„Der Spielraum ist das menschliche Zauberterritorium, in dem wir uns verlieren, ohne verloren gehen zu können und dabei immer von etwas gefunden werden.“ Wir spielen uns auf, wir bringen uns ins Spiel, wir spielen die erste Geige oder sind lediglich Ersatzspieler, wir sind verspielt oder verspielen alles. Eine Sache jedoch vergessen wir gern, sobald wir dem Kindesalter entwachsen zu sein glauben: Spiel ist Selbstvergessenheit, Versunkenheit, innere wie äußere Bewegtheit, ein Möglichkeitszustand. Spielen ist ernst, aber nimmt sich nicht ernst. Einer Schaukelbewegung gleich schwingt sich Norbert Trawöger durch federleicht miteinander verknüpfte Geschichten. Es geht um Improvisation, das Absichts- und Zwecklose, um Drausbringer und Anarchisten, um Mut und um Regeln, die man kennen sollte, um sie zu brechen. Es geht um einen Großvater beim Sensenmähen, um das Staunen der Kinder, wenn sie nach dem Sinn ihres Spiels gefragt werden, und um Toni Sailer, der „seine Schi aafoch laffn lost“. Wir stehen gern mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen. Doch wirklich ins Spiel kommen wir erst, wenn wir kurz schwerelos werden. Willkommen auf dem Spielplatz.
Norbert Trawöger Bücher



Leben ist Bewegung. Von allen Bewegungen treibt Norbert Trawöger die zu den Menschen, zum Gemeinsamen hin am meisten. Starre Zustände sind seine Sache nicht, dem Wehklagen über Unmöglichkeiten und Schlaglöcher der Gegenwart stellt er eine leidenschaftliche Mischung aus Ruhe und Forscherdrang entgegen. Doch wer die Leichtigkeit der Bewegung liebt, braucht starke Wurzeln, ruhige Tage mit Zuckerbutterbrot und viel Musik. Im Zustand des Innehaltens ist Trawöger das unauffällige Wörtchen „zu“ zugefallen, das sich im Nachspüren als überraschend wandlungsfähig erweist. Zuneigung, Zustimmung, Zuhören, Zusage, Zugeständnis, Zufall, Zuhause – Trawöger bewegt sich lustvoll und ermutigend durch allerlei Zu-Stände und begreift die Zumutung des Zutrauens als Vorbotin einer weit offenen Zukunft. „Die Welt steht nicht mehr lang“, seufzte meine Großmutter oft. Dem halte ich entgegen: „Das macht nichts, sie stand ja noch nie wirklich.“
Bruckner!
Journal einer Leidenschaft
Die Leidenschaft für Anton Bruckner hat Norbert Trawöger im zarten Alter von acht Jahren erfasst und nie wieder losgelassen. In seinem Journal erzählt er lustvoll von seinen Erfahrungen mit Bruckner und seiner Musik, warnt davor, Schöpfer und Werk zu verwechseln – auch wenn sie in manchem zum Verwechseln ähnlich sind –, stößt dabei auf Schildkröten, Songs wie „Seven Nation Army“, einen gefeierten Rockstar, schwimmende Orgeln oder einen frommen Extremisten. Vor allem aber führt seine Expedition in Riesenhöhlen von symphonischen Ausmaßen. Trawöger ist ein inspirierender Entstauber, zieht Verbindungen ins Jetzt, teilt seine ewige Begeisterung für das Wunder der Musik und erinnert daran, dass Kunst ein unverzichtbarer Begleiter unseres Menschseins ist.