Belletristik : Antigua ; Kolonialismus - Tourismus - Umweltzerstörung.
Jamaica Kincaid Bücher
Jamaica Kincaid ist eine gefeierte Autorin, die sich eindringlich mit Themen wie Identität, Postkolonialismus und der Komplexität familiärer Beziehungen auseinandersetzt. Ihre Prosa, oft lyrisch und traumhaft, zeichnet sich durch eine schonungslose Untersuchung historischer und persönlicher Traumata aus. Mit ihren Werken deckt Kincaid verborgene Machtdynamiken auf und hinterfragt vorherrschende Narrative. Ihre unverwechselbare Stimme und ihr tiefes Verständnis der menschlichen Psyche machen sie zu einer unverzichtbaren Schriftstellerin für jeden, der Literatur sucht, die sowohl schön als auch provokativ ist.







Nicht wie geschrieben, sondern wie mit Sprache gemalt wirken Jamaica Kincaids Erzählungen, in denen sie Bilder und Stimmungen ihrer Kindheit auf der karibischen Insel Antigua heraufbeschwört. Mit eigenwilligem Strich malt sie die äußere Welt, die Blumen, die Tiere, das Meer, und die innere, die Ängste und Sehnsüchte des heranwachsenden Mädchens, das mit der Wucht seiner Gefühle ringt, mit der Übermacht der Mutter, mit dem Auseinanderklaffen von Phantasie, Traum und Wirklichkeit. Und niemand hätte Jamaica Kincaids Sprache in der deutschen Übersetzung so gerecht werden können wie die große Dichterin Sarah Kirsch.
Talk Stories
Kolumnen aus dem New Yorker
Schon kurz nach ihrem Umzug von Antigua nach New York unternimmt Jamaica Kincaid erste Schreibversuche, bleibt in der literarischen Welt vorerst aber ein Nobody. Bis sie 1974 den Herausgeber des New Yorker trifft: William Shawn zeigt sich begeistert von ihren Texten und stellt sie ein. Kincaids eigenwillig-originellen Beiträge erscheinen fortan in der »Talk of the Town«-Kolumne. Mal legt sie als Story einfach die Spesenabrechnung vor, ein andermal tippt sie ein aufgeschnapptes Gespräch über Sting ab, statt eine Konzertkritik zu schreiben. Und auch die Absurditäten des Verlagswesens schildert sie schonungslos. Mit einem feinen Gespür für Ironie und Komik hält Kincaid in ihren Kolumnen fest, wie sie die Welt der Bücher und Partys, der Mode und Popmusik kennenlernt. Erst später druckt der New Yorker auch Kincaids fiktionale Geschichten. Ihren eigenen Stil und ihren unverwechselbaren Sound hat sie da bereits gefunden. Und so dokumentieren die zwischen 1974 und 1983 entstandenen »Talk Stories«, die hier erstmals auf Deutsch versammelt sind, eindrücklich Kincaids Entwicklung von einer jungen Autorin, die selbstbewusst ihre Beobachtungen notiert, zu einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen unserer Zeit.
Eine junge Frau aus der Karibik versucht ihrem einengenden Elternhaus zu entrinnen, in dem sie in New-York eine Au-pair-Stelle annimmt.
Erst im hohen Alter schafft es Claudette Richardson, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Sie berichtet von ihrer Lebensreise in Dominica: Die eigene Mutter stirbt bei der Geburt, sie wächst bei einer Pflegemutter auf. Wie soll sie, gefangen in innerer Einsamkeit, lieben lernen? Stattdessen entdeckt sie ihren Eros und heiratet zuletzt einen reichen weißen Mann, der sie nie glücklich machen kann. Jamaica Kincaids Roman handelt von Müttern und Töchtern, Widerstand, Lust und Macht und dem Erbe der Kolonialzeit: unerbittlich, verstörend und berückend. Auf der Weltempfänger-Bestenliste
Mr. Potter ist Analphabet und verdient seinen Lebensunterhalt als Taxifahrer auf den Straßen Antiguas. Er dreht seine Runden, vorbei an dem Friedhof, auf dem er begraben werden wird. Die Sonne steht direkt über ihm, das Meer umgibt ihn, unterdrückte Leidenschaften erfüllen die Luft. Mr. Potter will mehr erreichen als sein Vater, ein armer Fischer, und seine Mutter, die Selbstmord begangen hat. Er will in besseren Verhältnissen leben, ein Auto besitzen, Freundinnen haben und die Schulden seiner Töchter tilgen. Eine von ihnen wird nach seinem Tod seine Geschichte erzählen – mit ebenso viel Distanz wie Mitgefühl. Mit Mr. Potter lässt Jamaica Kincaid nicht nur eine schillernde literarische Figur entstehen, die so einzigartig wie typisch ist, so real wie fiktiv – im Schreiben nähert sie sich auch jener Person an, die ihr im Leben am meisten fehlt.
›Mein Bruder‹ erzählt von der Rückkehr Jamaica Kincaids in ihre karibische Heimat und von einem Abschied. Ihr Bruder Devon, ein Mensch mit charismatischer Ausstrahlung, ist an Aids erkrankt. Er stirbt mit 33 Jahren. Als Jamaica Kincaid nach Antigua kommt, ist es ein Eintauchen in all das, was sie als junge Frau zurückgelassen hat: die üppige Fülle der Karibik, hinter der sich ein hartes Leben verbirgt. Indem die Autorin ihrem sterbenden Bruder eine Stimme verleiht, gibt sie der Sehnsucht nach einem Leben Ausdruck, das mehr ist als die Bilanz seines Scheiterns.
Ein Mädchenleben wird erzählt. Bilder einer karibischen Kindheit tauchen auf aus der Erinnerung, fremdartig und verzaubert. Annie John, das Kind des Romans, löst sich allmählich aus dem Bannkreis ihrer über alles geliebten, königlich dominierenden Mutter und wird erwachsen. Eine Geschichte, die von elementaren Gefühlen, von Schmerz und Zorn, von Verzweiflung und Liebe in einer rhythmisch schwebenden Sprache erzählt. Jamaica Kincaid ist eine präzise Poetin des weiblichen Erwachsenwerdens.
Die Flora auf dem Dach der Welt Die weltbekannte Schriftstellerin Jamaica Kincaid begibt sich auf die Reise ihres Lebens, in den Himalaya, wo die Luft dünn und die Wege steil sind. Es ist nicht nur eine Reise, es ist eine Expedition, und es ist eine Begegnung mit sich selbst. Die Gewächse des Himalaya, Blumen, Sträucher, Bäume, sollen erforscht, ihre Schönheit bewundert, ihre Samen gesammelt werden. Das botanische Abenteuer einer Literatin von Welt. Jamaica Kincaid kannte die Blüten von ungewöhnlicher Form und Farbe aus ihrer karibischen Heimat und den botanischen Gärten ihrer Wahlheimat im nordamerikanischen Vermont. Diese Gewächse, die wie aus einem Traum schienen, wollte sie sehen. Nicht nur das, sie wollte sie erleben. Und erlebte noch mehr, nämlich eine Landschaft, ein Licht, ein Bild von der Welt, das man nur sehen kann, wenn man tatsächlich dort ist.
Die Sweets – Mutter, Vater, zwei Kinder – leben in einem Städtchen in Neuengland, wo auf den ersten Blick alles beschaulich erscheint. Mrs Sweet kam einst von einer Karibikinsel »auf einem Bananendampfer ins Land«. Mr Sweet, ein wenig erfolgreicher Komponist, wuchs in New York in einem großbürgerlichen Haushalt auf. Diese Unterschiede entwickeln Sprengkraft, und die Zeit macht die Gefühle brüchig. Im Strom der Erinnerungen schießt Unausgesprochenes empor. Mr Sweet hasst das Landleben – und in seinen Fantasien sieht er den abgetrennten Kopf seiner Frau auf der Arbeitsplatte liegen. Mrs Sweet ahnt schon, dass er sie verlassen wird. In die Liebe zu ihren Kindern mischt sich der Vorwurf, dass sie ihr das Leben geraubt haben. Jamaica Kincaid erzählt vom schwierigen Miteinander und allmählichen Auseinanderbrechen einer Familie. Sie scheut sich nicht, in die Abgründe der Seele zu leuchten, und sie kreist ein, was die Zeit mit den Menschen anstellt.


