Boden für Alle
- 319 Seiten
- 12 Lesestunden






Die im Februar 2022 neu eröffnete Schausammlung im Architekturzentrum Wien (Az W) stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Präsentation von Architektur und deren gesellschaftlichen Dimensionen dar. Diese umfassendste Sammlung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts ist nun in Buchform erhältlich, mit Abbildungen sämtlicher Exponate, prägnanten Texten und thematischen Essays. Das Werk bietet einen frischen Blick auf Österreichs Architektur der letzten 150 Jahre und verortet sie in kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und technischen Kontexten. Jedes Kapitel beginnt mit einer von sieben aktuellen Fragen, die Themen wie die Auswirkungen des Finanzkapitalismus auf Städte und Dörfer sowie die Frage «Wie wollen wir leben?» behandelt. Diese «Hot Questions» erwecken den «Cold Storage» – den stillen Speicher der Sammlungsbestände – zum Leben und schaffen eine multiperspektivische Erzählung. Die Entwicklungen, Ideologien, Institutionen, Objekte, Orte und Persönlichkeiten des Baugeschehens in Österreich werden sichtbar gemacht. Zudem wird verdeutlicht, welche Rolle museale Architektursammlungen spielen können: Sie sind weit mehr als historische Relikte; ihre gesellschaftliche Relevanz zeigt sich in der Verbindung von Forschung und Sammlungsauftrag.
Das Londoner Kollektiv Assemble entwickelt seit 2010 Projekte an der Schnittstelle von Architektur, Design und Kunst. Den derzeit 18 jungen Mitgliedern geht es um Veränderung bestehender sozialer, ökonomischer und politischer Verhältnisse durch gemeinschaftliches Handeln. Ihre Projekte, die durchweg die Öffentlichkeit als Nutzer und Kollaborationspartner aktiv miteinbeziehen, sind Prototypen dafür, wie eine Gesellschaft anders bauen könnte. So steht ihr Name für eine Rekonfiguration vorhandener Mittel im Rahmen einer möglichst gleichberechtigten Beteiligung verschiedener Akteure. Im Jahr 2015 wurde Assemble völlig überraschend mit dem Turner Prize ausgezeichnet, Europas renommiertestem Kunstpreis, der damit erstmals überhaupt an Architekten und an ein Kollektiv ging. Zu einer Ausstellung im Az W erscheint nun die erste Monografie zum Werk von Assemble. Anhand von zehn ausgewählten Projekten demonstriert das Buch die ganze Bandbreite der Arbeit dieses aussergewöhnlichen Kollektivs, von realisierten Bauten über Möbelentwürfe bis hin zu urbanistischen Interventionen.
'Reserve der Form' präsentiert über neunzig Arbeiten aus Architektur, Kunst und Alltagskultur. Form ist hier weit mehr als das Formale. Formale Reserven bewirken vielfältige Parallelaktionen in ästhetischen, sozialen, ökonomischen und rechtlichen Zusammenhängen. Räume tauchen an Orten auf, wo sie weder baukulturell noch baurechtlich vorgesehen waren. Künstlerische Verfahrensweisen überschreiten die symbolische Ebene und zeitigen politische Effekte. Die assoziative Gruppierung der ausführlichen Projektdokumentationen ermöglicht ein Sichtbarmachen von Zusammenhängen jenseits stilistischer oder medialer Vorlieben. Gleichzeitig ist die Publikation auch ein Lesebuch zu 'Reserven der Form' mit Beiträgen namhafter AutorInnen aus Philosophie, Soziologie, Kunst- und Architekturtheorie. '›Reserve der Form‹ ist eine gemorphte Exposition, gebogen, verzerrt, gelängt und überfrachtet, gedreht, verzwirbelt und in sich oszillierend. Gedankenanstoßend und Sackgassen aufweisend. Sich selbst oft genug und andererseits sich sympathisch verzettelnd.'
Bürobauten sind beides zugleich: architektonische und soziale Räume. Der Band stellt drei Projekte des Architekturbüros kadawittfeldarchitekur in Fotoreportagen und in Interviews mit Nutzern vor. Untersucht wird die Frage, welcher Mehrwert für Unternehmen, ihre Angestellten und für die Stadt entsteht. Erweitert durch kommentierte Bildgeschichten zu über 40 Meilensteinen internationaler Büroarchitektur, von Frank Lloyd Wright über SOM bis zu aktuellen Co-Working-Spaces, entsteht ein pointiertes Statement zu Grundfragen der Büroarchitektur.
Welchen Status hat die Architekturfotografie heute? Einerseits sorgen die Bilder für die massenhafte mediale Verbreitung von Bauwerken. Andererseits schaffen die Fotografen durch ihre Haltung, Interessen und Stil individuelle Bilder der gebauten Wirklichkeit. Sie erzählen Geschichten der Gebäude, entscheiden, ob sie diese belebt oder unbelebt, inszeniert oder naturalistisch, mit oder ohne Kontext zeigen, als Neubau oder im Gebrauch. Welche Auswirkungen hat dieser fotografische Blick auf die Vermittlung der Gebäude und ihrer Architekten? Viele Architekten arbeiten über Jahre mit bestimmten Fotografen zusammen. Wie stark beeinflussen diese Bilder den Entwurf? Welche schaffen Aufmerksamkeit und neue Perspektiven? In Zeiten der Bilderflut, in der Fotos und Renderings kaum mehr zu unterscheiden sind, beleuchtet die Publikation den Beitrag der Architekturfotografie und gewährt einen Blick hinter die Kulissen. Acht bildreiche Kapitel untersuchen die Beziehungen zwischen Architektur und Fotografie und bringen unterschiedliche Positionen in einen spannenden Dialog. Erkenntnisgewinn und Schauvergnügen gehen Hand in Hand. Mit Essays von Angelika Fitz, Elke Krasny, Gabriele Lenz und Philipp Ursprung sowie Fotografien von zahlreichen Künstlern.