Ingrid Schaefer Bücher

Es gibt kleine und kleinste Orte, helle und dunkle, schöne und hässliche, ruhige und belebte, verlassene und vergessene, rätselhafte und auch mystische Orte. Martinskirchen, der Ort, in dem die Ich-Erzählerin geboren wurde, hat von allem ein bisschen. Schon von weitem sieht man zwei Dinge: das Barockschloss und die Kirche, um die sich die Geschichten vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte ranken. Und mit beidem ist auch sie eng verbunden. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, hat sie trotz manchem Schweren eine beinahe unbeschwerte frühe Kindheit genossen. Die Familie war bitterarm. Sie waren Flüchtlinge. Das Schloss, von seinen Besitzern verlassen, bildete die Kulisse für die kindliche Fantasie des kleinen, blonden Mädchens, die durch die Märchenerzählungen ihrer Großmutter noch befeuert wurde. Ja, die Märchen, die waren ihnen geblieben. Wenigstens sie. Dagegen flößte dem Kind die Kirche mit dem Friedhof und dem steinernen Sühnekreuz davor eher Furcht ein. Aber wie es so auf dem Dorf ist, alle gingen in die Kirche: Zu Taufen, zu Hochzeiten und zu Begräbnissen. Und was sonst noch im Dorf geschah vor 1945 im Schloss und auf dem Rittergut, aber vor allem danach, als die neuen Herren die Dinge in ihre Hand nahmen und wie sie sie anpackten, wie es heute dort aussieht und wie es um das schöne Barockschloss und die Kirche bestellt ist, das erfährt der Leser/die Leserin in diesem Buch.

Zwischen 1925 und 1945 wachsen die Kinder von Friedrich und Clara Lenau auf und gestalten ihr Leben. Emma Priesnitz wird als Künstlerin bekannt, während ihre Schwester Charlotte in Berlin ein Geschäft führt. Die NSDAP gewinnt an Einfluss, und viele Dorfbewohner unterstützen sie. Während des Krieges kommt es zu Veränderungen in Elbkirchen, und Lenau flieht vor den Russen. Nach dem Krieg ist alles anders.

Friedrich Lenau wird 1905 Lehrer und Kantor im kleinen Dorf Elbkirchen, das mit Disziplinproblemen kämpft. Zusammen mit seiner Frau Clara und ihrem Neugeborenen wird er schnell zur wichtigen Person im Dorf. Nach 19 Jahren erhält er eine Beförderung, die einen Ortswechsel erfordert, und steht vor einer neuen Entscheidung.