Rolf Düsterberg Bücher






Dichter für das »Dritte Reich«
Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie. 10 Autorenporträts und eine Skizze über die Deutsche Akademie für Bildung und Kultur
Anhand der detaillierten Untersuchung der literarischen Zeitschrift Zürcher Diskußjonen, zwischen 1897 und 1902 von Panizza herausgegeben und größtenteils mit eigenen Beiträgen versehen, soll die längst fällige Neubewertung des Schriftstellers vorgenommen werden, der bisher von der Germanistik zu Unrecht vernachlässigt wurde. In der Kombination von Biographie, Werk und Wirkung und unter Einbeziehung zahlreicher bisher nicht rezipierter Texte wird ersichtlich werden, daß die journalistische Tätigkeit mittels seiner Zeitschrift von zentraler Bedeutung im Selbstverständnis des Autors war, der sich schließlich als oppositioneller Programmschriftsteller des 20. Jahrhunderts sah. Zudem wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Geisteskrankheit des späteren Paranoikers Panizza Einfluß auf Zeitschrift und übrige Werke ausgeübt haben könnte, wie es die Rezeption bis in die jüngste Zeit behauptet hat.
Der zweite Band der Reihe Dichter für das „Dritte Reich“ präsentiert kompakte bio-bibliografische Skizzen von neun Autoren, die zentrale Ideologeme des Nationalsozialismus literarisch vermittelten. Diese Schriftsteller, ob als Parteischreiber, Tragödiendichter, kriegsorientierte Poeten oder Romanciers, bedienten konventionelle Themen wie Liebe und Historie. Trotz der Unterschiede in ästhetischem Anspruch und Gehalt sowie teils kritischer Stimmen dienten sie alle willentlich der völkisch-rassistischen Weltanschauung des Regimes. Viele von ihnen engagierten sich auch nach dem Ende des Nationalsozialismus in der antikommunistischen und nationalistischen Szene der westdeutschen Bundesrepublik und wurden teilweise zu Leitfiguren dieses Milieus. Der abschließende Essay beleuchtet das fortdauernde Wirken literarischer Gesellschaften in Deutschland und Österreich, die sich dem Andenken und der Pflege völkischer Dichter widmen. Er zeigt, wie gefeierte Dichter des „Dritten Reiches“ bis in die Gegenwart fortleben. Anhand der Miegel-, Kolbenheyer- und Blunck-Gesellschaft wird deutlich, dass diese Vereine die öffentliche Wahrnehmung jener Autoren in ihrem fragwürdigen Sinne erheblich beeinflusst haben.
Hanns Johst: "der Barde der SS"
Karrieren eines deutschen Dichters
Hanns Johst (1890-1978), SS-Gruppenführer und Vertrauter Himmlers, war ein gefeierter Dichter der NS-Bewegung und Präsident der Reichsschrifttumskammer (RSK). Diese Biographie beleuchtet sein ideologisches Wirken als RSK-Präsident und seine frühe Karriere als erfolgreicher Schriftsteller, der zunächst expressionistisch und später völkisch orientiert war. Johst wurde von der NS-Führung geschätzt, da er aktiv an der ideologischen Ausrichtung des literarischen Lebens in Deutschland mitwirkte. Ein zentraler Aspekt ist, inwiefern er sich auch dem Eroberungskrieg, der Ostkolonisierung und dem rassistischen Vernichtungsprogramm des Dritten Reiches widmete. Himmler beauftragte ihn, als deutscher Tacitus die „Saga des Großgermanischen Reiches“ für zukünftige Generationen deutscher Kolonialherren zu verfassen. Diese kritische Biographie stellt Johsts literaturpolitisches und ideologisches Wirken in den Kontext seiner gesamten Entwicklung dar, einschließlich seiner geistig-sozialen Entwicklung vor dem Dritten Reich und seiner Lebenssituation nach dem Krieg, die von einem fast zehnjährigen Entnazifizierungsverfahren geprägt war, aus dem er rehabilitiert hervorging. Die Untersuchung basiert auf seinem Gesamtwerk und mehreren tausend unveröffentlichten Dokumenten aus verschiedenen Archiven.
Soldat und Kriegserlebnis
Deutsche militärische Erinnerungsliteratur (1945--1961) zum Zweiten Weltkrieg. Motive, Begriffe, Wertungen
Die Untersuchung befasst sich mit in Westdeutschland, Österreich, der Schweiz und anderen nicht-kommunistischen Ländern zwischen 1945 und 1961 veröffentlichten Kriegserinnerungen zum Zweiten Weltkrieg, die von ehemaligen deutschen Kombattanten der Wehrmacht und Waffen-SS verfasst wurden. Ziel ist es, die in diesen Texten geäußerten Positionen zum Nationalsozialismus, soldatischem Einsatz und weiteren Phänomenen zu analysieren, um die Wahrnehmungsstrukturen der Autoren zu verstehen. Dabei werden Regelmäßigkeiten in der Selektion und Verarbeitung von Erfahrungen sowie den damit verbundenen Wertungen untersucht, basierend auf 216 Publikationen. Diese Texte stammen von 200 Autoren mit bestimmten Merkmalen, deren bibliographische und biographische Daten die Grundlage der Analyse bilden. Die Inhaltsanalyse der 106 Autoren-Vorworte ermöglicht es, Hypothesen zur Wertungspraxis in Bezug auf Begriffe wie „Nationalsozialismus“ und „soldatische Tugenden“ zu entwickeln. Die Hauptuntersuchung überprüft diese Hypothesen anhand von 20 Texten und untersucht den Zusammenhang zwischen den soziobiographischen Merkmalen der Autoren und den inhaltlichen Aspekten ihrer Werke. Dadurch wird ein Autor-Text-System konstruiert, das typische von zufälligen Merkmalen unterscheidet.