Gedichte und Interpretationen Diese siebenbändige Interpretationssammlung in historischer Folge - von der Renaissance bis zur Gegenwart - soll allen interessierten Lesern Zugang zu einzelnen Gedichten und lyrischen Epochen öffnen. Die Auswahl der Texte und ihre Deutung sind so angelegt, daß die jeweils epochenspezifischen Formen und Themen an repräsentativen Beispielen vorgeführt werden und eine verläßliche Abfolge zu einer Geschichte der deutschen Lyrik sich ergibt.
Günter Häntzschel Bücher






Deutschsprachige buchkultur der 1950er Jahre
Fiktionale Literatur in Quellen, Analysen und Interpretationen
- 290 Seiten
- 11 Lesestunden
Mit guten Gründen gilt das Hörspiel als die literarische Leitgattung der fünfziger Jahre.0Mit der Entwicklung zum Massenmedium bietet das Radio dem Hörspiel ungeahnte Möglichkeiten. Die Rundfunkanstalten richten mit jeweils anderen Anforderungen und Publikumsrücksichten wöchentliche Sendezeiten ein, zu denen sich die Hörerinnen und Hörer vor den Apparaten versammeln. 0Der große Bedarf schafft lukrative Verdienstmöglichkeiten. Vieles wird rasch geschrieben und ebenso rasch versendet. Das Genre erlebt eine Ausdifferenzierung. Es entstehen essayistische Features und reportageartige Hörfolgen, erzählerische Werke und Theaterstücke werden funkdramaturgisch aufbereitet und umgesetzt. Das ästhetische Ideal ist die 'funkische' Form. Im Zentrum steht das Wort, die Personenrede ersetzt die gestische Handlung, Geräusche bilden die Kulisse. 0Der Band bringt Beiträge zur Programmgestaltung der Sender, zur Hörerforschung, zu den vorrangigen Sujets und ihrem Aktualitätsbezug, zu Inszenierungspraktiken. 0Monografische Aufsätze befassen sich mit Hörspielen von u. a. Ingeborg Bachmann, Friedrich Dürrenmatt, Günter Eich, Max Frisch, Inge und Heiner Müller (Arno Schmidts "Nachtprogramme") und mit dem "Hörspielpapst" Heinz Schwitzke
Neue Perspektiven der deutschen Buchkultur in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts
- 184 Seiten
- 7 Lesestunden
Inhalt T. Etzemüller, Eine Zeit der Restauration? Strukturwandel der fünfziger Jahre A.-M. Lohmeier, Zeitschriften in den Westzonen zwischen Kriegsende und Währungsreform D. Kerlen, Macht statt Markt in der Buchkultur. Die Restauration des Bildungsbürgertums in der Frühzeit der Bundesrepublik Deutschland W. Faulstich, AV-Medien, Buchgemeinschaften und Leserschaft. Probleme des westdeutschen Buchhandels in den fünfziger Jahren im Licht der Berichterstattung des Börsenblatts J. Zedler, Sozialgeschichtliche Aspekte der deutschen Buchkultur in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Technische und methodische Vorgehensweise A. Hummel, Das deutschsprachige Rezensionswesen in den fünfziger Jahren. Wandlungsprozesse in einer Literarischen Konsensgesellschaft G. Häntzschel, Die Rezeption weiblicher Autoren in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und in der Süddeutschen Zeitung P. Rössler, Pro(roro)vokation – die bunten Farben des Massengeschmacks. Der Rowohlt Verlag und das frühe deutsche Taschenbuch S. Hanuschek, Wolfdietrich Schnurre im Taschenbuch R. Riese, „Auf eine andere Art so große Hoffnung?“ Anmerkungen zu Buch und Buchkultur in den fünfziger Jahren in der Deutschen Demokratischen Republik
In keinem Bereich ist der Anschluss der deutschsprachigen an die internationale Literatur so augenfällig wie in der Dramatik und auf den Bühnen. Deshalb vereint dieser Doppelband nicht nur die Produktion und Wirkung neuer Stücke, sondern auch die Theaterpraxis. Enthalten sind u. a. Aufsätze zum Geschichtsdrama und zum satirischen Theater in der DDR, zu Volksstück und Zimmertheater, zur Theatermission von Gustaf Gründgens, zur Wechselbeziehung zwischen Theater und Fernsehen, zur Rolle der Zeitschrift „Sinn und Form“ für die Theaterkritik in der DDR oder zur Gender- und Kriegsthematik in ausgewählten Stücken Bertolt Brechts. Neben dem literarischen Kanon, vertreten u. a. durch Brecht, Hacks, Hildesheimer, Hochwälder, Weisenborn oder Werfel findet, der Tradition des Jahrbuchs folgend, auch weniger Bekanntes seinen Platz, so die szenischen Dramen der Nelly Sachs, das Judas-Drama „Der Mann, der Gott gehaßt hat“ von Ingeborg Drewitz oder Erwin Strittmatters dörfliche Komödie „Katzgraben“.
Die Lyrik der fünfziger Jahre
- 311 Seiten
- 11 Lesestunden
Die Lyrik der fünfziger Jahre weist ein breitgefächertes Repertoire auf: Neben Fortschreibungen lyrischer Traditionen des 19. Jahrhunderts, des Symbolismus der Jahrhundertwende, der Neuen Sachlichkeit und der 'völkischen Literatur' behaupten innovative Ansätze ihren Platz, in der quantitativ dominierenden Naturlyrik stoßen Konservatismus und Avantgarde aufeinander. Die ausklingende Trümmerlyrik der unmittelbaren Nachkriegszeit trifft auf die Anfänge der Konkreten Poesie, und beide Richtungen werden von den divergenten Erscheinungen hermetischer Lyrik und des magischen Realismus begleitet. Die politische Lyrik setzt dagegen erst behutsam ein. Die Darstellung in den Literaturgeschichten orientiert sich jedoch meist an einzelnen herausragenden Autoren und schließt von ihnen auf das Ganze. Dieser Band hinterfragt kritisch den Kanon und stellt neben Beiträgen über Ilse Aichinger, Gottfried Benn, Bertolt Brecht, Paul Celan und Mascha Kaléko eine Reihe kaum bekannter Dichterinnen und Dichter vor.
Der Schriftsteller und bildende Künstler Wolfgang Hildesheimer (1916-1991) erschien in der deutschen Nachkriegsliteratur, so heißt es im Spiegel-Nachruf, „wie ein Sonntagskind“: „Frei von der sehr deutschen Bedrückung, Zerknirschtheit und Provinzialität, die im Freundeskreis der ‚Gruppe 47‘ vorherrschten“, erzählte er in den Lieblosen Legenden (1952) „weltläufig, gebildet, mit geradezu musikalischer Eleganz [...] von Hochstaplern oder Fälschern, die den wichtigtuerischen abendländischen Kulturbetrieb ad absurdum führen.“ Auf die satirischen Erzählungen folgten Dramen, die ihn zum wichtigsten Vertreter des absurden Theaters in deutscher Sprache machten. Nach seiner Übersiedlung ins Puschlav in der italienischsprachigen Schweiz wurde er mit den Monologen Tynset (1965) und Masante (1973) zum großen Erzähler; die Texte waren nicht nur erzählerisch innovativ, sie zeigten nun unübersehbar, wie sehr Hildesheimer bei allem Witz und aller Phantasie ein politischer Autor war. Das vorliegende treibhaus zeigt den frühen Wolfgang Hildesheimer und seine ungewöhnliche Positionierung im Literaturbetrieb der Nachkriegszeit; es würdigt sein Werk quer durch die Gattungen, seine Monologe, den Roman, Hörspiele, Dramen und Romane - seine Gedanken zur Musik und den bildenden Künstler.
Die große Schuld
- 410 Seiten
- 15 Lesestunden
Wie hat die Literatur im Land der Täter die ungeheuerlichen NS-Verbrechen thematisiert? Die Welle der von den angloamerikanischen Besatzungsmächten vornehmlich lizenzierten autobiografischen Berichten aus Konzentrations- und Vernichtungslagern bricht mit der Gründung der beiden deutschen Staaten weitgehend ab. Im Zeichen des Kalten Krieges delegieret die DDR als der vermeintlich ‚neue‘ und bessere Staat die Schuld an den Westen. Das Wirtschaftswunderland BRD instrumentalisierte die wenigen ernsthaften Auseinandersetzungen zur symbolischen Entschuldung und feierte die zahlreichen Aufführungen des Nathan. Wie dauerhaft die braune Ideologie nachwirkte, zeigen die Spruchkammerakte Erwin Guido Kolbenheyers, die Trivialisierung des Nürnberger Ärzteprozesses, die mythologisierenden Reiseberichte aus dem von Deutschen massakrierten Griechenland, die Darstellung der Zigeuner in erzählenden Texten. Für die ‚Schuld‘ der Überlebenden stehen die Texte von Peter Weiss, George Tabori und Johannes Bobrowski ein. Der Band enthält ferner eine erstmals gedruckte Erzählung von Alexander Kluge.
Das Sammlungsphänomen in der gegenwärtigen kulturellen Gedächtnis-, Erinnerungs- und Dingforschung wartet als literarisches Konstituens auf eine chronologische Darstellung des Sammelns und Veröffentlichens literarischer Texte in der realhistorischen Wirklichkeit und des Erzählens von Sammlerfiguren und Sammelvorgängen in der fiktionalen Literatur des vom Historismus geprägten 19. Jahrhunderts. Patriotisch motiviertes Sammeln volksliterarischer Zeugnisse deutscher Geschichte erfährt seit Herders Initiative enorme Dynamik; und selten sind in der deutschen Literatur so viele Sammlerfiguren gestaltet worden wie in dieser Ära. Beide Phänomene spiegeln auf ihre Weise die Mentalität der Epoche in ihrer Dichotomie von Tradition und Fortschrittsgläubigkeit, Vergangenheitstreue und Zukunftsorientierung, konservativem und modernem Denken. Auf Grimms ‚Sammelnotwendigkeit’ antwortet Nietzsches ‚blinde Sammelwut’, auf Goethes idealistisches Sammlungskonzept Jean Pauls groteske Inszenierung. Wilhelm Raabes und Theodor Fontanes Sammlerfiguren komprimieren Ernst mit Komik; Eduard Mörike, Annette von Droste-Hülshoff und Franz Grillparzer transferieren eigene Sammelleidenschaft in Poesie; um die Jahrhundertwende begegnen von Sammelmanie besessene ‚Helden’ in dekadenter Perversion.