Amartya Sens Capability-Konzept als Grundlage der Armuts- und Reichtumsberichterstattung
Das Konzept der Verwirklichungschancen (Capabilities) des Ökonomienobelpreisträgers Amartya Sen bildet eine neue Grundlage der deutschen Armuts- und Reichtumsberichterstattung. Dieser Sammelband zum Capability-Ansatz diskutiert konzeptionelle Grundlagen sowie mögliche Anwendungen auf Armuts- und Reichtumsfragen ebenso wie Forschungsperspektiven.
Paradoxe Entwicklungen prägen die deutsche Sozialpolitik, wo Wohlstand und Umverteilung langfristig zunehmen, während Sozialberichte oft erhebliche Sicherungsdefizite aufweisen. Diese Untersuchung beleuchtet, inwieweit Fehlanreize in der Umverteilung und den sozialen Diensten für solche Entwicklungen verantwortlich sind und welcher Handlungsbedarf daraus resultiert. Zunächst wird das Potenzial freiwilliger privater Unterstützung betrachtet, wobei Anreize, Möglichkeiten und Grenzen im Vergleich zwischen kommerziellen Anbietern sozialer Dienste, Wohlfahrtsverbänden und Selbsthilfeinitiativen herausgearbeitet werden. Die Grenzen privater Unterstützung verdeutlichen die notwendigen Aufgaben für staatliche Umverteilung, deren optimale Erfüllung von institutionellen Anreizen abhängt. Mithilfe der Neuen Politischen Ökonomie wird die Zielkonformität sozialstaatlicher Umverteilungsanreize kritisch hinterfragt. Hypothesen über Fehlsteuerungen staatlicher Umverteilung werden mit der sozialpolitischen Realität in Deutschland abgeglichen. Themen wie Umverteilung zugunsten Wohlhabender, Ungerechtigkeiten in der vertikalen und horizontalen Umverteilung sowie Leistungshemmnisse in der Sozialhilfe werden diskutiert. Abschließend werden Handlungsoptionen zur Bekämpfung von Fehlsteuerungen und Ineffizienzen aufgezeigt, mit einem Fokus auf das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Anbietern sozialer Dienste und der Notwendigkeit institutioneller R
Normativer Anspruch, ökonomische Rationalität und sozialpolitische Realität
Die Möglichkeiten einer systematischeren Existenzsicherung und Begrenzung der Umverteilung werden in diesem Buch untersucht. Die Ziele einer solchen Politik hängen stark von der normativen Basis ab. Im Unterschied zu manchen anderen ethischen und ökonomischen Arbeiten, wird daher der jeweilige Anspruch ethischer Konzeptionen (Utiliarismus, Rawls, Nozick, Buchanan, Diskursethik) an die Sozialpolitik offen mit den institutionellen Anreizen und Ergebnissen ökonomisch rationalen Handelns auf Märkten, im Dritten Sektor und im Sozialstaat konfrontiert. Dabei wird auch die Situation Nicht-Leistungsfähiger berücksichtigt. Es wird verdeutlicht, inwieweit das von der Neuen Politischen Ökonomie prognostizierte „Versagen sozialstaatlicher Existenzsicherung und Umverteilung“ die deutsche Sozialpolitik prägt.