John Cleland war ein englischer Romanautor, dessen Werk die Grenzen der Zensur und gesellschaftlichen Normen seiner Zeit untersuchte. Sein Stil wird oft als spielerisch und provokativ beschrieben, da er keine Angst hatte, mit Sprache und Themen zu experimentieren. Cleland konzentrierte sich auf Themen wie Freiheit, Sexualität und sozialen Status und regte die Leser an, über konventionelle Vorstellungen nachzudenken. Seine Schriften bieten einen faszinierenden Einblick in das literarische und soziale Klima des 18. Jahrhunderts.
Die Erzählung folgt der jungen Fanny Hill, die nach dem Verlust ihrer Familie in die Welt der Prostitution eintaucht. Durch ihre Erlebnisse in London und die Begegnungen mit verschiedenen Männern und Frauen entfaltet sich ein Bild von Lust und Verlangen im 18. Jahrhundert. Cleland thematisiert die gesellschaftlichen Normen und die Suche nach persönlichem Glück inmitten von Verführung und Leidenschaft. Die Mischung aus erotischen Abenteuern und einer kritischen Betrachtung der Moral der Zeit macht das Werk zu einem bedeutenden Klassiker der literarischen Erotik.
Erotische Bibliothek Band 4: Die Memoiren der Fanny Hill von John Cleland Sammlung klassischer erotischer Werke der Weltliteratur Ein erotischer Briefroman, in dem die glücklich verheiratete Fanny Hill auf ihre erotischen Abenteuer zurückblickt. Die junge Fanny, ein Waisenkind, kommt mit fünfzehn Jahren nach London, wo sie gezwungen wird, sich als Prostituierte zu verdingen. Sie wird von einem Gentlemen gerettet, der sie in die Geheimnisse der romantischen und körperlichen Liebe einführt. Als dieser jedoch nach Übersee abreisen muss, wird Fanny doch zur Prostituierten, vorübergehend die Mätresse eines reichen Mannes und landet in einem Edelbordell, bevor ihr Geliebter schließlich zurückkehrt und sie heiratet.
Fanny schildert, wie sie als Waisenkind mit fünfzehn Jahren nach London kommt, wo sie von einer Kupplerin aufgenommen wird, die Fanny zur Prostituierten machen will. Fanny wird allerdings von dem jungen Gentleman Karl aus dem Bordell gerettet und mit der wirklichen – körperlichen und seelischen – Liebe bekannt gemacht. Als Karl jedoch von seinem Vater in Geschäftsdingen nach Übersee entsandt wird, steht Fanny wieder alleine da und wird nun tatsächlich zur Prostituierten, um zu überleben. Vorübergehend kommt sie als Mätresse eines reichen Mannes unter, wird von diesem jedoch davongejagt, als er sie dabei ertappt, wie sie ihn mit seinem Laufburschen betrügt. Längere Zeit kommt sie im Etablissement einer Mrs. Cole unter, die ein als Putzmacherladen getarntes Edelbordell betreibt. Obwohl Fanny hier beträchtliche erotische Künste entwickelt, auf diese Weise zahlreiche, besonders ältere Kunden erfreut und auch selbst durchaus an ihrer Arbeit Gefallen findet, vergisst sie nie ihren geliebten Karl. Endlich hinterlässt ihr ein älterer Kunde und Junggeselle sein beträchtliches Vermögen sowie die Einsicht, dass geistige Genüsse noch höher einzustufen seien als körperliche. Karl heiratet nach seiner Rückkehr Fanny und sie kann das Bordell verlassen. Stilistisch gelingt es Cleland, die Schwülstigkeit vieler späterer erotischer Romane durch Eleganz, treffende Ausdrucksweise und Anspielungen auf Bildungsgut zu vermeiden; dies passt nicht ganz zur angeblichen Verfasserschaft der eher ungebildeten Fanny Hill. Auch inhaltlich wird die Fiktion nicht durchgehalten: die erotischen Szenen werden deutlich aus männlicher Perspektive geschildert, indem eine starke Betonung auf den ‚weiblichen Reizen‘ liegt, während die männlichen Protagonisten weithin blass bleiben. Wo sie doch geschildert werden, wird meist lediglich ihre sexuelle Potenz betont, was ebenfalls eher zum klassischen maskulinen Selbstbild passt als zu einer authentischen weiblichen Sicht der Erotik.
John Cleland: Fanny Hill oder Geschichte eines Freudenmädchens Erstdruck: London 1749 [recte 1747/48]. Erste deutsche Übersetzung, anonym erschienen: »Die Memoiren der Fanny Hill«, London [fiktive Ortsangabe] 1782. Neuausgabe. Herausgegeben von Karl-Maria Guth. Berlin 2016. Textgrundlage ist die Ausgabe: John Cleland: Fanny Hill oder Geschichte eines Freudenmädchen zum erstenmal in das Deutsche übertragen von Dr. Martin Isenbiel, [o.O.]: Privatdruck, 1906 [Das Geheimkabinet. Eine Sammlung seltener Erotica und Curiosa aller Zeiten und Völker. Herausgegeben von Dr. Martin Isenbiel. Dritter Band]. Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe als Marginalie zeilengenau mitgeführt. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage. Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt.