Der gedachte Gott
- 260 Seiten
- 10 Lesestunden
Die uralte Streitfrage nach der Entstehung von Bewusstsein, Denken und Empfinden hat nun auch den Glauben erreicht. Die Kognitionswissenschaft versucht, die Ergebnisse der Biowissenschaften und der Philosophie zu verbinden, um plausible Erklärungsmuster zu definieren. In jüngster Zeit haben Newberg, D'Aquili und Rause neue Impulse geliefert, indem sie untersucht haben, was im menschlichen Gehirn geschieht, wenn wir meditieren und beten. Ihre Forschungsversuche zeigen, dass in diesen Momenten die Aktivität der Hirnregion, die für motorische Bewegungen zuständig ist, heruntergefahren wird, wodurch wir uns nur noch als Geist und nicht mehr als Körper empfinden. Dies wird durch auffällige Veränderungen im linken Schläfenlappen des Gehirns sichtbar. Zudem bleibt die Frage nach dem ersten Auftreten von Religion in der Menschheitsgeschichte und deren chemischen Reaktionen im Gehirn. Hierbei müssen neben den Naturwissenschaften auch die Kulturgeschichte und andere Disziplinen berücksichtigt werden. Klärungsbedarf besteht hinsichtlich der Rolle äußerer Einflüsse wie Sozialisation, der unterschiedlichen Ausprägungen von Glaubenswahrnehmungen und deren Variationen. Die Diskussion ist angestoßen und bleibt spannend.



