Jonathan Littell war schon in den beiden Tschetschenienkriegen 1996 und 1999 für eine Menschenrechtsorganisation in Tschetschenien tätig. Seitdem gilt er als gut informierter und scharfsinniger Kenner des Landes. In diesem Frühjahr 2009 hat er erneut diese Region bereist - entstanden ist eine ebenso beeindruckende wie beängstigende Reportage über die Entwicklung, die das Land seit Kriegsende und dem Regierungsantritt Ramzan Kadryrows im Jahre 2007 genommen hat.
Jonathan Littell Bücher
Dieser Autor befasst sich mit der Komplexität menschlicher Erfahrung und erforscht oft Themen wie Identität und kulturelle Überschneidungen durch seine Erzählungen. Sein Schreiben, das von einer bikulturellen Perspektive geprägt ist, bietet eine einzigartige Perspektive, durch die das Zusammenspiel von persönlicher und kollektiver Geschichte untersucht werden kann. Er schafft fesselnde Geschichten mit einem reichen und ausdrucksstarken Prosa-Stil, der dem Leser lange in Erinnerung bleibt. Seine literarische Fähigkeit und seine tiefgründigen thematischen Erkundungen machen ihn zu einer bedeutenden Stimme in der zeitgenössischen Literatur.







»Diesen Text schrieb ich 2002, als ich mit den Recherchen zu einem inzwischen veröffentlichten Buch beschäftigt war. Er entstand aus der Begegnung der Thesen eines brillanten, aber schwer greifbaren Autors - Klaus Theweleit -, mit dem Text eines belgischen Faschisten.« Jonathan Littell Ausgestattet mit dem theoretischen Rüstzeug aus Theweleits berühmten Männerphantasien, liest Jonathan Littell den Rußlandfeldzug Léon Degrelles, des Gründers der katholischen »Rexisten«-Bewegung und späteren Kommandeurs der SS-Division »Wallonien«. Und er findet eine verblüffende Parallele zwischen den Schriften der deutschen Freikorpskämpfer der zwanziger Jahre und der 1949 erschienenen Rechtfertigungsschrift Degrelles: den Typus des »soldatischen Mannes«, der sich aus Angst vor der psychischen Auflösung mit einem Panzer schützt. Littell macht in Degrelles Wahrnehmungsmustern und Sprache eine Serie von Oppositionen aus, das Harte und das Weiche, das Saubere und das Schmutzige, und eben, als Hauptopposition, das titelgebende Trockene und Feuchte - alles Material für die Konstruktion des Protagonisten Maximilian Aue und der Romanwelt in den Wohlgesinnten. »Littell belegt damit genau„, schreibt Theweleit in seinem Nachwort, »dass er die Sprache seines Protagonisten keineswegs erfunden hat, er hat das verfügbare Material der Henker genau angeschaut.“
Die Wohlgesinnten
- 99 Seiten
- 4 Lesestunden
Enthält: einen langen und einen kurzen Brief des Autors an seine Übersetzer; Claude Lanzmann im Gespr. mit Jürg Altwegg; der Autor im Gespr. mit Pierre Nora; Florence Mercier-Leca: Die „Wohlgesinnten“ und die griechische Tragöde. Eine makabre Wiederaufnahme der Orestie; Judith N. Klein: Das „Wesen des großen Wahnsinns“ begreifen? Und mehrere Organigramme, von Littell verf., über die Struktur der SS u. ä.
In "Ein Sonntag im Sommer" präsentiert Jonathan Littell vier faszinierende Erzählungen, die seine literarischen Wurzeln bei Beckett, Blanchot, Kafka und Simon zeigen. Die persönlichen Geschichten spiegeln seine Erfahrungen aus humanitären Einsätzen, unter anderem in Tschetschenien, wider.
Im Januar 2012 lassen sich Jonathan Littell und sein Fotograf von Angehörigen der Syrischen Befreiungsarmee heimlich ins Land schleusen. Seine Erlebnisse und Beobachtungen dort hat Littell in zwei Notizheften festgehalten. „Was die Veröffentlichung dieser Hefte rechtfertigt“, schreibt er selbst, „ist die Tatsache, dass sie Bericht erstatten über einen Moment, der quasi ohne Zeugen von außen stattgefunden hat: die letzten Tage der Erhebung eines Teils der Stadt Homs gegen das Regime Baschar al Assads.“ Wie schon Littells eindrückliche Berichte aus den Krisengebieten Tschetschenien und Georgien reiht sich auch sein Text über Syrien ganz in die große Tradition der Kriegsreportage ein.
Ein Mann kommt nach Hause, badet seinen kleinen Sohn, liebt seine Frau und verlässt dann das Idyll. Er läuft durch einen Gang, bis er eine Türklinke sieht und den Raum dahinter betritt. Als Getriebener, in wechselnden Identitäten, mal Mann, mal Frau, hetzt er durch ein Labyrinth immer neuer Szenerien. Jede Tür führt in neue Abgründe, geprägt von Sex, Macht und Gewalt, aus denen sich der Erzähler jeweils durch einen Sprung in klares Wasser rettet, bis aus dem Herumirren eine Suche wird – doch nach was? Jonathan Littell hat sein Buch „ Eine alte Geschichte“ neu- und fortgeschrieben. Er erspart seinen Lesern nichts. Doch genau darum geht es Littell: Er gestattet uns nicht zu vergessen, dass nichts ungeheurer ist als der Mensch.
Jonathan Littell beschreibt in eindringlicher Sprache einen surrealen Tagtraum, der Pornofilm, medizinische Untersuchung, blutigen Stierkampf und badende Kinder vereint. Die geometrischen Figuren und der fließende Situationswechsel erinnern an David Lynchs Filme und Bret Easton Ellis' Romane, wobei die Sätze eindringlich im Gedächtnis bleiben.
Wo verläuft die Grenze zwischen Traum und Wachen? Jonathan Littell führt den Leser in seinem an die Geschichten Borges’ und die Filme Godards oder Lynchs gemahnenden labyrinthischen Mikroroman in eine Welt, in der diese Grenze sich in einer Folge unendlicher Spiegelungen vervielfältigt. Der Ich-Erzähler – gelangweilt, nervös, cool – taumelt darin von Szenerie zu Szenerie ahnungsvoll einem dunklen Ende entgegen. In gestochen scharfer Sprache entwirft Littell mit ›In Stücken‹ ein rauschhaftes Glanzstück und führt den Leser in einen unendlich verschachtelten Raum. Erotik, Traumsequenzen, unerklärliche Erscheinungen, ein Ausflug mit Freunden in eine kleine Provinzstadt und die Sorge um den kranken Sohn formen sich zu einem surrealen Kosmos, einen Wirbel aus Symbolen, Träumen, Bildern.
Dass der Autor der „Wohlgesinnten“ vom Werk Francis Bacons fasziniert ist, kann nicht überraschen. Er hält ihn für den „größten Maler des Fleisches seit Rembrandt“. Vor Bacons erstem Triptychon von 1944 im Prado fragt Littell nach dem Einfluss des Velázquez, er dechiffriert Bacons Grammatik, folgt der Spur der Bildelemente in den Porträts seines Geliebten George Dyer und fragt schließlich nach dem „wahren“ Bild bei Bacon, das nur „ein Bild des Todes“ sein kann. Die vom Autor sorgfältig auf den Text abgestimmte Illustrierung erlaubt zu verstehen, „wie Bacons Malerei denkt“, worum es dem Maler ging: „Um die Gewalt des Realen, verkörpert in der Malerei. Um die Gewalt der Malerei.“
