Zukunft
Kunst des Ungewissen



Kunst des Ungewissen
Denken und Handeln im Zeitalter des Idioten
Jenseits der universellen Geschichte menschlichen Unvermögens gibt es heute eine neue Qualität des Idiotentums. Während der alte Idiot aus der Isolation ein Wissen bezog, verweigert sich der neue Idiot jeglichem Weltverständnis. Er erscheint nurmehr als die Figur einer systemischen Inkompetenz, die bis in die letzten Verzweigungen des politischen und medialen Lebens ihre Wirkung entfaltet und dabei neue, meist völlig absurde Kompetenzen ausbildet. Die heutigen Debatten über »Fake News« oder »postfaktische Gesellschaft« können in dieser Perspektive auch als Anzeichen einer umfassenden Transformation von Formen der Selbstpolitik gelesen werden, in der das Absurde das Bild der Realität neu definiert. Denn während viel von globalem Bewusstsein und Gemeinschaft die Rede ist, scheint der Solipsismus des idiotischen Subjekts unterschwellig eine umso wirksamere Rolle zu spielen. Als isoliertes Selbst der Vielen bildet es das leere Zentrum eines planetarischen, sich um sich selbst drehenden Idiotismus. Zoran Terzićs ebenso weit gespannter wie detailscharfer Essay nimmt die kulturhistorische Gestalt des Idioten auf und verfolgt deren Figurationen entlang seiner zahlreichen Auftritte in der Geistesgeschichte, um jenseits einer hypertrophen Gegenwart Idiotie als Kunst in den Blick zu nehmen.
Um eine nationale Gemeinschaft zu imaginieren, benötigt man Imagination. Aber woher kommt diese Imagination, wer bringt sie auf, und wie ist sie strukturiert? Die „Kunst des Nationalismus“ antwortet auf diese Fragen, indem sie phänomenologisch die Narrative und Bilder analysiert, welche die nationalistischen Ideologien während der postjugoslawischen Kriege der 90er Jahre ausmachten. Der Kultursektor war schon immer eine wichtige Quelle für politische Rechtfertigungen, da er die Rhetoriken der Identität maßgeblich zu bestimmen half (als nationale, religiöse oder kulturelle Zugehörigkeit). Im ehemaligen Jugoslawien nutzten vor allem Kulturschaffende ihre kommunikativen Fähigkeiten um neue politische Mythen als symbolische Ergänzungen des Kriegstreibens ins Feld zu führen. Das Buch legt mit seiner Analyse die Tiefenstrukturen dieser Identitätsdiskurse frei und verortet sie als prototypisch europäische Hirngespinste in einen übergeordneten anthropologisch-philosophischen Rahmen. Die „Kunst des Nationalismus“ ist eines der wenigen Bücher über die jugoslawischen Kriege, das die Kulturproduktion nicht nur als „Illustration“ der Politik versteht, sondern als deren inhärentes Prinzip