfahrten nach Santiago de Compostela, Rom und Jerusalem für die Entwicklung eines christlich-abendländischen Bewußtseins. Doch Leben und Werk Birgittas sind auch ein erschütterndes Zeugnis für einen Konflikt, der das Intimleben der Menschen belastet: das kirchliche Verbot der erotisch-sexuellen Lust auch in der Ehe und selbst bei der gottgewollten Zeugung. Verängstigt und schuldbewußt suchen die Menschen deshalb ihr Heil im ehelosen Leben, in Buße, Beichte und Ablaß.
- 2001
Ein Gott im Wandel
- 271 Seiten
- 10 Lesestunden
- 2000
„Günther Schiwy breitet ein großartiges Panoramabild der Epoche Eichendorffs aus. Sein Eichendorff-Buch ist ein Geschenk, zu dem wir ihm und uns gratulieren können.“ Klaus Harpprecht, Die Zeit „Dass wir uns an Eichendorff nicht nur erinnern, sondern ihn wieder lesen sollten, auch das ist aus Günther Schiwys kenntnisreichem Buch zu lernen.“ Otto A. Böhmer, Süddeutsche Zeitung „Schiwy ist ein verläßlicher und kundiger Begleiter für eine Annäherung an Eichendorff.“ Walter Schmitz, Germanistik
- 1995