DER GROSSE SATIRIKER THOMAS BRUSSIG schlüpft in die Rolle eines Schiedsrichters, um über das Leben zu sinnieren. Wie ist es, von achtzigtausend Menschen ausgepfiffen zu werden? Wie ist es, für neunzig Minuten nur von Lügnern, Tricksern und Betrügern umgeben zu sein, die, je nach Situation, eine Leidens- oder Unschuldsmiene aufsetzen? Wie ist es, nur durch Fehler Aufmerksamkeit zu erlangen, denn schließlich wird nur über Fehlentscheidungen diskutiert? Die Tragödie des Unparteiischen besteht darin, Neutrum sein zu müssen in einer Welt, die Leidenschaften weckt, Amateur zu sein unter hochbezahlten Profis. Und wieso sollen ausgerechnet die Schiedsrichter gerecht sein, wenn niemand auf der Welt noch Gerechtigkeit erwartet? Thomas Brussig eröffnet eine neue Reihe im Residenz Verlag: Eine Litanei.
Thomas Brussig Bücher
Thomas Brussig ist ein deutscher Schriftsteller, der für seine satirischen Romane über die Deutsche Demokratische Republik bekannt ist. Seine Werke beleuchten die gesellschaftlichen und politischen Realitäten Ostdeutschlands und nutzen Humor und Ironie, um die Absurditäten der damaligen Zeit aufzudecken. Brussigs einzigartige Perspektive und sein Stil bieten den Lesern einen neuen Blick auf die jüngste Geschichte und ihre Auswirkungen. Durch seine Erzählungen regt er zu tiefen Reflexionen über Identität, Erinnerung und kollektive Erfahrung an.







Zillus, Keks und Schulle, drei ehemalige Rockmusiker aus der DDR, haben sich in ihren Schicksalsfäden verstrickt. In einer hessischen katholischen Kirche suchen sie Zuflucht; einer der drei ist angeschossen. Die herbeigeholte Ärztin verbindet die eine Wunde, aber viele Narben brechen auf. Die Begegnung dieser Menschen aus West und Ost wird zu einer Orgie von Angst und Haß, die tödlich endet.
»Ein Trainer muss brüllen können. Ich übrigens brülle nicht. Es sieht aus wie Brüllen, aber in Wirklichkeit ist es Denken, und zwar sehr leidenschaftliches Denken.« Von Selbstzweifeln angekränkelt und introvertiert ist Brussigs Trainer nicht gerade, wenn er über die Parallelen zwischen Theater und Fußball schwadroniert, gleich mal Goethe und Shakespeare bemüht und über die Unterschiede zwischen Fußball und Tischtennis philosophiert. Ohnehin lässt er kein Thema aus, ob Corona-Impfungen, Frauenfußball, Sprachverbote oder die WM-Vergabe nach Katar. Selbst darüber, ob man gern einen Boateng zum Nachbarn hätte, sinniert er und stellt die Rettungstat, als der 2016 im Spiel gegen die Ukraine den Ball noch von der Linie spitzelte, in aktuelle Bezüge. Mit »Mats Hummels auf Parship« führt Thomas Brussig seinen Fußballmonolog »Leben bis Männer« fort und aktualisiert ihn. Aus dem Wendeverlierer aus der Börde ist gewissermaßen ein Wutbürger geworden. Brussig hat mit »Schiedsrichter fertig« einem Schiedsrichter eine so wahre wie Widerspruch fordernde und hoch komische Litanei im Bernhard`schen Ton gewidmet. Dieses Buch vereint alle drei Fußball-Monologe des Autors.
Wie es leuchtet : Roman
- 607 Seiten
- 22 Lesestunden
Lena, die in Thomas Brussigs opulentem Roman als "rollschuhlaufende Jeanne d'Arc von Karl-Marx-Stadt" durch die Straßen gleitet, sagt: "Alles, was ich über diese Zeit weiß, weiß ich von deinen Bildern." Der Ich-Erzähler hat die Aufgabe, "dem Leben die Bilder zu entreißen" – mit einer Leica-Spionagekamera, subversiv und leise. Diese Zeit ist der Mauerfall, und der Erzähler fungiert als Alter ego des Autors, der Geschichte in literarische Bilder verwandelt. Kapitel wie "Junge Frau auf Bahnsteig 14" und "Ein Mann steht im Wasser" illustrieren die chaotischen Ereignisse. Ein Starreporter, Leo Lattke, gerät in eine Schreibkrise, während ein furzender Tankwart zum Direktor eines Luxushotels wird und ein 19-jähriger Albino dem VW-Konzern helfen soll. Brussigs Mauerfall-Reigen zeigt, dass alles möglich ist, wie im Leben damals, und fügt sich am Ende zu einem schlüssigen Bild. Über den Herbst 1989 wird gesagt, dass die Erfahrungen jener Zeit einzigartig und aufwühlend waren, jedoch kein Buch existiert, das diese Erfahrungen für alle gleichermaßen bewahrt. Brussig wollte mit Werken wie "Helden wie wir" und "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" an dem Wiedervereinigungsepos arbeiten, erkennt aber sein Scheitern an. Dennoch sticht "Wie es leuchtet" aus der unpolitischen deutschsprachigen Literatur der letzten Jahre hervor.
Thomas Brussig erzählt die schillernde Biographie des berühmten Schriftstellers Thomas Brussig – und schreibt nebenbei unsere Gegenwart um. 1991 erscheint in der DDR der erste Roman von Thomas Brussig. Auf einer Lesung lässt er sich zu einer pathetischen Rede hinreißen: Solange es nicht alle können, wird auch er keine Reise in den Westen unternehmen! Solange nicht jeder eines haben kann, wird auch er kein Telefon haben! Und, weil erst drei Versprechen magisch binden: Solange es verboten ist, will auch er niemals ›Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins‹ lesen! Das macht ihn schlagartig berühmt. In den folgenden Jahren wird er, der eigentlich ein kleiner Feigling ist, für einen Dissidenten gehalten, er soll Olympiabotschafter für Berlin werden, knutscht im Harz unter Eiffeltürmen aus Holz, findet sich in eine Stasi-Affäre verwickelt und beeinflusst mit seinem Schreiben und seiner Guerilla-Statistik die öffentliche Meinung im Osten wie im Westen. Doch die DDR hält sich – bis heute. Nach ›Helden wie wir‹ und ›Am kürzeren Ende der Sonnenallee‹ erzählt Thomas Brussig die abenteuerlich schillernde Biographie des berühmten Schriftstellers Thomas Brussig und schreibt nebenbei unsere Gegenwart um: Ein zutiefst komisches und wahnwitzig ernsthaftes Spiel über fünfzig Jahre Leben in der DDR. »Ich habe Thomas Brussig gelesen. Hätte ich ein zweites Leben, würde ich seine Romane ins Englische übertragen. Nur um zweifelnden Amerikanern zu zeigen, wie unglaublich komisch deutsche Literatur sein kann.« (Jonathan Franzen)
Wasserfarben
- 220 Seiten
- 8 Lesestunden
Bevor Thomas Brussig mit „Helden wie wir“, dem Film „Sonnenallee“ und der Romanfassung „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ überwältigende Erfolge feierte, war unter dem Pseudonym Cordt Berneburger sein erster Roman, „Wasserfarben“, erschienen: Es ist die ein wenig trotzige, ein wenig traurige, ein wenig komische Geschichte eines Abiturienten, der nicht so recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Ein Buch über das Erwachsenwerden, in dem der Held wie schon Generationen vor ihm bei Salinger, Kerouac oder Plenzdorf lässig-ironisch die großen Sinnfragen stellt, aber mit seinen Problemen ziemlich allein dasteht.
Kein Sex, keine Drugs, aber jede Menge Rock’n’Roll – Der neue Roman von Thomas Brussig Ostberlin 1989. In einem Keller probt Die Seuche, eine Band, die Großes vorhat. Ihr einziger Fan ist zugleich ihr Manager. Äppstiehn tut, was er kann – und das ist nicht viel. Die Seuche spielt bei Familienfesten und Geburtstagsfeiern und lässt sich in Autoschiebereien am Rande der Prager Botschaft verwickeln. Doch gegen die Wende ist sogar Äppstiehn machtlos. Plötzlich spielt Musik keine Rolle mehr. Aber geht das überhaupt? Thomas Brussigs warmherzige Hommage an die Musik einer Zeit erzählt mit Witz und Leichtigkeit davon, wie es ist, wenn etwas zu Ende geht und gleichzeitig etwas beginnt.
Die Verwandelten
Roman
Was würden Sie tun, wenn Ihr Kind ein Waschbär wäre? »›Die Verwandelten‹ ist ein wunderbar tänzelnder Gesellschaftsroman.« In dem Provinzkaff Bräsenfelde passiert Aufregendes, Weltbewegendes: In der Waschanlage einer Tankstelle verwandeln sich Fibi und Aram in Waschbären. Was wie ein Witz klingt, den niemand glauben kann, wird unabweisbare Realität, der man sich nun stellen muss. Keine kleine Zumutung für ihre Familien, die Mitschüler und vor allem für sich selbst. Hält dieser Blödsinn einer medizinischen Untersuchung stand? Beim Veterinär? Oder beim Kinderarzt? Was sagt der Genetiker? Wie steht es um die juristischen Implikationen? Menschenrechte? Kinderrechte? Tierrechte? Geht das wieder weg? Und wenn nicht, lässt sich das Wunder touristisch nutzen, finanziell?
Helden wie wir
- 322 Seiten
- 12 Lesestunden
Die deutsche Geschichte muss umgeschrieben werden: Klaus Uhltzscht war es, der die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht hat! Dabei ist Klaus eigentlich ein Versager par exellence. Als Sohn eines Stasi-Spitzels und einer Hygieneinspektorin wächst er zwischen Jogginghosen und Dr. Schnabels Aufklärungsbuch auf, bleibt im Sportunterricht auf ewig ein Flachschwimmer. Auch sein großer Traum, als Topagent bei der Stasi zu arbeiten, erfüllt sich leider nicht. Dafür aber wird er, der inzwischen eine Perversionskartei erfunden hat, zum persönlichen Blutspender Erich Honeckers. Jetzt, da auch noch die Mauer durch - man höre und staune - seinen Penis fiel, packt Klaus aus und erzählt von seinem ruhmreichen Leben. Keiner hat bislang frecher und unverkrampfter den kleinbürgerlichen Mief des Ostens gelüftet als Brussig. Ein Lesevergnügen allererster Ordnung!
Einer packt aus. Mehr als zwanzig Jahre war er der Stratege am Rand, im Training ein harter Knochen, auf dem Platz ein Erlöser. Sein Verein hieß einst „Tatkraft Börde“, sein Beruf ist Fußballtrainer. Jetzt zieht er vom Leder, und es gibt kein Halten: Weil einer seiner Spieler vor Gericht gestellt wurde, hat die Mannschaft den Aufstieg nicht geschafft. Nach ›Helden wie wir‹ und ›Am kürzeren Ende der Sonnenallee‹ hat Thomas Brussig nun den Aufschrei eines Menschen aus der Provinz aufgezeichnet. ›Leben bis Männer‹ ist der Monolog eines Mannes, der ein enger Verwandter des Kontrabassisten von Patrick Süskind sein könnte. Ein Fußballtrainer aus der Provinz rechnet ab. Ein leidenschaftlicher Monolog voll absurder Volten und mitreißender Komik - das ostdeutsche Pendant zum ›Kontrabass‹ von Patrick Süskind.



