Erläuterungen zu den Leipziger Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie
Die Beiträge beleuchten Ernst Blochs Verbindung zu Baruch de Spinoza, einem bedeutenden Denker des 17. Jahrhunderts. Spinoza, wegen seiner kritischen Ideen verfolgt, prägte die Philosophie gegen Absolutismus und Dogmatismus. Bloch sah in Spinoza einen rationalen Gegenpol zum politischen Irrationalismus des Nationalsozialismus.
Ein Essay zum 50. Todestag des Begründers der Frankfurter Schule
Im Juli 1973 verstarb Max Horkheimer, der Begründer der Kritischen Theorie der „Frankfurter Schule“. In seinem diesem großen Denker, Soziologen und Philosophen gewidmeten Essay unternimmt der Autor den Versuch, die theoretischen Wurzeln dieses kritischen Denkens bereits im Frühwerk des Philosophen freizulegen. Er analysiert Horkheimers frühes Engagement für die Sache der Opfer sozialer, ökonomischer und politischer Unterdrückung sowie aller Systeme, die die Freiheit und Würde des Individuums mit Füßen treten, die Minderheiten diskriminieren und verfolgen. Ein besonderes Augenmerk gilt auch Horkheimers Kampf gegen den autoritären Staat, gegen den Totalitarismus sowie den Antisemitismus.
Wie ist das Wiedererstarken anti-deutscher Ressentiments bei unseren französischen Nachbarn zu erklären? Ist der Auslöser dafür etwa die Arroganz der deutschen Verhandlungsführer in der EU bei den schwierigen Umschuldungsverhandlungen mit Griechenland 2015 oder liegt die eigentliche Ursache dafür in einem seit langer Zeit angestauten und verdrängten anti-deutschen Ressentiment, dass urplötzlich angesichts des Erstarkens Deutschlands zur führenden Wirtschaftsmacht in Europa aus dem kollektiven Bewusstsein der Franzosen wieder durchbrach? Und wie ist es zu erklären, dass diese neue Germanophobie nicht nur bei den Rechtspopulisten der „Front National“ en vogue ist, sondern auch und vor allem bei den Linkspopulisten der „Front de Gauche“ von Mélenchon? Gibt es so etwas wie einen souveränistischen germanophoben Nationalismus von Links, der inzwischen die traditionelle Germanophobie der nationalistischen rechtsextremen Parteien eingeholt und überholt hat? Ergänzen sich also Marine Le Pen und Mélenchon, obwohl sie aus zwei ganz entgegengesetzen politischen Lagern kommen? Der Essay des bekannten deutsch-französischen Philosophen Arno Münster versucht auf diese Fragen eine Antwort zu geben.
Die kritische Sozialphilosophie des 19. und 20. Jahrhunderts unterscheidet sich von der offiziellen politischen Philosophie, indem sie die bestehende Gesellschaft und ihre Widersprüche analysiert und deren mögliche Veränderungen in den Fokus rückt. Die veröffentlichten sozial-philosophischen Interventionen, bestehend aus Vorträgen, Essays und Radiointerviews der letzten zehn Jahre, zielen darauf ab, die unterschiedlichen Ansätze zur Entwicklung einer emanzipatorischen Alternative zur bürgerlichen Gesellschaft und zum Kapitalismus zu beleuchten. Dabei werden neomarxistisch-messianisch-utopische Ontologien und an der Kategorie „Möglichkeit“ orientierte utopische Praxisphilosophien, insbesondere im Werk von Ernst Bloch, behandelt. Zudem wird die Sozialphilosophie der Frankfurter Schule, insbesondere Habermas, analysiert, die eine neue Rechtsphilosophie anstrebt. Es werden auch die Ideen von libertären Denkern wie Pierre-Joseph Proudhon und Max Stirner sowie die zeitgenössische kritische Soziologie und Philosophie von Pierre Bourdieu und Jean-Paul Sartre betrachtet. Trotz ihrer Unterschiede eint diese Denker die Radikalität, mit der sie traditionelle Machtstrukturen hinterfragen und für die Emanzipation der Individuen plädieren. Der Begriff der „Praxis“ wird als theoretische Grundlage für kollektive Emanzipation betrachtet, während neue Perspektiven für emanzipative Praktiken im Kontext einer „konkreten Utopie“ und einer „radikale
Wirtschaftskrise, Atomenergie, Globalisierungskritik – viele Themen der Gegenwart hat André Gorz bereits seit den Sechzigerjahren in seinen Büchern vorweggenommen. Nach seinem Tod 2007 hat Gorz ein Werk hinterlassen, das auf keine der großen politischen Strömungen seiner Zeit reduzierbar ist. Hat er sich in jungen Jahren noch an seinem Mentor Jean-Paul Sartre orientiert, entwickelte er bald eine eigenständige Position unter den Marxisten und Kapitalismuskritikern seiner Zeit. Seine Stellungnahmen für einen Ausweg aus dem Kapitalismus basieren auf Ideen der Selbstverwaltung und sind von der Sorge um ökologische Probleme geprägt: 'Durch die Kritik des Modells der opulenten Konsumation bin ich ein Ökologe avant la lettre geworden.' Seine Analysen zum 'Ende der Arbeitsgesellschaft' und zu neuen sozialen Bewegungen haben nichts von ihrer Brisanz verloren. Der Sozialismus, den André Gorz sich wünschte, ist einer, der sich den sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen der heutigen Zeit stellt. Der Philosoph Arno Münster, mit André Gorz durch eine lange Freundschaft verbunden, zeigt die Entwicklung von Gorz‘ Denken mit all seinen Brüchen auf und stellt sie in den Kontext der Geistesgeschichte des letzten Jahrhunderts.
In seinen spannenden Lebenserinnerungen zeigt der Autor, dass er niemals aufgehört hat, an die Utopie ei- ner besseren und gerechteren Welt zu glauben und mit seiner ganzen Kraft für diese zu kämpfen. Dieser Glaube half ihm Enttäuschungen, Demütigungen und den lan- gen Leidenswege einer schweren Lungenkrankheit zu überstehen. In jedem Augenblick seines Lebens wissbegierig, ge- radezu neue Gedanken in sich aufsaugend, hat er sich drei Doktortitel erarbeitet und lehrt, nach einer Gastpro- fessur in Brasilien, seit 1992 als Professor für deutsche Philosophiegeschichte an der Universität Amiens in Frankreich. Sein aufregendes Leben führte ihn in zahl- reiche Länder Latein-, Südamerikas, Nordafrikas, nach Israel, Indien und Nepal in denen er teilnehmend und aufmerksam die politischen und sozialen Gegebenhei- ten studiert, analysiert und darüber berichtet. Seine Arbeiten steuerten ihn zu intensiven Begegnun- gen mit prominenten Intellektuellen, Schriftstellern und Philosophen in Frankreich und in Deutschland, von de- nen die Zusammentreffen mit Jean-Paul Sartre in Paris, Erich Kästner und Ernst Bloch beeindruckend seinen Le- bensweg beeinflussen.
Ernst Bloch (1885–1977) hat mit seinem philosophischen Werk eine erstaunliche gesellschaftliche Wirkung entfaltet. Im Wesentlichen marxistisch und humanistisch geprägt verarbeitet sein Denken den Einfluss der jüdisch-christlichen Tradition. In seinem Hauptwerk 'Das Prinzip Hoffnung' entwickelt er die Utopie einer humaneren Gesellschaft, in deren Zentrum der Mensch und seine Fähigkeit, über das Gegebene hinaus zu denken, steht. Die vor dem ersten Erscheinen heftig diskutierte Biographie Arno Münsters macht den Kontext eines der einflussreichsten Werke des 20. Jahrhunderts zugänglich. Materialreich und detailgenau schildert er Leben und Werk des Philosophen Ernst Bloch, der nicht nur Verfasser einer monumentalen, metaphysischen Enzyklopädie, sondern auch ein wichtiger Begleiter der Studentenbewegung war und der lateinamerikanischen Befreiungstheologie viele Impulse gegeben hat.